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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff
Autoren: Hubert Haensel
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Gestalt.« Tertish stieß ihr Seelenschwert in die Scheide zurück, denn die Shrouks waren geschlagen. »Es muß ein gewichtiger Grund vorliegen, daß er sich so zeigt.«
    »Wie willst du dafür sorgen, daß die Königscruse nicht im falschen Moment zuschnappt?« wandte Mythor sich an Ioban.
    Der Alte lächelte.
    »Egal, welche Größe eine Cruse erreicht hat, streue Salz auf ihre Ränder, und sie kann nicht umhin, sich zu öffnen. Natürlich gibt es auch andere Mittel, aber Salz ist am verläßlichsten.
    Viele Riffbewohner verstehen sich ausgezeichnet darauf, den Crusen auf diese Weise Beutestücke wieder zu entlocken. Oder wir legen ihnen Fremdkörper ein, um diese von den Absonderungen der Tiere umhüllen zu lassen.«
    »Wie eure Toten?« wollte Xyrana wissen.
    »Die Seele stirbt, wenn der Körper vergeht«, erwiderte Ioban überrascht. »Aber sie schläft nur, wenn ihre Hülle erhalten bleibt und wird so die Wonnen des Jenseits auskosten können. Kein einbalsamierter Leichnam ist so unvergänglich wie ein von den Absonderungen einer Cruse umschlossener Körper. Ein zweiter Leib aus Perlmutt umgibt unsere Toten, wenn wir sie der Strömung anvertrauen.« Er gab dem vierarmigen Krieger einen Wink, woraufhin dieser sich rasch entfernte. »Yurkas wird Kundige herbeiholen, die die Königscruse daran hindern werden, sich zu schließen.«
    »Also, gehen wir«, sagte Tertish.
    »Nein.« Mythor zog sie am Arm zu sich herum. »Wenn sich jemand in Gefahr begibt, dann ich.«
    Die Kriegsherrin schwieg, weil sie erkannte, daß er keinen Widerspruch duldete. Vielleicht fürchtete er, seine Freunde durch den Dämon zu verlieren.
    »Ich werde dich dennoch begleiten.«
    »Auch du nicht, Ioban.«
    »Wie willst du den Kristall finden, wenn er nicht größer ist, als du sagtest? Ich hingegen weiß, welchen Weg jede zu verdauende Beute der Crusen nimmt.«
*
    Das Fleisch der Königscruse war weich und nachgiebig, und es zog sich schmatzend an den Stiefeln empor, sobald man länger als einige Atemzüge an ein und derselben Stelle verharrte.
    Ein überaus strenger Geruch raubte Mythor schier den Atem. Von unzähligen kleinen Lachen schillernder, zäher Flüssigkeit stiegen zudem Dämpfe auf, die die Sicht auf weniger als zwanzig Schritt beschränkten.
    Es war eine seltsame Umgebung, in der Mythor sich klein und verloren vorkam. Und wäre nicht Ioban neben ihm gewesen, dies alles hätte ihm wie ein böser Traum angemutet.
    Er wußte nicht wohin, doch der Ay zeigte ihm den Weg, den der Dämon vor ihnen genommen hatte. Allmählich veränderte sich der Geruch. Ein Hauch von Pestilenz, der zunehmend intensiver wurde, schwängerte die Luft.
    »Dort!« Ioban blieb abrupt stehen und streckte einen Arm aus.
    Zwei große Augen brannten aus der Düsternis hervor wie die Lichter einer Raubkatze. Sie standen schräg zueinander und leuchteten in verzehrender Glut.
    Mythor fühlte eine seltsame Schwäche in seinen Gliedern aufsteigen, aber er unterdrückte das leichte Zittern, indem er wild entschlossen seine Schritte beschleunigte.
    Die Augen starrten ihn unverwandt an. Und da war ein wütendes, bedrohlich klingendes Fauchen.
    Mythors Rechte umkrampfte Alterns Knauf. Er bemerkte, daß Ioban hinter ihm zurückblieb. Es machte ihm nichts aus.
    Der Gestank nach Pestilenz wurde schier unerträglich. Das mußten die Ausläufer der Giftwolke sein, die den Dämon umgab. Mythor wußte nicht, wie lange er diese Luft atmen konnte, die sich beklemmend auf seinen Brustkorb legte und sein Herz ungleichmäßig schlagen ließ. Es war ihm auch egal.
    Weiße, gebogene Fangzähne blitzten in einem weit aufgerissenen Rachen. Wie ein horniger Fleischklumpen nahm eine riesige, plattgedrückte Nase mit bebenden Flügeln mehr als die Hälfte des Kopfes für sich ein. Jeder Atemzug erinnerte an Kettengerassel.
    Ein kräftiger, langer Schwanz peitschte das Crusenfleisch. Mythor sah zwei mächtige, klauenbewehrte Pranken sich ihm entgegenrecken. Und er sah es wie Schlangen aus dem Dämonenschädel hervorsprießen.
    Er schauderte.
    Die Erscheinung drohte zu verblassen, als er vorsprang und mit Alton zuschlug. Dröhnendes Gelächter antwortete ihm, von der Seite zuckte der Schwanz heran und peitschte schmerzhaft gegen seine Beine. Mythors Reaktion erfolgte zu spät.
    Eine Klaue zuckte aus dem Dunst hervor…
    Die Reißzähne schlugen unmittelbar vor ihm zusammen…
    Mythor strauchelte, kämpfte um sein Gleichgewicht, mußte sich verteidigen und zugleich angreifen. In seiner Lunge
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