Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
überwiegend bediente. Alton, das sich warm in Mythors Hand schmiegte, bildete da eine rühmliche Ausnahme.
    Als dunkler Schatten wuchs die Königscruse vor ihm auf. Gut sechshundert Schritt mochte sie durchmessen. Ihr Anblick ließ Mythor zögern, denn unwillkürlich dachte er daran, wie schwer es sein mußte, den DRAGOMAE-Kristall zu finden.
    Brüllend stürzten sich mehrere Shrouks auf ihn. Vergessen waren plötzlich alle Zweifel, eine innere Ruhe stieg in ihm auf und ließ ihn nur noch die Gegner sehen. Breitbeinig stand er da, ließ Alton aus dem Handgelenk heraus kreisen und umfaßte dann das Heft mit beiden Händen, wobei er das Schwert mit der Spitze von sich hielt.
    Der erste Shrouk schleuderte eine Streitaxt. Mit blitzschnellem Hieb lenkte Mythor sie ab, im nächsten Moment hatte er seine vorherige Haltung wieder eingenommen.
    Die Dämonenkrieger schienen verwirrt.
    Sie wurden vollends überrascht, als ihr vermeintlich unterlegenes Opfer unvermittelt auf sie zuschnellte und das Schwert mit weit ausholenden, kraftvollen Bewegungen schwang.
    Zwei Shrouks brachen lautlos zusammen, die anderen zeigten jedoch, daß sie nicht minder gute Krieger waren. Sie griffen von verschiedenen Seiten her an, und gegen drei von ihnen zugleich hätte wohl auch eine Amazone nur schwerlich bestehen können.
    Kurz und hastig ging Mythors Atem. Er war schweißüberströmt; eine beginnende Schwäche ließ seine Arme zittern.
    Alton durchdrang die Rüstung eines Shrouks, als bestünde sie aus Leder und nicht aus mattglänzendem, dunklem Eisen. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Mythor eine Bewegung wahr. Er warf sich herum, konnte aber nicht mehr verhindern, daß die Breitseite eines Schwertes hart auf seinen Nacken schmetterte. Der Hieb hätte ihn fast von den Füßen gerissen. Er taumelte, stieß mit Alton dennoch mehr instinktiv zu und spürte, wie das Gläserne Schwert einen kurzen Widerstand überwand. Ächzend brach ein weiterer Dämonenkrieger zusammen.
    Um ihn herum begann alles sich zu drehen. Er wollte nach Tertish rufen, doch nur ein klägliches Stöhnen drang über seine Lippen. Das Schwert in seinen Händen wurde unsagbar schwer, er hatte Mühe, es abwehrend hochzureißen, und als er einen weiteren Hieb parierte, war ihm, als würde sein ganzer Körper zusammengestaucht.
    Mythor wußte, daß er verloren war. Jeden Moment mußte er die tödlichen Klingen der beiden Shrouks spüren. Seltsamerweise empfand er keine Furcht. Nur, wer würde das Erbe des Lichtboten fortführen?
    Ein gellender Aufschrei brach abrupt ab. Unmittelbar neben Mythor stürzte jemand.
    »Hinter dir!« Das war Iobans Stimme.
    Von jäher Hoffnung durchströmt, wandte Mythor sich schwerfällig um. Durch den Schleier brennenden Schweißes hindurch, der nicht von seinen Augen weichen wollte, gewahrte er den letzten der Dämonenkrieger. Eine unheimliche Fratze starrte ihn an, und die glühenden Augen verengten sich, als jäh eine blutige Streitaxt hochzuckte. Mythor ließ sich einfach nach vorne fallen, und Altons Spitze drang dem Shrouk ins Herz.
    Schwer atmend blieb er liegen, bis ein weißbärtiges Haupt sich über ihn beugte.
    »Deine Carlumer schlagen die Shrouks überall zurück.«
    Stöhnend fuhr Mythor sich mit der Linken über den Nacken. Als er dann seine Finger betrachtete, waren sie rot von halb geronnenem Blut.
    »Es ist nur eine Fleischwunde«, sagte Ioban. »Du hattest Glück.«
    Mythors Blick streifte den Dämonenkrieger, auf dessen Brustkorb sich ein rotbraunes Etwas wie eine kleine Schlange wand, dann sah er den Ay fragend an.
    »Vielleicht ist dies der Tag meiner Bewährung«, meinte Ioban, »und ich kann mich rühmen, dem Sohn des Kometen beigestanden zu haben. Wenn ich noch an die Fügungen des Schicksals glauben könnte, würde ich sagen, daß ich einzig deshalb durch Quidas Böses Auge in die Schattenzone verschlagen wurde.«
    »… um mich vor der Streitaxt eines Shrouks zu bewahren?« Entsetzt starrte Ioban an Mythor vorbei, und als dieser sich umwandte, sah auch er, daß die Königscruse sich langsam öffnete und die Giftwolke in sie eindrang.
    Zum ersten Mal wurde erkennbar, was mit den Shrouks ins Crusenriff gekommen war. Mythor verspürte plötzlich eine eisige Kälte auf seiner Seele.
    »Was… was ist das?« brachte Ioban würgend hervor.
*
    Nachdem der Beuteldrache erst lange Zeit über den monotonen Bewegungen des Steuerpendels zugesehen hatte, blickte er nun schon mindestens ebenso lange abwechselnd durch die beiden Augen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher