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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff
Autoren: Hubert Haensel
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des Widderkopfs hinaus auf die schroffen Hänge des Crusenriffs, ohne auch nur mit einem einzigen Wort erkennen zu lassen, wonach er Ausschau hielt. Die beiden Aasen, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihn immer wieder dumm anzureden und im übrigen ihre Nasen aneinander zu reiben, beachtete er nicht.
    »Wahrscheinlich ist er auf den Kopf gefallen, als er ins Riff hinauskatapultiert wurde«, bemerkte Heeva spöttisch. »So dumm kann sich auch nur ein Beuteldrache anstellen.«
    Gerreks einzige Reaktion bestand darin, daß sein Rattenschwanz hart auf den Boden schlug.
    »Wahrscheinlich kocht und brodelt es in ihm«, fuhr Heeva fort. »Auf jeden Fall hat er sich verändert. Wenn ich allein daran denke, wie er sich früher uns gegenüber aufgespielt hat…«
    Weder sie noch Lankohr vermochten zu sagen, zum wievielten Mal Gerrek inzwischen eine stumme Wanderung um den Steuertisch antrat. Bezeichnend tippte Heeva sich an die Stirn, aber als sie erneut zu einer spöttischen Bemerkung ansetzen wollte, hielt Lankohr ihr überraschend den Mund zu.
    »Hmmm, haa hmmm«, machte sie und stieß Lankohr die Faust in den Bauch. »Sag mal, bist du ebenfalls übergeschnappt? Ich…«
    Wortlos zog er sie mit sich und ließ ihre Arme erst in der angrenzenden Magierstube wieder los. Heeva war völlig überrascht.
    »Gerrek wartet nur darauf, daß er endlich allein ist«, flüsterte er. »Es wird Zeit, ihm seinen Willen zu lassen.«
    Heeva verstand vermutlich überhaupt nichts, während Lankohr bereits vorsichtig seinen Kopf in die Türöffnung schob.
    Eine Weile stand Gerrek wie angewurzelt, und der Aase befürchtete schon, seinen Verdacht zu unrecht zu hegen, aber dann stützte der Beuteldrache sich mit der Linken auf den Steuertisch auf, während er mit der anderen Hand nach einem der Kristalle griff und diesen, ohne ihn angesehen zu haben, in seinem Hautbeutel verschwinden ließ.
    Der zweite DRAGOMAE-Baustein ging den Weg des ersten.
    Lankohr packte den nächstbesten ihm zugänglichen Gegenstand – zufällig handelte es sich um einen Zauberstab – und stürmte auf die Brücke.
    »Bist du von Sinnen?« schrie er Gerrek an, der wie ein ertappter Sünder herumfuhr.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Oh doch. Weil deine Dieberei ganz Carlumen gefährdet.«
    Gerrek hatte sich bereits wieder den Kristallen zugewandt und schickte sich an, einen weiteren von seinem Platz zu entfernen.
    »Ich warne dich«, sagte Lankohr und hob drohend den Zauberstab. »Wenn du nicht sofort deine dreckigen Finger zurückziehst, werde ich dich in eine quiekende Ratte verwandeln. Niemand kann zulassen, daß Yhr ihre Freiheit…« Er stockte, als der Beuteldrache unvermittelt zusammenzuckte. »Oder doch? Was ist los mit dir?«
    Ein bösartiges Zischen erklang. Lankohr starrte Gerrek entgeistert an.
    »Du machst gemeinsame Sache mit ihr! Ausgerechnet du?« Er winkte Heeva. »Nimm die Kristalle aus seinem Beutel und lege sie zurück. Und du«, wandte er sich erneut an den Beuteldrachen, »wage nicht, dich zu rühren. Die Kriegerinnen machen liebend gern Jagd auf Ratten.«
    Gerrek zitterte wie Espenlaub.
    »Yhr wird mich bestrafen. Sie hat mich gerettet und verlangt von mir…«
    »Quatsch!« fuhr Lankohr ihm ins Wort.
    Das Zischen klang bedrohlicher. Doch als die Aasen begannen, die Kristalle auf dem Siebenstern zu verrutschen, brach es abrupt ab.
    »Sieh hinaus!« befahl Lankohr. »Vielleicht erkennst du Narr dann, daß die Schlange keine Macht über uns hat.«
    Unmittelbar vor Carlumen wand sich der bunt schillernde Schlangenkörper in wilden Zuckungen. Und Yhr biß sich selbst in den Schwanz.
    »So«, behauptete Lankohr, »springt man mit dem Biest um.«

7.
    Wie mit magischer Gewalt angezogen, vermochte Mythor den Blick nicht abzuwenden. Der Anblick dieses unheimlichen, unvorstellbaren Geschöpfs ließ ihn selbst die Schmerzen vergessen, die er noch immer empfand.
    Ioban wiederholte seine Frage – in einem Tonfall allerdings, der erkennen ließ, daß er die Antwort längst selbst gefunden hatte, daß er sich jedoch davor scheute, seine Gedanken auszusprechen.
    »Wir müssen ihm folgen«, sagte Mythor.
    Der Ay nickte zögernd.
    »In erster Linie müssen wir dafür sorgen, daß die Königscruse sich nicht schließt, denn das würde wegen der Giftwolke ihren baldigen Tod und damit auch das Ende sämtlicher Crusenkolonien bedeuten.«
    »Ein Dämon!« flüsterte es neben Mythor. »Deshalb haben die Shrouks wie die Löwen gekämpft. Ein Dämon in seiner wahren
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