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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Autoren: Colleen Gleason
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dafür sorgte, dass ihr Gesicht über Wasser blieb. Er hievte sie auf trockenen Boden, wo Pesaro und Brim gerade nach unten geklettert kamen.
    Heller Lichtschein flackerte hinter ihm, als er sie mit dem Gesicht zur Seite auf den Bauch drehte. Überall war Blut, ihr Gesicht aufgeschürft und voller Kratzer, ihr Haar ein Gewirr aus Locken, ihr Körper kalt und weiß. »Nein, Victoria, verdammt«, flüsterte er.
    Sebastian merkte, dass die anderen von hinten, von der Felswand aus, mit Fackeln in der Hand auf ihn zukamen. Er küsste ihr kaltes Gesicht, strich ihr die Haare aus den Augen und zwang sich dazu, nicht an Giulia zu denken … nicht wieder an einen Verlust zu denken.
    Und nicht an Bemis Goodwin. Bei Gott, nicht an solche wie Bemis Goodwin.
    Er versetzte ihr einen festen Schlag zwischen die Schulterblätter und schüttelte sie verzweifelt.
    Victoria hustete, und Sebastian rollte sie auf die Seite. Wasser quoll aus ihrem Mund, und sie hustete noch mehr, wobei sie am ganzen Körper zuckte und bebte. Jemand – Brim – reichte ihm eine trockene Jacke, und er wickelte sie darin ein. Der helle Fackelschein umhüllte sie und beleuchtete ihr Gesicht, die Hautabschürfungen, die drei Schnitte auf ihrer Wange, all die anderen Kratzer.
    Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, aber schließlich begannen ihre Lider zu flattern und sich zu heben. Sebastians Atemzüge wurden leichter … Sie öffnete die Augen und schaute ihn an. Sie schaute ihn an, und er lächelte, spürte, wie sich ein Mundwinkel nach oben zog.
    Und dann schweifte ihr Blick weiter, ihre Augen richteten sich auf jemanden, der hinter ihm stand. Ihre Lippen bewegten sich.
    Sebastian erkannte den Blick. Las den Namen, den ihre Lippen formten. Er sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Es war seine Hand, die sie umklammerte, ihre kalten Finger, die seine quetschten. Aber ihr Blick war nicht für ihn bestimmt.
    Er hatte es geahnt, schon viel zu lange. Vielleicht hatte er es auch immer gewusst, und das war der Grund für die Feindseligkeit, den Missklang, die Zwietracht. Er hatte gehofft, einfach nur gehofft, dass er Unrecht hatte.
    Die Hoffnung schwand und hinterließ nur Leere.
    Er hatte verloren.

Kapitel 29
Ein Au Revoir
    W ayren umarmte Victoria und umhüllte sie dabei mit einer Wärme, die an mütterlichen Trost erinnerte … dann löste sie sich von ihr, um ihr in die Augen zu schauen. Forschend. »Ja, tatsächlich«, sagte sie, und Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. »Es ist fort.«
    Victoria sah sie an. »Du konntest es sehen?«
    Die Frau nickte. »Ein Schatten, vielleicht gar nicht so unähnlich wie das, was du in den Augen der Vampire gesehen hast, die bei Tage umgingen. Ich muss allerdings gestehen, dass es mir jetzt mehr auffällt, wo es nicht mehr da ist.«
    Es war spät am Abend, nachdem Victoria fast im Abwasserkanal ertrunken wäre. Tante Eustacias Salon war mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl von Venatoren gefüllt: Brim, der bei weitem der Schwerste von allen war, Michalas, Sebastian, Max … und auch Kritanu, der trotz des Verlustes seiner Hand und zahlreicher Vampirbisse immer noch in besserer körperlicher Verfassung zu sein schien als die beiden Letzteren. Er saß schweigend, beobachtend in Eustacias Sessel neben dem Beistelltischchen.
    Victoria sah erst Michalas und Brim an und richtete ihren Blick dann auf Sebastian. Er schaute sie unverwandt an, als würde er ihren Anblick förmlich in sich aufsaugen. Fast wäre sie errötet. »Ihr habt ja ziemlich lange gebraucht, um uns zu helfen«, meinte sie mit leicht amüsierter Stimme, in dem Bemühen heiter zu wirken … obwohl alles in ihr in Aufruhr war. Sie hatte Schmerzen. Ihr Körper tat weh, brannte und verlor immer noch Blut. Sie wäre bestimmt tot gewesen, wäre sie kein Venator. »Ich fing schon an, mich zu fragen, ob wohl etwas passiert ist.«
    »Du wusstest, dass wir kommen würden«, entgegnete Sebastian. »Es war dein Plan, und er klappte reibungslos … außer dass an Barths verdammter Kutsche eine Achse brach, deshalb haben wir uns verspätet.«
    Brim lachte. »Sebastian war kurz davor, den Mann umzubringen, als wäre die gebrochene Achse seine Schuld.«
    »So wie er fährt, ist das wahrscheinlich auch so«, meinte Max aus der Ecke, wo er saß. »Dadurch hätten wir beinahe alles verloren.« Seine Erbitterung hing schwer in der Luft.
    Es herrschte eine spannungsgeladene Stille, und dann ergriff Victoria das Wort. »Aber das haben wir nicht«, meinte sie beschwichtigend.
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