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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Autoren: Colleen Gleason
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verebbte. Als sie wieder aufschaute, bemerkte sie Sebastians Blick, der auf ihr ruhte. Er sah sie an, und ein kalter Ausdruck lag auf seinem gut aussehenden Gesicht.
    Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder daran erinnerte, was passiert war; dann stieg erneut die Wut über seinen Verrat in ihrem schmerzenden Körper hoch: Er hatte sich am Konsilium vergriffen, er hatte die Venatoren bestohlen.
    Der Mann, der manchmal ihr Liebhaber und manchmal ihr Feind war, hatte sie in einem weit höheren Ausmaß hintergangen, als sie je erwartet hätte.
    Er war ein Venator. Ein Abkömmling der Gardella-Familie und Vampirjäger, der seinem R uf aus Loyalität zu seinem Urururgroßvater Beauregard – einem der mächtigsten Vampire – lange Jahre nicht gefolgt war.
    Ihre Wut ließ ein wenig nach, als ihr noch etwas anderes wieder einfiel: Sebastian, der sich zwischen sie und Beauregard warf. Sebastian, der sogar noch, als sie einen für Beauregard bestimmten Pflock in seine Schulter stieß, brüllte, dass sie verschwinden sollte … und dann das Blut, Blut, das eigentlich nicht da sein sollte … sogar jetzt war der verkrustete Fleck noch auf seinem durchgeschwitzten Hemd zu sehen.
    Und dann ergriff eine weitere Erinnerung Besitz von ihr. Eine düstere, doch klare Erinnerung an Sinnlichkeit und heftiges Verlangen … tiefe Schatten und gefährliches Begehren und Hitze … Hände, Lippen, Zunge … dann wieder Sebastian mit fahlem und verzweifeltem Gesicht, der Beauregard anflehte, sie gehen zu lassen.
    Der Klang ihres Lachens, das heiser und rau, tief aus ihrem Inneren aufstieg. Spöttisch. Abweisend.
    Und dann das schöne Antlitz von Sebastians Großvater, das sich mit seinen schimmernden, tödlichen Reißzähnen und seinen heißkalten Lippen über sie neigte.
    Oh Gott.
    »Was ist mit Beauregard?«, fragte sie plötzlich, und der Tonfall ihrer Stimme ließ jetzt nicht mehr zu, dass man sie einfach ignorierte. Sie setzte sich auf, und der Raum drehte sich fast gar nicht mehr.
    »Er ist tot«, erklärte Max mit ausdrucksloser Stimme. Sein Gesicht lag immer noch im Schatten. Erleichterung durchströmte sie, und sie schaute Sebastian an. An seiner Miene konnte sie erkennen, dass ihm das Unmögliche gelungen war: Er hatte den sechshundert Jahre alten Vampir, der sein Großvater gewesen war, getötet.
    Victoria griff nach seiner Hand, und seine Finger schlossen sich um ihre. Sie drückte sie dankbar und entschuldigend. »Schließt du dich uns jetzt wieder an?«, fragte sie mit der kräftigen, fordernden Stimme von Illa Gardella, der Anführerin der Venatoren.
    »Ja, das werde ich.«
    Und dann erinnerte sie sich wieder mit verspätetem Entsetzen: Max.
    Victoria drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Seine bemüht ausdruckslose Miene sagte ihr alles, was sie wissen musste. Sebastian mochte vielleicht seinen ihm zustehenden Platz unter den Venatoren einnehmen, aber Max war dies verwehrt. Er hatte seine Venatoren-Kräfte aufgegeben, um der Macht zu entkommen, die Lilith die Dunkle, die Königin der Vampire, über ihn gehabt hatte.

Kapitel 1
Zwei Hunde umkreisen sich
    L ilith wird erst merken, dass ich ihren Bann gebrochen habe, wenn sie versucht, ihren Einfluss auf mich geltend zu machen«, erklärte Max. Die Erschöpfung ließ seine Muskeln zittern, und er hätte schwören können, dass er spürte, wie seine Augen tiefer in ihren Höhlen versanken.
    Das letzte Mal hatte er sich vergangenen Herbst so zerschlagen und leer gefühlt, nach dem Kampf mit Nedas, Liliths Sohn: Max war gezwungen gewesen, Eustacia zu töten, seine Mentorin und Victorias Großtante. Eustacia war eine der mächtigsten Venatoren gewesen, die je gelebt hatten. Sie hatte Max befohlen, sie zu opfern, damit er nahe genug an Nedas herankam, um ihn und den mächtigen, dämonischen Obelisken zu zerstören, den jener in seinen Besitz gebracht hatte.
    Es war das Schwerste gewesen, was er je getan hatte.
    Und jetzt war es so weit, er würde die Venatoren für immer verlassen.
    Es war erst eine Stunde her, dass Victoria aus ihrem Martyrium erwacht war, und er hatte sich mit Wayren in ihre Bibliothek hier im Konsilium – dem unterirdischen Hauptquartier der Venatoren – zurückgezogen, um über seine Zukunft zu sprechen. Sie hatten Sebastian Vioget bei einer bleichen, hohlwangigen Victoria zurückgelassen, um die er herumscharwenzelte.
    Dagegen war wohl nichts zu sagen; tatsächlich war es ziemlich offensichtlich, woher der Wind wehte. Nichtsdestotrotz hatte Max
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