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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Autoren: Colleen Gleason
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sie plötzlich etwas hörte – das Rauschen von Wasser. Dann spürte sie ein leichtes Prickeln im Nacken. Ihr Ekel vor der dunklen, schleimigen Umgebung verschwand und wich der vertrauten, gespannten Aufmerksamkeit und einem kalten Lächeln.
    »Aha«, sagte er und neigte den Kopf, als versuchte er besser zu hören. »Endlich. Gerade als ich schon dachte, es hätte keinen Sinn mehr.«
    »Wir sind nicht allein«, murmelte Victoria, während das Kribbeln zu einem ausgewachsenen Frösteln wurde.
    »Untote?« Er passte seine Stimme ihrer Lautstärke an.
    Sie schaute zu ihm auf. »Spürst du sie denn nicht?«
    »Jetzt, wo du es sagst, schon«, erwiderte er. »Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, da wir in der Nähe des Ortes sind, nach dem ich gesucht habe.«
    Plötzlich spritzte Wasser hinter ihnen auf, und Victoria wirbelte herum, um dem rotäugigen Vampir, der aus dem Nichts aufgetaucht war, entgegenzutreten. Anscheinend hatte er gedacht, er hätte es mit einem langsamen, schlecht genährten Lumpensammler zu tun, denn der Halbdämon hatte sich noch die Zeit genommen, die Ärmel seines tristen Hemds hochzukrempeln, und dieser Hang zu Äußerlichkeiten war sein Untergang.
    »Sie hätten Manschettenknöpfe tragen sollen«, meinte Victoria im Plauderton, ehe sie ihn pfählte und in untoten Staub verwandelte. Sie pustete die Spitze ihres Pflocks sauber und drehte sich wieder zu Sebastian um, der sie mit einem seltsamen Lächeln musterte.
    Aber ehe sie sich fragen konnte, was das Lächeln zu bedeuten hatte, glätteten sich seine Gesichtszüge wieder, und er hielt die Fackel höher. »Pass auf«, sagte er und zeigte nach vorn.
    Als sie weiter durch die schwappende Brühe stapfte, sah sie, was er meinte. Das Abwasser stürzte nur ein paar Schritte weiter ins Nichts. Eine Mauer erhob sich jenseits des Wasserfalls. Sie waren also eindeutig in einer Sackgasse gelandet. »Was nun?«
    »Da.« Er zeigte mit der Fackel auf einen grob behauenen Sims, der aus dem Matsch schräg nach oben anstieg.
    Der Sims war aus der Wand herausgehauen und gerade breit genug, dass ein Mensch … »Ist das ein Eingang?« Victoria sah an der dunklen Wand hoch, die sich vor ihnen erhob.
    »Kannst du ihn von hier aus sehen?« Sebastian hielt die Fackel höher und beleuchtete dadurch alles ein bisschen besser.
    »Was ist da oben?« Victoria begann bereits, den schrägen Sims hinaufzuklettern, wobei sie den Pflock nicht losließ. Bei jedem Schritt tropfte Wasser von ihren Stiefeln auf den Fels nach unten.
    »Etwas, von dem du bestimmt fasziniert sein wirst«, sagte er, plötzlich sehr dicht hinter ihr. »Vielleicht bekomme ich ja eine Belohnung von dir, weil ich es dir gezeigt habe.« Sein Atem strich warm seitlich über ihren Hals, der unbedeckt war, weil sie den langen, einzelnen Zopf in ihren Umhang gesteckt hatte.
    »Nur wenn es Liliths Staub ist, was ich im höchsten Maß bezweifle«, erwiderte sie. Ihr Herzschlag geriet etwas aus dem Takt, als er hinter sie trat. »Aber du kannst natürlich weiter hoffen.«
    Seit sie aus R om gekommen waren, hatte Sebastian überaus deutlich gemacht, wie gern er in ihr Bett zurückkehren würde – nicht dass er tatsächlich jemals drin gewesen wäre, denn sie waren nur zweimal miteinander intim gewesen, und beide Male hatten sie sich dabei nicht in irgendwelchen Schlafzimmern befunden.
    Doch sie war noch nicht bereit, ihn in ihr Bett zu lassen, und zwar aus einer Vielzahl von Gründen – unter anderem weil ihr bei der Vorstellung, ihm zu vertrauen, noch immer unbehaglich war.
    An der oberen Kante des Simses angekommen – die etwa zwei Meter über dem Wasserfall lag – stand sie endlich vor der Öffnung. Der Eingang war im dunklen Schein der feuchten Wände und dadurch, dass er etwas schräg und so hoch lag, schlecht zu erkennen. Kein Mensch hätte ihn in dieser unangenehmen, düsteren Umgebung bemerkt, außer er hätte danach gesucht oder war ein Vampir, der im Dunkeln sehen konnte.
    Victoria wusste nicht recht, was sie erwartete, als sie durch den Spalt trat, aber es war kein kleiner Raum, den sie erblickte. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand in der Dunkelheit lauerte – sie nahm weder die Kälte im Nacken, die einen Untoten angekündigt hätte, noch den leicht fauligen Leichengeruch eines Dämons oder eines anderen Menschen wahr –, trat sie hinein und schaute sich um.
    Mit seinen Steinwänden erinnerte der Raum im flackernden Fackelschein sie sofort an das Konsilium, die
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