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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Autoren: Colleen Gleason
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Räumlichkeiten als den Saal, der hinter ihnen lag. Er mochte vielleicht nicht ganz so gemütlich wie ein Salon in St. James sein mit seinen bequemen Sesseln, Tischen, die mit Nippes vollgestellt waren, und einer Vielzahl von Kerzenleuchtern, aber dieser kleinere Raum wurde offensichtlich benutzt. Oder war zumindest erst kürzlich benutzt worden, den Kleidungsstücken und Decken nach zu schließen, die überall herumlagen.
    Victoria trat hinter Sebastian ein und schloss die Tür hinter sich, damit sie merkten, wenn jemand kam – Untote oder Sterbliche. Nachdem sie das Zimmer betreten hatte, bemerkte sie als Erstes den Geruch, der in der Luft hing.
    Blut.
    Durchdringend. Schwer. Wie Eisen.
    In ihrem Hals zog sich etwas ruckartig zusammen und ihr Magen verkrampfte sich, als sie sich daran erinnerte, wie sie damit überschwemmt worden war – mit dem Geschmack, dem Geruch, der Schwere auf ihrer Zunge, mit dem zähen Fluss durch ihren Hals. Victoria wurde von einem Würgereiz erfasst. Trotzdem bebten ihre Nasenflügel, um den Geruch ganz tief einzuatmen, und Speichel sammelte sich in ihrem Mund.
    Vor ihren Augen begann alles zu verschwimmen. Ein roter Schleier legte sich über den Raum, während sie sich dazu zwang, die mit dem Geruch von Blut durchtränkte Luft tief einzuatmen. Sie schloss die Augen, atmete lange und langsam aus, wobei sie den Geruch verdrängte, um dann wieder, diesmal vorsichtiger, tief Luft zu holen. Der durchdringende Geruch hatte sich etwas verflüchtigt und die Übelkeit ließ nach.
    Sie öffnete die Augen. Der rote Schleier war verschwunden, und sie schwankte jetzt nicht mehr. Das Kältegefühl in ihrem Nacken hatte sich nicht verändert, woran sie erkannte, dass die Vampire immer noch nicht allzu nahe waren. Sie warf einen Blick auf Sebastian und war dankbar, dass er ihre vorübergehende Schwäche – oder was immer es gewesen sein mochte – nicht bemerkt hatte.
    Was war es gewesen?
    Ihre Finger, die sich schwach anfühlten, schlossen sich fester um den Pflock, als wäre er ein Talisman. Dann ging sie zu Sebastian, der vor einem großen Stuhl aus Stein kniete, welcher in der Mitte einer der Wände stand. Mit den staubigen, zerrissenen Kissen und den Marmorlehnen erinnerte er sie an einen Thron. Der weiß-rote Marmor schimmerte kühl im Licht.
    Dicht hinter Sebastian blieb sie stehen. Glänzender Morast klebte immer noch an ihren Stiefeln. Sie sah auf seinen Hinterkopf mit dem dichten, lockigen Haar und beobachtete, wie sich seine Muskeln unter der Jacke bewegten, während er arbeitete. Erst als sie zur Seite trat, sah sie, dass er die beiden vorderen Beine vom Boden abschraubte.
    Sie erkannte, dass es eigentlich gar keine Schrauben waren, als er sie ihr reichte; es handelte sich eher um dicke steinerne Zapfen, die durch die Klauenfüße in den Steinboden getrieben worden waren. Die geschickt geformten Köpfe der Zapfen ließen sie wie einen Teil der Füße des Stuhles erscheinen, wenn sie eingesetzt waren.
    »Unter dem Stuhl muss irgendetwas versteckt sein, von dem Beauregard dir erzählt hat«, sagte Victoria und rollte die fingerdicken Bolzen zwischen den Handflächen. Als sie mit einem dumpfen Klicken zusammenstießen, bemerkte sie, dass der schwere Blutgeruch sie wieder zu überwältigen drohte. Sie schüttelte heftig den Kopf und konzentrierte sich darauf, ganz gleichmäßig zu atmen, bis das Gefühl wieder verschwunden war.
    »Wie immer«, murmelte er, während er sich voller Anmut wieder erhob, »überraschst du mich mit deinem Scharfblick. Wenn ich der Meinung wäre, dass wir genug Zeit haben, würde ich dich hier an Ort und Stelle bis zur Besinnungslosigkeit küssen. Oder vielleicht« – er grinste lüstern und warf einen Blick auf den riesigen Stuhl – »könnten wir den hier ja auch zweckentfremden.«
    Victoria wich einen Schritt zurück, als wolle sie sich außerhalb seiner R eichweite bringen, aber im gleichen Moment kam sie sich schon albern vor. Er bemerkte ihre abwehrende Haltung, und obwohl sein Lächeln nicht schwand, verflüchtigte sich der scherzhafte Ausdruck in seinen Augen. »Na gut, da du offensichtlich gerade lieber etwas anderes tun möchtest, lass uns mal nachschauen, was sich unter dem verdammten Ding befindet.«
    Obwohl der Stuhl sehr schwer war, fiel es Sebastian leicht, ihn wegzuschieben, weil er natürlich seine vis bulla trug. Ein dumpfes Schaben war zu hören, als er ihn beiseite rückte, und jetzt konnte er an die Wand treten, vor der der Stuhl gestanden
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