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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Autoren: Colleen Gleason
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Fingern. Ob er es nun mit Absicht tat oder nicht, konnte sie nicht sagen. Aber es würde ihm ähnlich sehen, seinen Heldenmut auf diese Art und Weise zu demonstrieren. Victoria lächelte. Sie liebte ihn.
    »Nein, bitte nicht.« Er bedachte sie mit seinem schiefen Lächeln, das immer noch die Macht besaß, ein Kribbeln in ihrem Bauch auszulösen; aber eben nicht das richtige Kribbeln. »Mein Stolz wird damit nicht fertig.«
    »Woher wusstest du es?«
    Er legte seine goldenen Hände auf ihre Schultern, wobei er ihren Hals mit einem Finger streichelte. »Jeder konnte es sehen, der sich die Mühe machte hinzuschauen. Ich habe es vorgezogen, das nicht zu tun … und er auch. Victoria …« Seine Stimme nahm einen drängenden Tonfall an. »Er ist deiner nicht wert. Er besitzt nicht die Fähigkeit zu … fühlen. Ich will nicht, dass man dir wehtut. Und doch – nein.« Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen so fest aufeinander, dass sich ein Grübchen bildete, dem jedoch kein bisschen Erheiterung innewohnte. »Ich kann dir nicht alles Gute wünschen oder es gut finden, wenn du mit ihm zusammen bist. Ich kann es einfach nicht. Er hat mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass …« Er unterbrach sich, drückte ihre Schultern und beugte sich nach vorn, um sie zu küssen.
    Es war ein Abschiedskuss – so viel erkannte sie. Oder zumindest ein Au revoir -Kuss und nicht so sehr ein Adieu . Ein Ich-werde-auf-dich-warten -Kuss und kein Schlussstrich.
    Als sie sich von ihm löste, atmete er unregelmäßig. Und um die Wahrheit zu sagen: sie auch. Sebastian weckte Gefühle in ihr. Ja, das tat er. Er entfachte den Funken, weckte Lust und Hingabe … aber das reichte nicht.
    Und als er sie anschaute, sah sie das Begreifen auf seinem Gesicht. Und sie wusste, dass er sich auch jetzt, wie immer, wie ein wahrer Gentleman benehmen würde.
    Victoria wusste, wo sie Max finden würde.
    Sie klopfte, wartete aber nicht darauf, dass er sie hereinbat, sondern öffnete gleich die Tür zu der kleinen Schlafkammer. Der Raum, in dem sie erst heute Morgen erwacht war.
    »Was willst du?« Seine Stimme klang scharf. Verärgert.
    Sie hatte ihn überrascht. Er saß in einem Sessel und las ein Buch.
    Er las ein verdammtes Buch, der Mistkerl.
    Die Haut an Gesicht und Hals und das bisschen, was sie unter dem weiten Hemd, das er anhatte, sehen konnte, war voller Kratzer und aufgeschürft. Die Bisswunden, die Lilith ihm beigebracht hatte, nässten nicht mehr, aber die Stellen waren deutlich zu sehen. Leuchtend rot-violette Male, trotz des gesalzenen Weihwassers, das Wayren darüber gegossen hatte. Aber zumindest würden die Wunden heilen.
    Als er sie anschaute, waren seine Augen ausdruckslos, bar jeden Gefühls, ja, nicht einmal Zorn lag in ihnen.
    »Geht es dir gut?«
    Damit hatte sie das Falsche gesagt. Das wurde ihr in dem Moment klar, als die Worte heraus waren. Sein Blick verfinsterte sich, und sein Gesicht wurde, wenn möglich, noch ausdrucksloser, während er sich erhob.
    »Du hättest da nicht hingehen sollen, Victoria. Du hättest verdammt noch mal wegbleiben und dem Ganzen seinen Lauf lassen sollen.« Er stand da, und die Wut, die er ausstrahlte, war fast körperlich spürbar. »Du wärest beinahe umgebracht worden, du dummes, verwirrtes Frauenzimmer!«
    Sie schluckte. »Ich hatte dir doch gesagt, dass ich kommen würde. Ich hatte nicht die Absicht, dich ihr zu überlassen.«
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen«, donnerte er und hieb mit der Faust auf den Tisch. Ein Glas und eine Karaffe stießen klirrend zusammen. »Wann lernst du endlich, das zu tun, was für jeden richtig ist … und nicht nur das, was du willst? Du verdammt stures, kindisches Frauenzimmer. Du gehst Risiken ein ohne Sinn und Verstand.«
    »Du musst reden«, fuhr sie ihn jetzt genauso wütend an. »Du …«
    »Du bist Illa Gardella«, brüllte er. »Nicht ich!«
    Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Es war anders als der kalte, heftige Zorn, nachdem sie ihn betäubt und eingesperrt hatte. Dies war eine stille, unversöhnliche Wut. Sie war … unbeherrscht. Fast zügellos. Mit einem Anflug von Verzweiflung.
    Das war es: Verzweiflung. Und … Furcht?
    Das brachte sie dazu, weiter in ihn zu dringen.
    »Musst du mich ständig daran erinnern?«, fragte sie. »Wenn es nach dir ginge, würde ich jetzt in irgendeinem verdammten Verlies sitzen, während ihr anderen Venatoren kämpft und euer Leben aufs Spiel setzt.«
    »Ich bin kein Venator mehr, Victoria.« Bitterkeit
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