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Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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fühlte mich gleichzeitig unglaublich angezogen von dem, was er sagte. Ich hatte einen merkwürdigen Geschmack im Mund, und als ich mir die Lippen leckte, wurde mir klar, dass es weniger ein Geschmack war als eine Sehnsucht: eine Sehnsucht nach dem, wovon Ciaran sprach.
    » Ich verstehe das nicht. « Meine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. » Geht es um … «
    » Ich rede vom Gestaltwandeln « , sagte er leise. » Die körperliche Gestalt eines anderen Wesens anzunehmen, um zu einem besseren Verständnis der eigenen Persönlichkeit zu gelangen. «
    Plötzlich ging mir auf, worauf er hinauswollte. Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht mit offenem Mund anzustarren. Ich hatte von Hexen gehört, die Gestaltwandel betrieben – und ich wusste, dass Mitglieder von Amyranth es taten –, aber mir war klar, dass es im Allgemeinen verboten war und als schwarze Magie galt. Natürlich ließ Ciaran sich davon nicht aufhalten.
    » Du machst Witze, oder? « , fragte ich.
    » Nein. Morgan, du musst noch so viel über deine Persönlichkeit lernen. Du musst mir vertrauen – es gibt keine bessere Möglichkeit, sich selbst kennenzulernen, als sich durch die Augen eines anderen Wesens zu betrachten. «
    » Gestaltwandeln? Etwa in einen Habicht? Oder eine Katze? « Das konnte nicht sein Ernst sein. Was bezweckte er damit?
    » Nicht unbedingt in einen Habicht oder eine Katze « , erklärte er. » Eine Hexe kann sich oder jemand anderen nicht in ein beliebiges Wesen verwandeln, wenn dessen Schwingungen demjenigen, der verwandelt werden soll, nicht entsprechen. Wenn man zum Beispiel eine Affinität zu Pferden empfindet und wissen will, wie es ist, durch die Prärie zu galoppieren, dann ist es ziemlich leicht, in die Gestalt eines Pferds zu wechseln. Aber wenn man keine Affinität zu dem Tier empfindet und nichts von dem Geschöpf in sich hat, geht es nicht. Deswegen verwandeln sich Hexen nur sehr selten in Reptilien oder Fische. «
    O Göttin, er meinte das wirklich ernst. Ich versuchte, auf Zeit zu spielen. » Können das alle Hexen? «
    » Nein. Nicht einmal sehr viele. Aber ich kann es, und ich glaube, du kannst es auch. « Er sah mir tief in die Augen, bis ich das Gefühl hatte, wir beide bildeten das ganze Universum. » Was glaubst du, wie ich mich anfühle? « , flüsterte er. » Wie fühlst du dich an? «
    Ein Bild entstand vor meinem geistigen Auge, ein Tier. Ich zögerte, es auszusprechen. Es war das Tier, das in New York in Albträumen zu mir gekommen war – das Tier, das Ciaran und all seine Kinder repräsentierte, auch mich. Ich hatte so viel Angst vor dem, was hier jetzt jeden Augenblick passieren konnte, dass ich überhaupt nichts mehr begriff. Aber wenn ich es nicht verstehen konnte, dann konnte ich es auch nicht richtig fühlen. » Ein Wolf « , sagte ich. » Wir beide. «
    Als er lächelte, war es, als käme der Mond hinter einer Wolkenbank hervor. » Ja « , flüsterte er. » Ja. Sprich mir nach, Morgan: Annial nath rac, aernan sil, loch mairn, loch hollen, sil beitha … «
    Ich überlegte zwar, ob ich jetzt von Ciaran mit einem magischen Spruch belegt wurde, doch mittlerweile war es mir auch egal, und ich wiederholte unbekümmert die uralten angsteinflößenden Worte. Ciaran verwandelte sich vor meinen Augen, doch es war schwer zu sagen, wie – wurden seine Zähne spitzer, länger? Krümmten sich seine Hände zu Pfoten? Sah ich eine neue, animalische Wildheit in seinen Augen?
    Seine Stimme wurde immer leiser, und ich warf meine Sinne aus, um die Worte zu hören, damit ich sie wiederholen konnte. Dann drang etwas zu mir, was kein Wort war – ein Laut und eine Form, eine Farbe und eine Sigille, alles auf einmal. Es war unmöglich, es zu beschreiben. Nein. Es war Ciarans wahrer Name, der Name seines innersten Wesens. Ich weiß nicht woher, aber ich wusste es instinktiv. Ich kenne Ciarans wahren Namen, dachte ich benommen. Das heißt …
    In der nächsten Sekunde klappte ich keuchend vornüber, gemartert von einem brennenden unerwarteten Schmerz. Ich starrte auf meine Hände. Sie veränderten sich. Ich veränderte mich. Ich verwandelte mich in einen Wolf. O Göttin, hilf mir.
    Ich schrie auf, doch meine Stimme war schon nicht mehr die meine. Ich sank auf Hände und Knie, spürte den weichen Lehmboden unter mir, bekam kaum noch mit, dass Ciaran sich verwandelte, aus seinen Kleidern stieg und darunter ein dichtes schwarzgraues Fell zum Vorschein kam. Aus dem Wolfsgesicht sahen mich seine intelligenten
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