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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2
Autoren: Tiernan Cate
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dass du es weißt. Ich bin eine Hexe. Ich wurde als Hexe geboren. Und wenn dem so ist, dann bist du auch eine Hexe.«

2
ANDERS
    14. Dezember 1976
    Kreisritual letzte Nacht am currachdag an der westlichen Klippe. Fünfzehn insgesamt, darunter ich, Angus, Mannannan, der restliche Belwicket und zwei Schüler, Tara und Cliff. Mir war kalt und es nieselte. Wir standen um den großen Torfhaufen herum und haben für die alte Mrs Paxham unten im Dorf, die krank ist, ein Heilritual gemacht. Ich habe cumhachd gespürt, die magische Kraft, in meinen Fingern, in meinen Armen, und ich war glücklich und habe stundenlang getanzt.
    – Bradhadair
     
    Meine Mutter sah aus, als würde sie jeden Augenblick der Schlag treffen. Meinem Vater blieb der Mund offen stehen. Mary K. starrte mich mit großen Augen an.
    Moms Mund arbeitete, als wollte sie etwas sagen, bekam die Worte jedoch nicht formuliert. Ihr Gesicht war blass, und ich wollte ihr sagen, sie solle sich setzen, sich beruhigen. Doch ich schwieg. Ich wusste, dass dies hier ein Wendepunkt für uns war und dass ich unmöglich einlenken konnte.

    »Was hast du da gesagt?« Ihre Stimme war ein raues Flüstern.
    »Ich habe gesagt, dass ich eine Hexe bin«, wiederholte ich ruhig, obwohl meine Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. »Ich bin eine Bluthexe, ich habe es geerbt. Und wenn ich eine bin, dann müsst ihr beide auch welche sein. «
    »Was redest du da?«, fragte Mary K. »So etwas wie Bluthexen gibt es nicht! Himmel, als Nächstes willst du uns wohl erzählen, es gäbe Vampire und Werwölfe.« Sie sah mich ungläubig an, in ihrem karierten Schlafanzug wirkte sie jung und unschuldig. Plötzlich überkamen mich Schuldgefühle, als hätte ich etwas Böses ins Haus gebracht. Doch das stimmte nicht, oder? Alles, was ich ins Haus gebracht hatte, war ich, war ein Teil von mir.
    Ich hob die Hand und ließ sie wieder fallen, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
    »Das kann ich dir unmöglich glauben«, sagte Mary K. »Was hast du mit ihnen vor?«, fragte sie und wies auf unsere Eltern.
    Ohne auf sie zu achten, sagte Mom leise: »Du bist keine Hexe.«
    Beinahe hätte ich höhnisch geschnaubt. »Mom, bitte. Das ist, als würdest du sagen, ich wäre kein Mädchen oder ich wäre kein Mensch. Natürlich bin ich eine Hexe und das weißt du ganz genau. Du hast es immer gewusst. «

    »Morgan, hör auf damit! «, flehte Mary K. »Du machst mir Angst. Willst du Hexenbücher lesen? Schön! Lies Hexenbücher, zünd Kerzen an, was auch immer. Aber hör auf zu sagen, du wärst eine Hexe. Das ist Blödsinn! «
    Mom richtete den Blick verdutzt auf Mary K.
    »’tschuldigung«, murmelte Mary K.
    »Es tut mir leid, Mary K.«, sagte ich. »Es ist nicht so, als wollte ich, dass das alles geschieht. Aber es ist wahr.« Ein Gedanke kam mir. »Du musst auch eine sein«, sagte ich, ganz fasziniert von der Vorstellung. Ich sah sie aufgeregt an. »Mary K., du musst auch eine Hexe sein!«
    »Sie ist keine Hexe!«, schrie meine Mutter, und ich erstarrte, wie angewurzelt, beim Klang ihrer Stimme. Sie war unglaublich wütend, die Adern an ihrem Hals traten hervor, ihr Gesicht war gerötet. »Halt sie da raus!«
    »Aber … «, setzte ich an.
    »Mary K. ist keine Hexe, Morgan«, sagte mein Vater schroff.
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber sie muss eine sein«, sagte ich. »Ich meine, es wird vererbt. Und wenn ich eine bin, und ihr seid welche, dann…«
    »Niemand ist hier eine Hexe«, sagte meine Mutter knapp, ohne mir in die Augen zu sehen. »Gewiss nicht Mary Kathleen. «
    Sie leugneten es. Aber warum?
    »Mom, es ist okay. Ehrlich. Mehr als okay. Eine Hexe
zu sein ist etwas Tolles«, sagte ich und dachte zurück an das, was ich in der Nacht zuvor empfunden hatte. »Es ist wie…«
    »Hörst du jetzt auf?«, platzte meine Mutter heraus. »Warum tust du das? Warum hörst du uns nicht zu?« Sie klang, als würde sie jeden Augenblick anfangen zu weinen, und in mir stieg eine neue Welle des Zorns auf.
    »Ich kann euch nicht zuhören, weil ihr euch täuscht! «, sagte ich laut. »Warum leugnet ihr es?«
    »Wir sind keine Hexen!«, schrie meine Mutter, als wollte sie es mir förmlich eintrichtern.
    Sie starrte mich wütend an. Meinem Vater stand erneut der Mund offen und Mary K. sah ganz elend aus. Ich spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
    »Oh«, fuhr ich auf. »Dann bin ich wohl eine Hexe und ihr nicht, richtig?« Ich schnaubte zornig, über ihre Starrköpfigkeit, ihre Lügen. »Was denn?« Ich
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