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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Autoren: Bastei Lübbe
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da auf die Straße fiel. Aber es war eindeutig ein Hund! Ein augenscheinlich völlig verrückter Kerl, denn er hopste und sprang wie wild auf der Straße, wieder zurück ins Auto und dann wieder auf die Straße. Und das Witzigste war, dass der kleine Kerl wohl gar nicht richtig laufen konnte, sondern wie ein kleiner Springbock herumhopste. Das völlige Gegenteil von Lazy.
    Ich schubste meinen Hund, der verschlafen auf seinem Kissen lag.
    »Sieh mal, mit dem da unten müsstest du mal auf den Hundeplatz. Der könnte dir von seiner Energie was abgeben!«
    Lazy starrte demonstrativ auf die gegenüberliegende Straßenseite, ignorierte diesen verrückt gewordenen Hampel-Hund aber und bettete mit einer Art erhabener Überheblichkeit sein Haupt wieder aufs Schmusekissen.
    Dieser Wildfang auf der Straße aber schoss mit seinen Hüpfsprüngen in unsere Einfahrt, sodass ich ihn einen Moment lang nicht mehr sehen konnte. Zwei Sekunden später kam er wieder hervorgehopst und sprang zurück in den Kombi.
    Ich fand das richtig spannend. Wann kriegt man schon mal neue Nachbarn, die aussehen wie Schauspieler, die ein Auto mit Holztüren fahren und einen Hund haben, der nicht ganz dicht ist.
    Auf einmal bewegte sich der Wagen wieder und wippte bedenklich auf seinen uralten Stoßdämpfern. Das konnte doch beim besten Willen nicht von dem komischen kleinen Hund kommen. Da sah ich, wie sich auf einmal zwei nackte Beine aus dem Kofferraum schwangen. Ein Junge. Etwa in meinem Alter! Während ich noch gespannt nach unten starrte und überlegte, ob der vielleicht wie jemand aussah, mit dem man sich anfreunden könnte, sprang der kleine Hunde-Flummi schon wieder aus dem Wagen raus und gleich wieder rein, dann auf den Schoß des Jungen, der noch immer im Heck des Wagens saß, und dann wieder runter. Und dann lief er quer über die Straße und schwups war er wieder im Auto. Und das Ganze ging in Sekundenschnelle. Mit dem Wildfang würde meine Mutter niemals fertig werden, dachte ich und schaute Lazy an. Aber der lag nach wie vor gelangweilt auf seinem Kissen, die Ohren rechts und links von seinem Kopf abgelegt und sagte mir auf seine Art: »Siehst du, ist doch besser, man hat einen faulen Hund.«
    Ich konnte von meinem Standort aus gar nicht erkennen, um was für eine Rasse es sich bei dem Kerlchen handelte, aber ich war sicher, dass ich das schon noch rausbekommen würde. Schließlich würden die neuen Nachbarn ja nicht gleich morgen wieder ausziehen. Der Junge ließ seine Beine über den Rand des Kofferraums baumeln, stieß sich dann schwungvoll mit den Händen ab und sprang mit einem Satz auf die Straße. Und genau in diesem Augenblick wusste ich: der Kerl hat meine Wellenlänge! Ich hätte noch nicht einmalsagen können, warum, aber die Art, wie er sich da in einer für ihn fremdem Gegend bewegte und überhaupt kein bisschen zögerte oder gar unsicher wirkte, gefiel mir. Der zog immerhin von seinem bisherigen Zuhause in ein neues. Mir schien klar, dass da genau der Richtige in unser Haus einzog.
    Und dann noch der Hund! Das tobende Etwas sprang in die Höhe, direkt in die Arme des Jungen. Dessen Eltern schienen das zu kennen, denn die Mutter lächelte nur, und der Vater achtete gar nicht darauf, sondern ging rüber zu den Möbelfahrern und gab ihnen Anweisungen. Dann schaute die ganze Familie (und auch ihr Hund!) zu mir nach oben und überraschte mich beim Gaffen. Wie von selbst machte sich mein Arm selbständig und winkte denen da unten heftig zu. Lazy erschreckte sich dadurch und hob kurz den Kopf, legte ihn dann aber wieder nieder.
    Ich weiß nicht, warum, aber ich wollte unbedingt, dass mich dieser Junge gut fand, und wünschte mir, dass er vielleicht gleich bei uns klingeln möge. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, er könnte mein Freund werden und wir könnten gemeinsam die unweigerlich auf mich zukommende Langeweile dieser Ferien doch noch abwenden. Die neuen Nachbarn winkten jedenfalls ebenso heftig zurück und verschwanden dann aus meinem Blickfeld ins Haus, um ihre neue Bude in Beschlag zu nehmen.
    Ich dachte, der Vater käme noch mal zurück, aber das tat er nicht, und so blieben die drei Türen des alten Kombis sperrangelweit offen. Vielleicht sollte er ja lüften, aber irgendwiehatte ich auch das Gefühl, dass diese Familie einfach anders war als alle, die ich bisher kannte. Und genau deswegen blieben die Türen offen.
    Hätte der Wagen springen können, er wäre wohl ums Haus gehopst.
    *
    »Josef!«
    Meine Mutter stand mit
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