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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Autoren: Bastei Lübbe
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vorüber.
    Das Buch der Gaben lag immer noch in der Mitte der Kammer.
    »Es ist aufgeschlagen!«, flüsterte Janine.
    Und tatsächlich. Das kleine Buch war aufgeschlagen. Mich erfasste eine unheimliche Spannung, aber ich wollte nicht den ersten Schritt tun. Er blieb Tommy überlassen.Langsam ging er vor und setzte sich neben das Buch.
    »Kommt!«, sagte er und winkte uns zu. »Ich glaube, hier steht etwas Neues für uns.«
    Wir platzten fast vor Spannung. Aufgeregt setzten wir uns neben Tommy und schauten auf die aufgeschlagenen Seiten. Tommy langte nach vorn, um das Buch an sich zu nehmen. Aber zu unserer größten Überraschung konnte er es nicht um einen Millimeter anheben. Nicht einmal eine der Seiten ließ sich bewegen. Tommys Hand fuhr wieder zurück.
    »Es soll wohl hierbleiben«, sagte er ruhig.
    »Kannst du lesen, was dort steht?«, fragte Sanne ungeduldig.
    Tommy nickte. Und dann las er uns den Text vor, der für immer in unseren Köpfen verankert bleiben würde.
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    Die letzte Prüfung
    ist bestanden
    wenn der Tag kommt
    wirst du wissen
    dass das Buch der Gaben
    auf euch wartet
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    »Das ist alles?«, fragte Sanne. »Das ist alles«, bestätigte uns Tommy. Wir schwiegen nachdenklich. Dann, nach einigen Minuten, sagte Janine: »Du hast wohl eine Prüfung bestanden, von der wir gar nichts wussten«, sagte sie. »Doch was war das denn für eine Prüfung?«
    Ich glaubte, zu wissen, was das Buch der Gaben meinte. So viele Bilder liefen jetzt vor meinem inneren Auge ab. Wie ich Tommy kennengelernt hatte, wie wir in meinem Zimmer gesessen und über seinen Vater gesprochen hatten, wie er die Prüfung an der Klippe bestanden hatte, und ich dachte daran, dass heute Nachmittag Jesse sein zweiter Vater geworden war. Ja, das musste die letzte Prüfung gewesen sein.
    »Ich weiß es«, sagte ich leise. »Tommy hat die Gabe nicht angewendet, obwohl er es sich zuerst so gewünscht hatte. Dass er das Buch nicht benutzt hat, damit hat er die letzte Prüfung bestanden.«
    Tommy blickte mich an und schien erst jetzt selbst zu verstehen. Wir waren alle verlegen. Unsere Umgebung nahmen wir in diesem Moment gar nicht mehr wahr. Tommy, Sanne, Janine und ich waren gerade jetzt die glücklichsten Menschen auf der Welt. Tommy schluckte. Dann stand er auf.
    »Das war’s«, murmelte er, und ich sah, wie er Mühe hatte, die Tränen zu unterdrücken. »Lasst uns gehen.«
    Wir standen ebenfalls auf. Das Buch der Gaben lag aufgeschlagenzwischen uns und wirkte wie ein Relikt aus der Ewigkeit.
    »Werden wir es noch einmal brauchen?«, fragte Janine.
    »Du hast es gehört«, sagte Tommy. »Wenn der Tag kommt, werden wir wissen, dass das Buch der Gaben auf uns wartet.«
    Wann würden wir es wieder brauchen? Wofür würden wir es wieder brauchen? Doch das war mir jetzt egal. Glücklich sah ich meine Freunde an. Echte Freundschaft ist auch eine Gabe. Und was für eine. Und von ihr hatten wir jetzt unendlich viel.
    »Die Griffe sind weg!«, rief Sanne. Wir folgten ihrem Blick und waren eigentlich gar nicht mehr überrascht. Die in die Wand eingelassenen Stufen, die uns hier heruntergeführt hatten, waren verschwunden. Dafür war etwas anderes wieder da.
    »Die Nische!«, rief Janine.
    An der Stelle, wo eben noch die Haltegriffe eingelassen waren, befand sich jetzt die kleine Nische, die die Wunschkugeln und meine Holografie aufbewahrt hatte.
    »Wir werden sie zurücklegen müssen«, sagte Tommy. »Und schummelt nicht!«
    Sanne und Janine suchten in ihren Hosentaschen nach den Wunschkugeln. Dann gingen sie hinüber zu der Nische und legten sie vorsichtig zurück in die Jadeschale. Ich wollte nach meiner Holografie greifen, als mir einfiel, dass sie ja vorhin durch den Brunnen verschwunden war!
    »Ich hab sie nicht!«, sagte ich. »Helft mir mal suchen.«
    Es gab nicht viele Möglichkeiten in dieser Kammer, wo sich so eine Kugel verstecken konnte. Schließlich gab es keine Möbel oder sonst irgendetwas, das im Raum herumstand. Wir suchten die Kammer ab und schauten auch noch mal in die Nische. Aber die Holografie war nirgends zu entdecken. Hilflos sahen wir uns an.
    »Ich kann nichts dafür«, sagte ich entschuldigend.
    »Natürlich nicht«, antwortete Tommy. »Aber was machen wir jetzt?«
    Warum auch immer, ich konnte es hinterher nicht mehr sagen, aber mir kam ein Einfall, und ich schaute nach oben.
    »Da ist sie!«, schrie ich und zeigte zur Decke. Und da war sie. Hellgrün und ruhig schwebte die Holografie knapp unter der Decke. Sie drehte
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