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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Autoren: Bastei Lübbe
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sollten wir nicht länger warten«, sagte Janine. »Wir brauchen einen Eingang in die andere Welt. Vielleicht findest du ihn. Kommt endlich!«
    Sie nahm Tommy bei der Hand und zerrte ihn hinter sich her. Wir zögerten jetzt keine Sekunde mehr. Ich traute mich gar nicht, auf die Uhr zu sehen, sondern hastete hinter den anderen her. Würde die Zeit noch reichen?
    Ohne Mühe fanden wir das alte Loch in der Hecke und krochen hindurch. Jever und Lazy wollten schon die aufregende Gegend erkunden, aber Tommy und ich hielten sie nah bei uns.
    »Wonach sollen wir suchen?«, fragte Sanne.
    »Ich weiß nicht«, sagte Tommy. »Vielleicht ist es das Beste, wenn wir an der Stelle suchen, an der das Haus gestanden hat. Wenn jemand was sieht, egal was … «
    »… dann schreien wir!«, flüsterte Janine, und wir nickten entschlossen. Während wir uns zu der Stelle aufmachten, an der das Haus gestanden haben musste, hielt ich angestrengt Ausschau nach irgendetwas Besonderem. Wenn ich nur gewusst hätte, was ich damit meinte! Verzweifelt bemühte ich mich, ruhig zu bleiben. Wir hatten noch vier Minuten. Ich hatte doch noch mal auf die Uhr gesehen.
    In der Mitte des Grundstücks wuchsen sehr viele Hibiscussträucher, die einen exotischen Geruch aussandten. Ich versuchte, mir die Abmessungen des Hauses vorzustellen, und grenzte das Areal, auf das ich kam, mit den Blicken ein. Und dann entdeckte ich etwas.
    »Ein Brunnen!«, schrie ich.
    Die anderen zuckten zusammen. Wir rannten die wenigen Meter zwischen den Büschen hindurch und blieben mit wild klopfendem Herzen an einem Brunnen stehen. Zweifellos handelte es sich um einen Brunnen, und zwar um einen sehr alten. Die runde Öffnung, die aus zwei Lagen dicker Steine gemauert war, ragte nur sehr wenig aus der Erde heraus. Atemlos blickten wir hinein.
    In vielleicht zwei Metern Tiefe konnten wir das mit merkwürdigen Pflanzen bedeckte Wasser sehen.
    »Brunnenkresse«, sagte Tommy. »Die kann man essen.«
    »Tommy!«, sagte ich verzweifelt. »Wie kannst du jetzt ans Futtern denken! Es ist doch vollkommen egal, was das für ein Zeug in diesem blöden Brunnen ist. Was machen wir jetzt?«
    Tommy sah mich an, und seinen Mund umspielte ein Lächeln. Auf einmal ahnte ich, was auf uns zukommen sollte.
    »Oh nein!«, entfuhr es mir.
    »Oh doch!«, grinste Tommy. »Sieh doch mal genau hin!«
    Wir beugten uns noch mal nach vorn, und jetzt sahen wir, was Tommy meinte. An der Innenwand des Brunnens waren rostige alte Eisenkrampen eingelassen. Sanne guckte erst Janine an und dann mich.
    »Ihr wollt doch nicht etwa … ?«
    Ihr Blick flehte mich an, eine andere Lösung zu suchen. Aber ich hatte keine andere. Ich sah nur wieder auf die Uhr.
    »Noch anderthalb Minuten.« Ich schaute auf das trübe, dunkelgrüne Wasser im Brunnen und dann zu Tommy.
    »Da kann man nicht hinein. Unter Wasser in einem Brunnen … da sterbe ich!«
    »Ich auch!«, flüsterte Janine. Und Sanne stand nur mit weit aufgerissenen Augen da und schaute von einem zum anderen.
    Tommy zeigte auf meine Hand.
    »Wirf sie in die Luft!«
    Ich starrte auf meine Holografie und war wie gelähmt.
    »Nun mach schon!«, drängte Tommy. »Wir haben nur noch eine knappe Minute!«
    Und dann tat ich es. Ich warf sie hoch und fing sie wieder auf.
    Nichts geschah.
    Angsterfüllt und hilflos sah ich Tommy an.
    »Du musst was sagen!«, rief er ungeduldig. »Ich will da rein oder sonst was! Nur sag was!«
    Also warf ich die Kugel noch mal hoch und rief: »Ich will in das Haus! Ich will in das Haus!«
    Mitten im Flug verharrte die Kugel in der Luft. Vor Anspannung vergaß ich, meine Hand wieder zurückzuziehen, und verfolgte wie die anderen die Holografie, die jetzt wieder hellgrün schimmerte und sich zu drehen begann. Immer rasender wurde die Bewegung, und auf einmal bewegte sich die Kugel direkt über den Brunnen und senkte sich dann. Mit angehaltenem Atem verfolgten wir, wie siein die Öffnung hinabsank und dann kurz über der Wasseroberfläche stehen blieb.
    »Das ist der Eingang!«, flüsterte Sanne. Unsere vier Köpfe hingen über dem Brunnenrand und beobachteten, was als nächstes geschehen würde. Dann, ohne Vorwarnung, senkte sich die Holografie mitten durch die Brunnenkresse und das Wasser und verschwand. Der Wasserspiegel kräuselte sich nicht im Geringsten. Mein Herzschlag schien auszusetzen. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Und ich wollte es nicht. Ich wollte das um alles in der Welt nicht. Doch Tommy sagte genau das, wovor ich mich so
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