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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Autoren: Bastei Lübbe
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Holografie, und mir wurde ganz furchtbar schlecht. Hatten wir uns als unwürdig für die Gaben erwiesen?
    »Das ist die Strafe!«, jammerte ich. »Das Haus ist weg und wir kommen nie wieder rein!«
    »Warte!« Tommy ergriff meinen Arm. »Sieh doch, da!«
    Jetzt waren wir ganz herangekommen, und was wir sahen, verschlug uns die Sprache. Wie in Zeitlupe gingen wir die letzten Meter und starrten dann stumm durch die Hecke. Mich überkam ein Gefühl totaler Hilflosigkeit.
    Das Haus war verschwunden!
    Wie sollten wir das Buch jetzt rechtzeitig an seinen Platz zurücklegen?
    Doch es war noch mehr Unglaubliches geschehen. Das ganze Grundstück wirkte fremdartig. Irgendwie südländisch. Alles, was mir in den Jahren vertraut geworden war, war verschwunden. Die großen Kastanienbäume, die wild wuchernden Brombeersträucher, all das Gestrüpp, das uns so behindert hatte, alles war weg. Gab es nicht mehr. Dafür standen hier jetzt riesige stachlige Pflanzen. Der Name dieser graugrünen Gewächse lag mir auf der Zunge, ich hatte sie schon mal gesehen, aber er wollte mir einfach nicht einfallen. Merkwürdige, ineinander verflochtene und reichlich krüpplige kurze Bäume wuchsen da, und ich sah noch etliche andere, die ich beim besten Willen nicht einordnen konnte. In der Mitte des Grundstücks wuchsen unzählige Büsche, die wunderschöne dicke und vielfarbige Blüten trugen. Ein fremdartiger Geruch wehte durch die Hecke zu uns herüber. Lediglich die Buchsbaumhecke, die das Grundstück eingrenzte, war noch dieselbe wie vorher. Verkrampft hielt ich die Holografie fest.
    »Es ist weg!« Die Angst in Sannes Stimme war deutlich zu hören. »Was machen wir denn jetzt? Joe, wie spät ist es? Joe! Wie spät ist es?«
    Ich löste mich aus meiner Erstarrung und schaute auf die Uhr.
    »Fünf nach halb acht.«
    »Wir haben nur noch neun Minuten!«, r ief Janine. »Tommy! Mach was! Sag doch was!«
    Tommy stand bewegungslos da. Sein Blick wanderte langsam über das Grundstück, er schien alles genau in sich aufzusaugen und unendlich viel Zeit zu haben. Ich schaute in sein Gesicht und konnte nicht die Spur von Besorgnis entdecken. Ich konnte es nicht glauben und stieß ihn an.
    »Tommy! He, wach auf! Wir haben nicht mal mehr neun Minuten! Wir müssen uns was einfallen lassen!«
    Tommy sah mich kurz an, zeigte mit dem Finger in Richtung Garten und fragte:»Fällt dir nichts auf?«
    Dann bedeutete er auch Sanne und Janine, sich das Grundstück genau anzusehen. Ich ließ die fremdartige Szenerie nochmal auf mich einwirken, war aber viel zu ungeduldig.
    »Sieht aus wie in Italien«, sagte ich. »Aber was nützt uns das?«
    Tommy sah mich fröhlich an. Ich wurde wütend.
    »Tommy, was zum Teufel ist mit dir los? Wir müssen in weniger als acht Minuten in der Kammer des Wissens sein … das Haus ist weg … hier sieht’s aus wie in Italien … und da lachst du noch?«
    »Ich weiß, wie spät es ist.« Tommy war anscheinend durch nichts aus der Ruhe zu bringen. »Seht noch mal hin. Das sieht nicht nur aus wie in Italien, das sieht auch aus wie in Spanien.« Und dann lachte er laut. »Und wie auf Teneriffa!Ihr scheint euch das Bild von Jess … also von meinem Vater nicht richtig angesehen zu haben.«
    Völlig verdattert guckten wir wieder auf das Grundstück. Tatsächlich! Was wir hier sahen, war ein Ausschnitt der Landschaft, die Jesse gemalt hatte! Na klar, jetzt wusste ich, wo ich die Pflanzen schon gesehen hatte. Alles hier war genau so wie auf dem Bild! Mir fiel die Kinnlade runter. Nur der riesige Berg fehlte, aber der passte ja nun auch nicht auf dieses kleine Grundstück.
    »So sieht es auf Teneriffa aus?«
    »Nicht überall«, sagte Tommy. »Aber da, wo wir gewohnt haben, schon. Die meisten Pflanzen kommen nur in der trockenen Zone vor. Die Inseln im Atlantik sind fast alle durch Berge in Nord- und Südbereiche geteilt. Im Süden regnet es fast nie, aber im Norden wächst so gut wie alles. Und die hier … « Er zeigte auf die Pflanzen, deren Name mir nicht einfallen wollte. »D as sind Agaven. Die lieben trockenes Wetter.«
    Agaven! Natürlich!
    »Und das da drüben sind Balos«, fuhr Tommy fort. »Die nimmt man als Ziegenfutter, jedenfalls die Blätter. Und die komischen kleinen Bäume da, die so knorrige Stämme haben, die ineinander wachsen, das sind Tabaiba. Und die mit den schönen Blüten sind Hibiscus.«
    Wir starrten ihn an.
    »Ich weiß alles über diese Pflanzen. Es ist so, als wäre ich hier zu Hause.«
    »Wenn das so ist,
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