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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Autoren: Bastei Lübbe
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auf meinem Arm streichelte, hatte ich endlich Zeit, mir sein Herrchen in Ruhe anzusehen. Er war ein kleines bisschen größer als ich, aber das ändert sich ja in unserem Alter von Monat zu Monat. Wenn er lachte, und das tat er gerade, als er sah, wie ungeschickt ich mit seinem Hund umging, dann bildeten sich zwei kleine Grübchen neben seinen Mundwinkeln. Ich glaube, niemand auf der Welt würde ihm in so einem Moment böse sein können, ganz egal, was er vorher gerade angestellt haben mochte. Er stand vor mir mit einer Ausstrahlung wie ein Promi aus einer Fernsehserie, wie so Leute, die für alles eine Lösung haben. Ich selbst hätte niemals so selbstbewusst dastehen können, hätte ich mich bei neuen Nachbarn vorstellen müssen. Seine schwarzen Haare waren unglaublich dicht und kraus. Sie waren auch recht lang. So lang, dass ich, wären das meine gewesen, sicher Ärger mit meinen Eltern bekommen hätte. Aber der Vater von diesem Jungen hier (dieser Jesse!) trug die Haare ja auch so lang. Allerdings hatte er, imGegensatz zu seinem Sohn hier, glattes Haar. Jedenfalls soweit ich das vom Fenster aus sehen konnte.
    Ich wollte ihn nicht zu lange anstarren, aber mir fiel nichts ein, was ich ihm sagen konnte. Doch das Problem löste sich von selbst, denn er kam mir zuvor: »Ich wollte dich fragen, ob du uns vielleicht kurz helfen könntest, ein paar Sachen nach oben zu tragen. Natürlich nur, wenn du Zeit und Lust hast. Ich dachte, weil du vorhin am Fenster so ausgesehen hast, als … «
    »… als hätte er nichts zu tun«, mischte sich meine Mutter ein. Die hatte ich total vergessen. Und noch jemanden hatte ich vergessen. Aus einer hinteren Ecke unseres Flurs kamen merkwürdig beleidigt klingende Laute an mein Ohr. Das war Lazy!
    Ich drehte mich um und sah mein Hündchen mit hängenden Ohren wie fast immer, aber auch leise vor sich hin jammernd vor meinem Zimmer hocken. Tja, da hatte ich wohl den unverzeihlichen Fehler begangen und einen anderen Hund auf den Arm genommen!
    Meine Mutter riss wie immer das Heft des Handelns in die Hand und sagte: »Wie ich merke, habt ihr euch ja schon bekannt gemacht. Es kann ja wohl nicht schaden, wenn du ein wenig hilfst, Josef. Vor allem in Anbetracht dessen, worüber wir vorhin gerade gesprochen haben und worüber wir heute Abend noch einmal in Ruhe mit Vati sprechen müssen.«
    Das durfte doch nicht wahr sein, dachte ich, sie blamierte mich hier vor meinem wahrscheinlich neuen Freund – undich hatte nicht mal den Mut, irgendetwas Cooles zu erwidern. Sie war noch nicht fertig, vermied aber Gott sei Dank das Thema Zeugnis und sagte zu dem Besucher: »Willst du nicht einen Moment reinkommen und etwas trinken? Ihr seid doch sicher ziemlich lange unterwegs gewesen und habt wahrscheinlich noch nicht mal einen Kühlschrank oben, stimmt’s? Und wenn ihr beide jetzt ordentlich schleppen wollt, solltet ihr vorher noch kräftig Energie tanken.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Seefeld.« Aha, er hatte sich schon unseren Namen vom Türschild gemerkt! »Ich muss mich entschuldigen, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Tomas García, aber alle nennen mich Tommy.«
    Dann sah er mich an und grinste.
    »Und dich nennen sicher alle Joe, habe ich recht, Josef?«
    »Bingo!«, sagte ich und grinste ebenfalls. »Hast du auch eine Oma gehabt, die deinen Namen auf dem Standesamt eingetragen hat?«
    »Nein, dafür war mein Vater zuständig. Aber das ist eine lange Geschichte.«
    Während er dies sagte, bekamen seine Augen einen seltsamen Glanz, und ich konnte mir keinen rechten Reim darauf machen. Ich wurde etwas unsicher, aber da kam mir jemand zu Hilfe, der immer noch auf meinen Armen saß und schmuste. Jever wurde unruhig und fing an zu zappeln, also stellte ich ihn vorsichtig auf die Beine und wartete darauf,was für eine Idee der Kleine jetzt wohl wieder bekommen würde. Tommy kam inzwischen zur Tür rein, und Mutter holte etwas zu trinken.
    »Was möchtet ihr denn?« rief sie uns über die Schulter zu. »Cola, Apfelsaft oder Wasser?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich hätte gern ein Mineralwasser mit wenig Kohlensäure.«
    Ich musste ein ziemlich verblüfftes Gesicht gemacht haben, denn Tommy lachte.
    »Wasser ist das Beste zum Trinken. Wusstest du nicht, dass Mineralwasser Calcium, Magnesium und Hydrogencarbonat enthält, alles Bausteine, die unser Körper zum Leben braucht?«
    Jetzt musste ich auch lachen.
    »Ich lebe auch mit Cola! Sag mal, redest du eigentlich immer
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