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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten
Autoren: Robin Wasserman
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viel gegeben hatte, Max, die Ratte, die immer noch lebte, während Chris tot war, bat mich um das, was er sich redlich verdient hatte.
    Ich spürte, wie das Blut aus mir herausfloss, wie Muskeln austrockneten, wie mein Kopf schwer wurde und mein unverletzter Arm schwach, der Arm, den er festhielt und aus dem das Leben herausfloss, der Arm, der schon tot war, ein blasser, fleischiger Stock, der genauso gut jemand anders hätte gehören können. Ich hatte zu lange gewartet, um nach der Waffe zu greifen. Aber das brauchte ich gar nicht mehr.
    Ich war nicht die vyvolená. Ich war nicht Elizabeth. Einige Dinge konnte ich nicht vergeben.
    Â»Du bist würdig«, sagte ich zu Max, als Eli durch die Tür stürzte und Adriane hinter ihm hertaumelte.
    Â»Ich liebe dich«, sagte Max zu jemandem.
    Er legte den Hebel um.
    27 Was das Blut anging, hatte er recht gehabt.
    Mehr Blut, mehr Leistung.
    Als das Lumen Dei zum Leben erwachte und das Licht in ihn fuhr, entwich ihm ein leiser Seufzer. Das, was er sagte, das geflüsterte Danke, kurz bevor die Flammen aus seinem Körper schlugen und die Welt im Feuer versank, bildete ich mir vielleicht ein.
    Hitze verbrannte mir die Kehle, ich atmete schwarzen Rauch ein. Tränen liefen mir aus meinen brennenden Augen. Adrianes Haare waren von tanzenden Flammen umgeben. Der Rauch wehte einen süßlichen, fauligen Gestank zu mir, der nur brennendes Fleisch sein konnte. Eli brüllte meinen Namen und dann spürte ich seine Arme um mich. Ich griff nach Adriane, die sich an ein mit Blasen übersätes, brennendes Etwas klammerte, das einmal Max gewesen war, Max, der immer noch atmete und stand und schrie, obwohl er nur noch aus Flammen bestand, ein Golem aus Feuer, der nur noch lebte, weil er vergessen hatte, wie man starb.
    Aus meinem Arm floss noch immer Blut und doch hatte ich genug Kraft in mir, um Adriane zu packen. Ich brach die Umklammerung auseinander, zog sie von ihm weg und Eli riss sich sein T-Shirt herunter und erstickte die Flammen, die um ihren Kopf tanzten.
    Â»Lauf«, befahl er und dieses Mal gehorchte sie, sie rannte durch die Tür und kletterte die Leiter hinunter. Ich war zur Hälfte unten, als meine Beine einknickten.
    Eli fing mich auf.
    Â»Das war jetzt das zweite Mal. Du schuldest mir was«, sagte er, als wir die obere Kapelle erreichten. Sein Körper wurde von einem quälenden Husten geschüttelt. Vom Turm drang Rauch zu uns herunter. Er wickelte sein angesengtes T-Shirt um meinen Arm, ganz fest, und dann sahen wir beide, wie der Blutfleck auf der weißen Baumwolle immer größer wurde. »Wir müssen hier raus.«
    Â»Ich warte nur noch auf dich«, sagte ich. Jedenfalls versuchte ich, das zu sagen. Dann sank ich zu Boden.
    Eli trug mich die Treppe hinunter. Meine Beine hingen über seinem Arm, mein Kopf lag an seiner Brust, und als wir auf der Flucht vor den Flammen an Knochenhaufen und den gefallenen Soldaten Gottes vorbei durch die Kirche rannten, in der sich das Blut der Hleda č i und der Fidei auf dem Boden mischte, flüsterte er mir etwas zu, eine Litanei des Trostes. Doch es war gar nicht seine Stimme, die ich hörte. Es war Max. Es waren seine heiseren, geflüsterten Schreie, während er von innen heraus verbrannte. Es war sein Abschiedsgruß. Es war Dankbarkeit; es war Anklage.
    Es geschah lautlos – als wir aus der Kirche kamen und von der Polizei und den Rettungssanitätern in Empfang genommen wurden, als Eli mich widerstrebend an sie weitergab, als ihre Hände mich auf eine Trage legten und festschnallten, als das Ende zum Anfang zurückkehrte. Ich hob den Kopf und sah nach oben zum Turm, der sich in eine Säule aus Feuer verwandelt hatte, zu den Max-förmigen Flammen, die sich über die Brüstung warfen und nach unten fielen, während das Feuer wie ein Kometenschweif hinter ihm herloderte. Es gab keinen Schrei. Nur den Sturz aus Feuer und die Flammen, die sich ausbreiteten.
    28 Als wir zwei Tage später zu der Kirche zurückkehrten, bestand die Polizei darauf, uns zu begleiten. Ich war überrascht, dass sie uns überhaupt auf das Gelände ließen, doch sie waren von Anfang an äußerst entgegenkommend gewesen und sogar damit einverstanden, ihre internationalen Kollegen erst zu informieren, nachdem sie uns in ein Flugzeug zurück nach Amerika gesetzt hatten. Auch die Polizei dort würde uns so weit es ging in Ruhe lassen, hatte Eli behauptet
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