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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten
Autoren: Robin Wasserman
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sollte.
    Vielleicht ist es das nie.
    Â»Wir sollten gehen«, sagte Eli noch einmal.
    Adrianes Gesicht wurde blass vor Entsetzen. Mit ihrer unverletzten Hand klammerte sie sich an das Absperrband, als wäre es eine Schmusedecke. »Ich kann nicht«, sagte sie leise. »Nora, was soll ich denn jetzt machen?«
    Â»Du gehst nach Hause«, erwiderte ich, während Elis warme Hand in meiner lag. Ich konnte ihr meine andere Hand nicht geben. Ich konnte sie nicht anfassen. Ich konnte nicht lächeln. Nicht hier, wo sich ein beißender Geruch nach Rauch in den Duft von Gras und Blättern mischte, wo wir von Schädeln angestarrt wurden, die auf eingestürzten Mauern lagen, wo ein kleines rotes Fähnchen die Stelle markierte, an der Max’ Leiche zu Nichts verbrannt war. Sie hatte mir zu viel genommen, und auch wenn sie es nicht mit Absicht getan hatte, wenn sie es nicht gewollt hatte – sie war die einzige Schuldige, die noch übrig war.
    Aber sie war die Einzige, die noch übrig war, und sie konnte ich nicht auch noch zurücklassen. »Wir gehen nach Hause.«
    29 Vom Lumen Dei wurden keine Überreste gefunden. Niemand kam und sagte, er sei ein Angehöriger von Max. Niemand wurde wegen der Zerstörung des Sedletz-Ossariums angeklagt, über die in der tschechischen Presse offiziell als tragisches Unglück berichtet wurde, das das Leben eines Unschuldigen gefordert hatte.
    Es hatte sowohl mehr als auch weniger als das gefordert.
    Wir versuchten, nicht darüber zu reden, was das Lumen Dei getan hatte, und warum. Ich wollte nicht wissen, ob es übernatürlich, dämonisch, göttlich oder einfach nur die Brennkraft von vierhundert Jahre alten Chemikalien gewesen war. Zu versuchen, die Antwort darauf zu finden, hätte zu sehr danach ausgesehen, es wieder zu versuchen.
    Zwischen der Asche und den Knochen fand die Polizei einen Brief, der wie durch ein Wunder unversehrt geblieben war. Nach Abschluss der Ermittlungen wurde er der Bibliothek des Strahov-Klosters als Schenkung überlassen.
    Eli besorgte mir eine Kopie. Ich hatte zu viel Angst davor, ihn zu fragen, ob ihm noch etwas daran lag. Oder warum. Ich hatte fast zu viel Angst davor, den Brief zu lesen. Aber ich musste es wissen.
    Ich musste es wissen, Bruder. Ich musste es sehen. Die Maschine war ein Teil unseres Vaters und daher auch ein Teil von mir. Und nach allem, was ich getan hatte, um sie in diese Welt zu bringen, musste ich wissen, was aus ihr werden würde. Václav befahl mir, das Lumen Dei zu einem baufälligen Haus zu bringen, nicht weit von der Straße entfernt, in der unser Vater früher in der Nové Město gewohnt hatte. Dorthin kehrte ich zurück, Tag und Nacht, beobachtete und wartete, bis die Zeit gekommen war. Meine Belohnung, so sagten seine Männer, würde ich erhalten, wenn sie die Maschine in Betrieb setzten und damit den Beweis dafür erhielten, dass ich sie ihnen unversehrt überlassen hatte. Bis dahin wagte ich es nicht, Groot unter die Augen zu treten, wagte es nicht, unserer Mutter oder Thomas unter die Augen zu treten, und so wurde ich zu einem Geist, der sein eigenes Leben heimsuchte und das der Diebe, die geholfen hatten, den Apparat zu stehlen. Durch ein kleines Gitter am Fuße der Westwand blickte ich in ihr dunkles Versteck und sah alles.
    Václav war nicht ihr Anführer, das war mir von Anfang an klar. Er hatte Groot nur betrogen, um sich seinem anderen Meister vor die Füße zu werfen, einem Mann, dessen Augen so silbern wie sein Haar waren, dessen Gesicht ich von den Séancen her kannte, die unser Vater vor so langer Zeit durchgeführt hat. Und so erwies sich noch eine weitere von den Maximen unseres Vaters als wahr: Ein Mann hat keinen größeren Feind als seinen größten Freund. In meiner Erinnerung hatte ich von ihm ein Bild vor Augen, wie er sich über einen rauchenden Kessel beugt, das Gesicht beleuchtet von den glühenden Metallen darin – sein Gesicht und die Gesichter von Groot und unserem Vater –, doch als ich danach greifen wollte, barst das Bild wie eine Seifenblase und war für immer verschwunden. Seinen Namen weiß ich nicht mehr, aber es war damals nicht von Bedeutung und ist es auch heute nicht.
    Der Mechanismus der Maschine stellte sie vor ein Rätsel, selbst Václav, der doch bei ihrer Konstruktion mitgewirkt hatte, doch für dieses Leiden fand sich schnell ein Heilmittel, in Form von Groot
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