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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)
Autoren: Peter Wende
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die für eine aggressive Politik gegenüber der spanischen Weltmacht eintrat und entsprechende überseeische Aktivitäten befürwortete. Wenn es darum ging, hierfür Argumente zu sammeln und sie der Öffentlichkeit oder gar der Königin zu Gehör zu bringen, bediente man sich dabei der Federn versierter Propagandisten wie des Geistlichen und Geographen Richard Hakluyt (gest. 1616) und seines Schülers Samuel Purchas. Allesamt militante Protestanten, vertraten sie die Ansicht, daß England in der Auseinandersetzung mit der von Spanien angeführten Gegenreformation nur werde bestehen können, wenn es den Kampf auch als Handels- und Kolonialmacht aufnehme. Beispielhaft hierfür ist die von Hakluyt 1584 im Auftrage Sir Walter Raleighs verfaßte Denkschrift A Discourse of Western Planting, mit deren Hilfe die tatkräftige Unterstützung der Königin für die Gründung einer englischen Kolonie an der amerikanischen Küste gewonnen werden sollte. Hier sind alle damals denkbaren Argumente für eine überseeische Expansion Englands zusammengetragen. Vor allem werden englische Siedlungskolonien als Weg aus der ökonomischen und sozialen Krise der Epoche gepriesen: Sie könnten dringend notwendige Absatzmärkte für die einheimische Tuchproduktion bereitstellen und darüber hinaus als preiswerte Bezugsquellen nicht nur für exotische Luxusgüter, sondern vor allem für Schiffbaumaterialien dienen. Gleichzeitig könnten sie als Ventil für den von den Zeitgenossen befürchteten Bevölkerungsüberschuß des Mutterlandes dienen, indem sie Siedlungsraum für Bettler, Vagabunden und sonstige gescheiterte Existenzen wie auch für entlassene Soldaten böten. Darüber hinaus könnten Kolonien als strategische Stützpunkte im Kampf gegen Spanien fungieren – vor allem als Basen für Angriffe auf die Silberflotten – und zugleich zusätzliche Anreize für Schiffahrt und Flottenbau liefern sowie ausreichend Gelegenheiten für die militärische Ertüchtigung der Jugend. Schließlich predigte der Geistliche Hakluyt die Ausbreitung des christlichen Glaubens in Übersee und zwar der wahren, der protestantischen Konfession statt der Irrlehren des spanischen Antichristen. War diese Schrift ursprünglich auch nur für die Augen der Königin bestimmt, so wandte sich Hakluyt vier Jahre später mit seinem Sammelwerk The Principal Navigations, Voyages and Discoveries of the English Nation an die Öffentlichkeit, um mit dieser Sammlung englischer Pionier- und Heldentaten dem jungen, kräftigen Nationalgefühl des elisabethanischen England neue Vorbilder und Argumente zu liefern und zugleich dessen politische Energien in einem neuen nationalen Expansionsprogramm zu bündeln. Und tatsächlich trat mit den ersten tastenden Versuchen, auf amerikanischem Boden englische Siedlungen einzurichten, bereits unter Elisabeth die englische Expansion nach Westen in eine qualitativ neue Phase.
    Hierfür waren in mehrfacher Hinsicht die Voraussetzungen gegeben, besonders als Folgen der ökonomischen Umbruchsituation des 16. Jahrhunderts. Auf der einen Seite existierte mit den Opfern dieser Entwicklung nun ein beträchtliches Auswandererpotential, auf der anderen Seite konnten ihre Gewinner das nötige Kapital bereitstellen, um zwar riskante, aber zugleich offenkundig profitträchtige überseeische Siedlungen zu finanzieren. Allerdings bot sich zur gleichen Zeit Irland als Alternative an, denn seit den 70er Jahren bemühte man sich zunehmend, die englische Herrschaft über die Insel durch die Einrichtung von Siedlungskolonien zu festigen. Dabei ergriff die englische Regierung die Initiative. Nach der Niederschlagung des Aufstands des Grafen Desmond im südirischen Munster 1567 übereignete die Krone dessen eroberte Ländereien 35 englischen Grundherren, die ihrerseits bis zum Ende des Jahrhunderts ca. 12.000 Siedler ins Land holten; Irland wurde damit zur ersten englischen Kolonie. Und es war kein Zufall, daß die Initiatoren der ersten Versuche, an der amerikanischen Küste englische Siedlungskolonien zu gründen, über entsprechende Erfahrungen in irischen Unternehmungen verfügten: Humphrey Gilbert und dessen Halbbruder Walter Raleigh.
    1578 war es Gilbert gelungen, von Königin Elisabeth einen Freibrief zu erhalten, der ihn ermächtigte, «Länder der Barbaren, die noch nicht im Besitz eines christlichen Königs sich befinden», seinerseits namens der englischen Krone und als deren Lehen in Besitz zu nehmen, zu besiedeln und zu befestigen. Wenn man diese
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