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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)
Autoren: Peter Wende
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– vor allem dann, wenn sie, wie die Hanse, über ein Monopol verfügten. Und auch die englischen Exporte – zunächst vorwiegend Wolle, später auch zunehmend Tuche – wurden anfangs von Ausländern besorgt, bis sich nach und nach auch Einheimische als Händler betätigten. Von einem Fernhandel konnte allerdings auch dann nicht die Rede sein, denn diese Händler bedienten vor allem Antwerpen als den nächstgelegenen Stapelplatz.
    Angesichts der engen Bindung seiner ökonomischen und politischen Interessen an den europäischen Kontinent blieb England im ersten Jahrhundert des Zeitalters der Entdeckungen Außenseiter bzw. Nachzügler. Die einzige Ausnahme waren die beiden Reisen, die John Cabot 1497 und 1498 im Auftrag der englischen Krone unternahm. Kurz zuvor noch hatte Bartolomé, der Bruder von Christoph Kolumbus, als er an den Höfen von Paris und London für das kühne Projekt seines Bruders warb, von Heinrich VII. einen ablehnenden Bescheid erhalten. Doch als der gebürtige Genuese und venezianische Staatsbürger Giovanni Cabotto, seit 1495 als Kaufmann unter dem Namen John Cabot in Bristol ansässig, sich erbot, einen kürzeren Weg nach Indien bzw. direkt zur Gewürzinsel ‹Cipango› zu finden, gewährte ihm der englische Monarch ein entsprechendes Entdeckerpatent. Heinrich sah England wohl angesichts des Erfolgs von Kolumbus ins Hintertreffen geraten und stattete daher Cabot und dessen Söhne mit dem Recht aus, «auf eigene Kosten … alle möglichen Länder, Gegenden und Gebiete der Heiden und Ungläubigen … aufzufinden, zu entdecken und zu untersuchen, soweit sie bisher den Christen unbekannt waren».[ 1 ]
    Im Mai 1497 segelte Cabot schließlich mit einem kleinen Schiff und nur 18 Mann Besatzung nach Westen. Vom Verlauf der Reise ist kaum etwas überliefert. Als man jedoch am 6. August wieder in Bristol eintraf, lautete die Erfolgsmeldung, daß man eine bislang unbekannte ferne Küste jenseits des Meeres für England in Besitz genommen habe. Bis heute besteht keine letzte Klarheit darüber, wo genau die Expedition gelandet war; es gilt jedoch als wahrscheinlich, daß Cabot, der sich selbst in China wähnte, wohl Neufundland erreicht hatte. Obwohl er bei seiner Rückkehr keinerlei Schätze geladen hatte, motivierte der Erfolg hinreichend für die Ausrüstung einer zweiten Reise. Diesmal verließen fünf Schiffe im Mai 1498 den Hafen von Bristol. Eines kehrte, nachdem es in Seenot geraten war, schon bald zurück. Von den anderen samt ihrem Oberbefehlshaber Cabot fehlt bis heute jede Spur. Dennoch wurden von Bristol aus noch einige weitere Reisen nach Westen unternommen. Von der einen brachte man 1502 sogar drei Eskimos mit nach England. Und 1508 versuchte Cabots Sohn Sebastian vergeblich, eine Nordwest-Passage zum Orient zu erschließen, trat dann aber in spanische Dienste, denn in England war das Interesse an weiteren überseeischen Unternehmungen vorerst erlahmt. König Heinrich VIII. (1509–1547) war vielmehr wieder bestrebt, im Kampf gegen Frankreich Ruhm auf europäischen Schlachtfeldern zu erringen.
    So fand die europäische Expansion zunächst auch weiterhin ohne englische Beteiligung statt. Erst zur Mitte des 16. Jahrhunderts wurden unter veränderten Bedingungen abermals Expeditionen organisiert und Aktivitäten entfaltet, mit denen eine Entwicklung eingeleitet wurde, die in der Errichtung eines weltumspannenden Handels- und Kolonialreichs gipfelte.
    Am Anfang stand eine vorwiegend ökonomisch bedingte Krisensituation. Einerseits hatte England auf der Basis moderner Produktionsweisen der Landwirtschaft so etwas wie eine kleine industrielle Revolution› erlebt, nicht zuletzt durch eine rasch expandierende Textilproduktion. Andererseits begannen die Tuchexporte seit der Jahrhundertmitte zu sinken, was dramatische Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und damit auf die allgemeinen Lebensverhältnisse zur Folge hatte. Ursache dieser ökonomischen Krise war nicht nur die angesichts zunehmender internationaler Konkurrenz sinkende Nachfrage für englische Produkte auf dem mitteleuropäischen Markt, sondern auch die Auswirkungen wachsender politischer Spannungen zwischen dem protestantischen England und Spanien als der Vormacht der Gegenreformation. Als Herrscher über die spanischen Niederlande ließ Philipp II. wiederholt den wichtigen Stapelplatz Antwerpen für englische Kaufleute sperren, bis dieser Hafen schließlich mit dem Aufstand der Niederländer gegen die spanische Herrschaft
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