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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)
Autoren: Peter Wende
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des englischen Empire auf das Jahr 1553 datieren.
    In der Jahrhundertmitte, vor allem seit Sebastian Cabot, der Sohn des Entdeckers John Cabot, 1547 nach England zurückgekehrt war, flammte die Diskussion um eine nördliche Route nach Asien erneut auf, und so war es das Ziel der von Sir Hugh Willoughby und seinem Lotsen Richard Chancellor geleiteten Expedition, eine Nord/Ost-Passage zu erschließen. Nachdem sie erfolgreich das Nordkap umrundet hatten, wurde die kleine Flotte zersprengt. Von Willoughby verlor sich jede Spur im arktischen Winter. Chancellor hingegen entdeckte statt eines neuen Seeweges nach Indien die unermeßliche Weite des russischen Reiches. Er erreichte das heutige Archangelsk, nahm von dort Verbindung mit Zar Iwan IV. auf und kehrte mit vielversprechenden Konzessionen für einen künftigen Handel mit Moskau zurück, so daß bereits 1555 eine entsprechende Handelsgesellschaft in London gegründet wurde (Muscovy Company). Daneben unternahmen einzelne Schiffe nach 1556 noch hie und da den Versuch, weiter im Nordosten vorzustoßen, doch ohne jeden Erfolg.
    Hartnäckiger war man hingegen bei der Suche nach einer Nord/West-Passage, denn es herrschte allgemein die Ansicht, der amerikanische Kontinent bilde lediglich eine schmale Landbarriere auf dem Weg nach China. Unter dieser Voraussetzung hatte 1576 Sir Humphrey Gilbert – der später versuchen sollte, die erste englische Kolonie auf amerikanischem Boden zu gründen – einen Traktat mit dem Titel A Discourse of a Discovery for a New Passage to Cataia veröffentlicht, und im selben Jahr brach Martin Frobisher auf, diesen Weg zu finden. Er erreichte statt dessen zunächst die Küste Grönlands und wandte sich von dort nach Westen, um die nächste größere Bucht, in die er einlief, ‹Frobisher Straße› zu nennen, da er sie für das Eingangstor der ersehnten Wasserstraße hielt. Bestärkt in diesem Glauben wurde er durch den Anblick der Eskimos, die seiner Meinung nach ‹wie Tartaren› aussahen. Einen von ihnen nahm Frobisher mit zurück nach Bristol; zudem hatte er auch Gesteinsbrocken mitgebracht, die nach Meinung der Experten goldhaltig waren. Von diesem Moment an trat das wissenschaftliche Ziel der Erkundung einer Nord/West-Passage vollständig in den Hintergrund. Statt dessen wurde eine mit königlichem Freibrief ausgestattete Handelsgesellschaft gegründet, die zwei weitere Reisen Frobishers finanzierte. Von der letzten, zu der er mit einer Flotte von fünfzehn Schiffen aufgebrochen war, brachte er 1350 Tonnen mühsam abgebautes Gestein mit, in dem Glauben, es sei goldhaltig. Tatsächlich jedoch war es Pyrit, d.h. Schwefelkies, und als man die Hoffnung auf Gold schließlich begraben mußte, machte die Gesellschaft bankrott, und Frobisher ging später gemeinsam mit Drake auf Piratenfahrten in die Karibik.
    Auf Frobisher folgte der wohl bedeutendste Navigator des elisabethanischen Zeitalters, John Davis, der sich wiederum ganz auf die Entdeckung der Nord/West-Passage konzentrierte und zwischen 1585 und 1587 drei Fahrten unternahm, die zumindest eine vertiefte Kenntnis des Küstenverlaufs zwischen Grönland und Neufundland erbrachten. Noch weiter nach Westen stieß 1610 Henry Hudson vor, der mit der Entdeckung der nach ihm benannten Meeresbucht den Zugang zum Land nördlich der großen nordamerikanischen Seen eröffnete. Ihm folgten Robert Bylot und William Baffin, die, indem sie die Zugänge zum Jones Sound und Lancaster Sound entdeckten, dem Ziel so nahe kamen wie keiner zuvor. Statt dessen jedoch resümierte Baffin in seinem Bericht an seine Auftraggeber, die Aktionäre der North-West Company, «daß es im Norden … weder eine Passage noch eine Hoffnung auf eine Passage gibt».
    In dem Maße, wie die Entdeckungsreisen der Engländer regelmäßig an unwirtlichen Küsten in Eis und Schnee endeten und gleichzeitig die Fahrten um das Kap der Guten Hoffnung zur seemännischen Routine wurden, wenn es darum ging, zu den Schätzen Asiens vorzustoßen, verlor sich schließlich das Interesse an der Erschließung einer neuen Passage nach Osten. England sollte nicht, wie die iberischen Mächte, auf dem Wege über die Entdeckung neuer Landmassen und Wasserwege zu einem Kolonialreich gelangen, sondern in seiner Nachzüglerrolle mit Erfolg die Monopole der Vorreiter in Frage stellen und attackieren. Nicht zuletzt die oft nur notdürftig als Handelsfahrten getarnten Beutezüge der elisabethanischen Seefahrer wiesen neue Wege, an deren Ende das Britische
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