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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)
Autoren: Peter Wende
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Formel dem im Vertrag von Tordesillas formulierten allgemeinen Rechtsanspruch der Spanier auf sämtliches Land westlich des 46. Längengrades entgegensetzte, argumentierte man dabei auf der Basis des gemeinen englischen Rechts, demzufolge sich Eigentumsansprüche in erster Linie auf de facto Besitz gründen. Gleichzeitig allerdings wußte man sehr wohl, daß man sich gegebenenfalls nur mit Waffengewalt werde behaupten können, denn erst kurz zuvor, 1564, hatten die Spanier eine Kolonie französischer Hugenotten aus ihrer 1562 an der Küste Floridas gegründeten Siedlung vertrieben. Doch es sollten noch vier Jahrzehnte vergehen, bis Engländer jenseits des Atlantiks endgültig Fuß faßten.
    Zunächst einmal scheiterten zwei Versuche Gilberts, überhaupt die amerikanische Küste zu erreichen. 1578 hatte er zwar eine Flotte von 10 Schiffen versammeln können, doch kaum hatte man die heimischen Gewässer verlassen, kündigten die einzelnen Kapitäne ihm den Gehorsam auf, um auf eigene Rechnung ihre gewohnte Seeräuberei wieder aufzunehmen. Daraufhin warb Gilbert, zunächst erfolgreich, mit dem Projekt, in Übersee für gläubige englische Katholiken ein Exil zu schaffen, wo sie vor den einheimischen Zwangsgesetzen sicher waren. Doch auch dieses Projekt scheiterte 1582 aus finanziellen Gründen, obwohl der Plan von der Regierung unterstützt wurde. Im folgenden Jahr endlich stach er mit 5 Schiffen in See, nachdem er die Kosten für diese Expedition durch den Verkauf von Grundstücken in seinen künftigen Kolonien finanziert hatte. An Bord befanden sich 260 Mann, darunter Maurer, Zimmerleute und Schmiede, und obwohl für eine solche Besatzung zu wenig Nahrungsmittel geladen waren, so war doch für Unterhaltung gesorgt durch eine kleine Schar von Gauklern und Tänzern, von denen Gilbert erwartete, sie würden gegebenenfalls die wilden Ureinwohner des unbekannten Kontinents angemessen beeindrucken. Nach sieben entbehrungsreichen Wochen auf See erreichten vier Schiffe Neufundland, wo Gilbert inmitten der internationalen Gemeinde der Neufundlandfischer namens der Königin eine ebenso feierliche wie zunächst folgenlose Landnahme vornahm. Danach nahm er mit drei Schiffen Kurs nach Süden, verlor ein weiteres Schiff in den gefährlichen Küstengewässern und beschloß demoralisiert die Heimfahrt, auf der am 9. September 1583 der kleine Segler Squirrel mit Gilbert an Bord nördlich der Azoren in einem heftigen Sturm versank.
    Trotz dieses eklatanten Mißerfolgs knüpfte Walter Raleigh bereits im folgenden Jahr an die Unternehmung seines Halbbruders an. Wenn auch ohne finanzielle Unterstützung durch die Königin, so doch mit ihrer ausdrücklichen Billigung, ließ er durch zwei von der Karibik nach Norden vorstoßende kleine Schiffe die amerikanische Küste erkunden. Sie landeten auf der dem heutigen North Carolina vorgelagerten Inselkette und stießen dort auf fruchtbares Land und offenkundig friedliche Eingeborene, von denen sie zwei nach London mitnahmen. Sie kehrten mit der frohen Botschaft zurück, jenseits des Atlantiks gebe es paradiesische Gefilde. Diese wurden zu Ehren der jungfräulichen Königin Virginia genannt, und Elisabeth ihrerseits schlug Raleigh zum Ritter, der unverzüglich die nächste Reise vorbereitete. Da seine Königin nicht nur abermals jedes offizielle staatliche Engagement vermied und darüber hinaus Raleigh ausdrücklich verbot, selbst das Unternehmen anzuführen, nahm 1585 eine Flotte von sieben Schiffen unter dem Kommando von Sir Richard Grenville Kurs nach Westen. An Bord befanden sich außer den Besatzungen noch hundert Siedler.
    Die kleine Flotte erreichte programmgemäß das vorgesehene Ziel, und auf Roanoke Island wurde die erste befestigte englische Siedlung auf amerikanischem Boden errichtet. Doch statt Siedlungsarbeit zu verrichten, unternahmen die Kolonisten, stets auf der Suche nach Schätzen, ausgedehnte Streifzüge und lebten ansonsten auf Kosten der Eingeborenen. Die daraus folgenden Konflikte mit den in der Region ansässigen Stämmen und die angesichts des ausbleibenden Nachschubs wachsenden Versorgungsschwierigkeiten führten schließlich dazu, daß die Siedler bereits nach einem knappen Jahr die Gelegenheit nutzten, auf einer Flotte Drakes, der nach einem Beutezug durch die Karibik die Kolonie anlief, allesamt nach England zurückzukehren. Als vierzehn Tage später Grenville dann doch mit sechs Schiffen, 400 Soldaten und Seeleuten sowie Vorräten für ein Jahr eintraf, fand er
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