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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis
Autoren: Robert Ludlum
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nichts dringender wünschen als eine heiße Dusche und frische Kleidung, aber es ist wichtig, dass ich Sie sofort befrage.« Er lächelte beruhigend.
    »Hier geht es um Fragen der nationalen Sicherheit, ich bitte um Ihr Verständnis. Aber wir können die Sache wenigstens auf zivilisierte Art bei einer heißen Mahlzeit hinter uns bringen, okay?«
    Ohne ein weiteres Wort brachte er einen kurzen, trockenen Nierenhaken an, und Bourne sank auf die Knie.
    Während Bourne nach Atem rang, hob Hull die Linke.
    In ihr hielt er einen Springdolch, dessen kurze, breite Klinge zwischen Zeige- und Mittelfinger hervorragte. An der Spitze war der Stahl dunkel – bestimmt ein hoch wirksames Gift.
    Als er ihn eben in Bournes Nacken stoßen wollte, hallte ein gedämpfter Schuss durch den Korridor. Bourne sackte seitlich gegen die Wand, weil er nicht mehr von Hull festgehalten wurde. Als er den Kopf zur Seite drehte, sah er Jamie Hull, der mit dem vergifteten Springdolch in seiner Linken tot auf dem kastanienbraunen Läufer lag, und Boris Iljitsch Karpow, den Kommandeur der Alpha-Einheit des FSB, der mit einer Pistole mit Schalldämpfer in der Hand leicht o-beinig heranhastete.
    »Ich muss gestehen«, sagte Karpow auf Russisch, als er Bourne hochzog, »dass ich schon immer insgeheim den Wunsch hatte, einen CIA-Agenten zu erschießen.«
    »Jesus, danke!«, keuchte Bourne in derselben Sprache.
    »War mir ein Vergnügen, das dürfen Sie mir glauben.«
    Karpow starrte auf Hull hinab. »Der CIA-Mordbefehl gegen Sie ist aufgehoben, aber ihn hat das nicht gekümmert. Sie haben anscheinend noch immer Feinde in Ihrer eigenen Agency.«
    Bourne atmete mehrmals tief durch, was allein schrecklich schmerzhaft war. Er wartete, bis er wieder einigerma
    ßen klar denken konnte. »Karpow, woher kenne ich Sie?«
    Der Russe ließ sein dröhnendes Lachen hören.
    » Gospodin Bourne, wie ich sehe, stimmen die Gerüchte über Ihr Gedächtnis.« Er legte Bourne einen Arm um die Taille und stützte ihn. »Erinnern Sie sich nicht? Nein, das tun Sie nicht. Also, tatsächlich sind wir uns schon mehrmals begegnet. Beim letzten Mal haben Sie mir das Leben gerettet.« Er lachte erneut über Bournes verwirrten Gesichtsausdruck. »Das ist eine hörenswerte Geschichte, mein Freund. Eine, die man gut bei einer Flasche Wodka erzählen kann. Oder vielleicht auch bei zweien, was?
    Nach einer Nacht wie dieser … wer weiß?«
    »Ich wäre dankbar für einen Schluck Wodka«, gab
    Bourne zu, »aber ich muss erst noch jemanden finden.«
    »Kommen Sie«, sagte Karpow, »ich lasse meine Leute diesen Unrat wegräumen, und wir tun gemeinsam, was erledigt werden muss.« Er grinste breit, was die Brutalität seiner Züge abmilderte. »Sie stinken wie ein eine Woche alter Fisch, wissen Sie das? Aber das macht nichts, ich bin an solche Gerüche gewöhnt!« Er lachte wieder. »Wie ich mich freue, Sie wiederzusehen! In unserem Beruf, das weiß ich längst, findet man nicht gerade leicht Freunde.
    Und deshalb müssen wir dieses Ereignis, dieses Wiedersehen gebührend feiern, stimmen Sie mir zu?«
    »Unbedingt.«
    »Und wen suchen Sie so dringend, mein guter Freund Jason Bourne, dass Sie nicht erst heiß duschen und die verdiente Ruhe genießen wollen?«
    »Einen jungen Mann namens Chan. Sie haben ihn
    kennen gelernt, nehme ich an.«
    »Allerdings«, sagte Karpow, indem er Bourne einen anderen Korridor entlang führte. »Ein höchst bemerkenswerter junger Mann. Wissen Sie, dass er nicht von der Seite der sterbenden Tschetschenin gewichen ist? Und sie hat ihrerseits seine Hand bis zum Schluss umklammert.« Er schüttelte den Kopf. »Höchst ungewöhnlich.«
    Karpow schürzte seine roten Lippen. »Nicht, dass sie seine Fürsorge verdient hätte. Was war sie – eine Mörderin, eine Zerstörerin? Man braucht sich nur anzusehen, was hier geplant war, um zu begreifen, was für ein Ungeheuer sie war.«
    »Und trotzdem«, sagte Bourne, »hatte sie das Bedürfnis, seine Hand zu halten.«
    »Wie er das ertragen hat, werde ich nie begreifen.«
    »Vielleicht hat er auch von ihr etwas gebraucht.« Bourne musterte ihn. »Glauben Sie wirklich, dass sie ein Ungeheuer war?«
    »O ja«, sagte Karpow, »aber die Tschetschenen haben mich selbst gelehrt, sie für Ungeheuer zu halten.«
    »Und das ist nicht zu ändern?«, fragte Bourne.
    »Nicht, bevor wir sie ausgerottet haben.« Karpow beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus. »Hören Sie, mein idealistischer Freund, sie haben über uns gesagt, was andere
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