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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis
Autoren: Robert Ludlum
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persönlich mochte und respektierte. Lindros hatte auch dafür gesorgt, dass das Bethesda Naval Hospital ihn aufnahm. Während die dortigen Fachärzte, die von der Agency zur Geheimhaltung verpflichtet worden waren, seine Wunden und die gebrochenen Rippen behandelten, hatte Lindros ihn ausführlich befragt. Der stellvertretende CIA-Direktor hatte diese schwierige Aufgabe mit leichter Hand bewältigt und Webb reichlich Zeit gelassen, auszuschlafen und sich von den Anstrengungen der vergangenen Woche zu erholen.
    Aber nach nur drei Tagen hatte Webb sich nichts mehr gewünscht, als zu seinen Studenten zurückzukehren, und er sehnte sich nach seiner Familie, auch wenn sein Herz jetzt einen Schmerz empfand, eine gewisse Leere, die seit Joshuas Rückkehr Form und Gestalt angenommen hatte.
    Er hatte Marie von ihm erzählen wollen, wie er ihr alles andere geschildert hatte, was er in seiner Abwesenheit durchgemacht hatte. Aber wenn er dazu angesetzt hatte, von seinem anderen Sohn zu erzählen, war seine Zunge jedes Mal wie gelähmt gewesen. Das lag nicht daran, dass er Maries Reaktion gefürchtet hätte – dazu hatte er viel zu viel Vertrauen zu ihr. Nein, er war sich seiner eigenen Reaktion nicht sicher. Nach nur einwöchiger Abwesenheit fühlte er sich Jamie und Alison bereits entfremdet. So hätte er Jamies Geburtstag einfach vergessen, wenn Marie ihn nicht sanft daran erinnert hatte.
    Wie einen im Sand gezogenen Strich sah er eine deutliche Trennung zwischen seinem Leben vor Joshuas spektakulärem Wiederauftauchen und dem Leben danach.
    Wo düstere Trauer geherrscht hatte, strahlte jetzt das Licht der Wiedervereinigung. Aus Tod war wie durch ein Wunder wieder Leben geworden. Die Auswirkungen dieser Ereignisse musste er erst begreifen lernen. Wie konnte er Marie an etwas so Ungeheurem teilhaben lassen, bevor er es selbst ganz verstanden hatte?
    Und so überfluteten ihn am Geburtstag seines jungen Sohns Gedanken an seinen älteren Sohn. Wo war Joshua? Kurz nachdem sie von Oszkar erfahren hatten, Annaka Vadas’ Leiche sei am Rand der Stadtautobahn zum Flughafen Ferihegy gefunden worden, hatte Joshua sich abgesetzt und war so rasch und lautlos verschwunden, wie er aufgetaucht war. War er nach Budapest zurückgekehrt, um Annaka ein letztes Mal zu sehen? Hoffentlich nicht.
    Jedenfalls hatte Karpow versprochen, ihr Geheimnis zu bewahren, und Webb vertraute ihm. Inzwischen war ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wo sein Sohn lebte, ob er überhaupt ein ständiges Zuhause hatte. Die Tatsache, dass es unmöglich war, sich auch nur vorzustellen, wo Joshua jetzt war oder was er vermutlich tat, schmerzte Webb sehr. Er spürte Joshuas Abwesenheit, als habe er einen Arm oder ein Bein verloren. Es gab so vieles, was er Joshua sagen wollte, so viel Zeit, die Wiedergutmachung forderte. Es war schwierig, Geduld zu haben, und schmerzhaft, nicht mal zu wissen, ob Joshua sich dafür entscheiden würde, sich wieder in seine Nähe zu wagen.
    Die Geburtstagsparty hatte begonnen, und ungefähr zwanzig Kinder spielten und tobten wild kreischend durchs Haus. Und im Mittelpunkt aller Aktivitäten stand Jamie: ein geborener Führer, ein Junge, zu dem Gleichaltrige aufsahen. Sein offenes Gesicht, das Maries so ähnlich war, leuchtete vor Glück. Webb fragte sich, ob er auf Joshuas Gesicht jemals so ungetrübte Freude gesehen hatte. Als bestehe eine telepathische Verbindung zwischen ihnen, blickte Jamie in diesem Moment auf und grinste breit, als er den Blick seines Vaters auf sich ruhen sah.
    Webb war für den Empfang der Gäste zuständig und
    hörte wieder die Türklingel. Als er die Haustür öffnete, stand draußen ein Mann von FedEx mit einem Päckchen für ihn. Er unterschrieb und nahm es sofort mit in den Keller, wo er einen Raum aufsperrte, für den es nur einen einzigen Schlüssel gab. Drinnen stand ein tragbares Durchleuchtungsgerät, das Alex Conklin ihm besorgt hatte. Ohne dass die Kinder etwas davon wussten, wurden alle Päckchen und Pakete, die ins Haus kamen, mit diesem Gerät durchleuchtet.
    Nachdem Webb sich davon überzeugt hatte, dass es
    ungefährlich war, öffnete er das Päckchen. Es enthielt einen Baseball und zwei Fanghandschuhe, einen für ihn und einen in genau der richtigen Größe für einen Elfjährigen. Auf dem beigelegten Zettel stand nur: Für Jamies Geburtstag
    Joshua
    David Webb starrte das Geschenk an, das ihm mehr bedeutete, als er jemals jemandem würde erklären können.
    Von oben drang Musik, in die sich
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