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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis
Autoren: Robert Ludlum
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der Präsident, indem er sich ihm gegen
    übersetzte. Dass sein Gesicht leicht gerötet war, kam nicht von körperlicher Anstrengung, das merkte der Direktor jetzt, sondern vom vollen Bewusstsein seiner Macht. »Aber zuvor wollte ich Ihnen persönlich für Ihre gute Arbeit in den letzten Tagen danken.«
    Der Assistent servierte den Kaffee und ging dann wieder, wobei er die schwere Tür lautlos hinter sich schloss.
    »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was die zivilisierte Welt hätte erdulden müssen, wenn Ihr Mann Bourne
    nicht gewesen wäre.«
    »Danke, Sir. Wir haben nie recht geglaubt, dass er Alex Conklin und Dr. Panov ermordet hat«, sagte der CIA
    Direktor mit scheinbar aufrichtigem, jedoch restlos geheucheltem Freimut, »aber wir wurden mit bestimmten Beweisen konfrontiert – gefälschten, wie sich später herausstellte – und mussten entsprechend handeln.«
    »Ja, ich verstehe.« Der Präsident ließ zwei Zuckerwürfel in seinen Kaffee fallen und rührte nachdenklich um.
    »Ende gut, alles gut, aber im richtigen Leben – im Gegensatz zu Shakespeares Welt – hat jede Tat Konsequenzen.« Er trank einen kleinen Schluck Kaffee. »Wie Sie wissen, hat das Gipfeltreffen trotz des Blutbads wie geplant stattgefunden. Und es war ein voller Erfolg. Tatsächlich hat die gemeinsam bestandene Gefahr uns nur enger zusammengeschweißt. Alle Staatsoberhäupter –
    zum Glück auch Alexander Jewtuschenko – erkannten klar und deutlich, welches Schicksal der Welt bevorsteht, wenn wir unsere kurzsichtige Haltung nicht verändern.
    Sie haben erkannt, dass wir zusammenarbeiten müssen.
    Unsere Verhandlungen haben jetzt die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus geschaffen. Mein Außenminister ist bereits im Nahen Osten, um die nächste Gesprächsrunde zu beginnen. Das ist eine eindrucksvolle Breitseite vor den Bug unserer Feinde.«
    Und damit ist deine Wiederwahl gesichert , sagte der Alte sich. Von der historischen Bedeutung deiner Präsidentschaft ganz zu schweigen.
    Als die Gegensprechanlage diskret summte, entschuldigte sich der Präsident, stand auf und trat an seinen Schreibtisch. Er hörte kurz zu, dann sah er auf. Sein durchdringender Blick ruhte auf dem CIA-Direktor. »Ich habe zugelassen, dass ich von jemandem abgeschnitten wurde, der mir wohlüberlegten, wertvollen Rat hätte erteilen können. Aber das passiert nie wieder, verlassen Sie sich darauf!«
    Der Präsident erwartete offensichtlich keine Antwort, denn er sprach bereits in die Anlage auf seinem Schreibtisch: »Ich lasse bitten.«
    Der CIA-Direktor war emotional aufgewühlter als je zuvor in seinem Leben und nutzte diesen Augenblick, um sich zu sammeln. Er sah sich in dem hohen Raum mit den cremeweißen Wänden, dem königsblauen Teppich und den soliden, bequemen Möbeln um.
    Über zwei identischen Sideboards aus Kirschholz im Chippendale-Stil hingen mehrere große Ölporträts republikanischer Präsidenten. In einer Ecke stand eine halb entfaltete amerikanische Fahne. Vor den Fenstern, unter flauschigem weißem Dunst, erstreckte sich ein Stück Golfrasen, über den ein Kirschbaum seine mächtigen Äste breitete. Die Bündel von blassrosa Blüten zitterten in der Frühlingsbrise wie Glöckchen.
    Die Tür ging auf, und Roberta Alonzo-Ortiz wurde
    hereinbegleitet. Der Direktor beobachtete entzückt, dass der Präsident seinen Platz hinter dem Schreibtisch nicht verließ. Er blieb stehen, sah der Sicherheitsberaterin entgegen und forderte sie demonstrativ nicht auf, Platz zu nehmen. Alonzo-Ortiz trug ein streng geschnittenes schwarzes Kostüm, eine stahlgraue Seidenbluse und praktische Pumps mit niedrigen Absätzen. So hätte sie zu einer Beerdigung gehen können, was, wie der Direktor schadenfroh feststellte, durchaus zum Anlass passte.
    Sie ließ sich eine Zehntelsekunde lang anmerken, dass die Anwesenheit des CIA-Direktors sie überraschte. Ein letzter Funken Feindseligkeit blitzte in ihrem Blick auf, bevor sie ihn nach innen wandte und ihr Gesicht zu einer starren Maske wurde. Ihr Teint wirkte eigenartig gesprenkelt, als sei das eine Reaktion auf ihre unterdrückten Gefühle. Sie sprach den Direktor nicht an und nahm ihn auch nicht zur Kenntnis.
    »Dr. Alonzo-Ortiz, ich möchte Sie über ein paar Dinge informieren, damit Sie die Ereignisse der letzten Tage unter einem veränderten Blickwinkel betrachten können«, begann der Präsident in sonorem Tonfall, der keine Unterbrechung duldete. »Ich habe zwar
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