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Rolf Torring 049 ~ Zum Groß-Nama-Land

Rolf Torring 049 ~ Zum Groß-Nama-Land

Titel: Rolf Torring 049 ~ Zum Groß-Nama-Land
Autoren: Hans Warren
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    1. Kapitel. Zur Kalahari.
     
      Pongo warf sich plötzlich in das dichte Gebüsch, an welchem wir entlanggingen. Sofort rissen wir unsere Pistolen heraus, denn ein solches Benehmen unseres schwarzen Freundes deutete auf Gefahr. Da erklang aber schon zwischen den sich wild bewegenden Zweigen der Angstruf eines Menschen und wenige Augenblicke später zwängte sich Pongo wieder aus dem dichten Gebüsch heraus.  
      Mit seiner gewaltigen Rechten hielt er einen Neger gepackt und stellte seinen Gefangenen jetzt vor uns hin.  
      „Pongo Augen von Neger gesehen, ihn schnell holen," sagte er nur.  
      Das war allerdings ein sehr kurzes, bündiges Verfahren. Wir betrachteten den zitternden Neger genauer, der ängstlich auf seinen Überwinder sah.  
      Es war ein Nama oder, wie der überall eingebürgerte Spottname der Buren lautet, ein Hottentott. (Hottentott heißt „Stotterer"; die Buren haben diesen Namen geprägt, weil sie in den eigenartigen Kehl- und Schnalzlauten der Nama-Sprache ein Stottern hörten.)  
      Er hatte die typische, kleine Gestalt, war dürr, und die Muskulatur seiner Beine war sehr schlecht entwickelt. Seine Haut zeigte das bekannte Graugelb und war von Runzeln und Falten durchfurcht.  
      Ich fürchtete im stillen, daß der Nama nur seiner Sprache kundig war, die ich nicht beherrschte. Auch Rolf hatte meiner Meinung nach von ihr keine Kenntnis, deshalb sagte ich halblaut zu ihm:  
      „Wenn unser Pongo seine Sprache nicht versteht, werden wir wohl nicht herausbekommen, weshalb er uns beobachtet hat."  
      Aber ich hatte nicht bedacht, daß wir uns hier im früheren Deutsch-Südwest befanden! Zu meinem größten Erstaunen fing der Mann in gebrochenem Deutsch an zu sprechen:  
      „Garu Massers nicht beobachten, Garu sich verstecken."  
      „Weshalb hast du dich versteckt?" forschte Rolf, „sehen wir so gefährlich aus?"  
      „Massers gut sein," sagte der Nama zögernd, „doch Teufel viele Gestalten haben. Teufel guter Mann oder Simba sein!"  
      Wir sahen uns erstaunt an. Nun hörten wir es wieder, daß hier im Groß-Nama-Land ein Teufel hausen sollte, der Löwengestalt annehmen konnte. Als es uns Jim Rändle, der Bandit, erzählte, hatten wir nicht gedacht, daß es auf Wahrheit beruhen würde, wir glaubten höchstens auf eine andere Räuberbande zu stoßen, deren Taten Jim Rändle zur Last gelegt wurden.  
      Also mußte doch etwas Wahres an diesem Gerücht sein, sonst hätte nicht der erste Hottentott, den wir trafen, uns diese Mär bestätigt. Im allgemeinen sind ja die Neger heutzutage schon zu aufgeklärt, um so etwas zu glauben, also mußte schon etwas dahinter stecken.  
      Dann konnte es sich natürlich nur um die Teufelei eines Menschen handeln, und Rolf fragte den Nama:  
      „Höre, Garu, hast du diesen Teufel schon einmal gesehen?"  
      Garu blickte uns noch immer sehr ängstlich an. Offenbar war er sich noch gar nicht sicher, ob wir nicht selbst Teufel seien, die sich vielleicht im nächsten Augenblick in Löwen verwandeln könnten.  
      Dann sagte er stockend:  
      „Garu sehen, wie ein Masser von großem Löwen niedergeschlagen. Löwe dann plötzlich fort, und anderer Masser sich über Toten beugen. Dann auch schnell fort. Garu später hingehen, erster Masser von Löwen zerrissen, alle Taschen leer."  
      Er machte dabei ein so betrübtes Gesicht, daß wir sofort wußten, er hatte ebenfalls die Absicht gehabt, den Toten auszuplündern. Seine Erzählung, die den Eindruck der Wahrheit machte, war äußerst interessant. Ein Löwe hatte also einen Weißen zerrissen, war dann verschwunden, und ein anderer Weißer hatte den Toten ausgeplündert.  
      Rolf fragte den Nama weiter:  
      „Wann hast du das gesehen, Garu?"  
      Der Hottentott rechnete nach, dann hob er vier Finger und erklärte:  
      „Sonne gekommen und gegangen."  
      Also vor vier Tagen war diese merkwürdige Geschichte passiert. Dann konnte der Ort dieses Schauspiels nicht weit abliegen, denn die Nama sind infolge ihrer mangelnden Beinmuskulatur schlechte Läufer, wenn sie auch auf Jagden weit im Lande umherstreifen.  
      Rolf fragte sofort weiter: „Wo hast du es gesehen?"  
      Der Nama zeigte nach Südwest. Dann überlegte er, wie er uns wohl am besten die Entfernung ausdrücken könnte und sagte endlich:  
      „Garu gut laufen, bis Sonne Weg gemacht."  
      Das hieß also, daß er einen ganzen Tag laufen müßte, um an den Ort zu gelangen. Wir
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