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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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in ihrem Versteck bleiben. Aber jetzt rief Redfern nach ihr.
    Sie kam zum Strand. Dann schlossen sich seine Hände um ihren Hals – und das war das Ende der armen, dummen, schönen Arlena Marshall…»
    Hercule Poirot schwieg.
    Es dauerte lange, bis jemand das Schweigen brach. Schließlich sagte Rosamund Darnley mit leisem Schaudern: «Sie haben das sehr anschaulich erzählt, Monsieur Poirot. Aber es ist die Geschichte der Gegenseite. Sie haben uns noch nicht verraten, wie Sie selbst hinter die Wahrheit gekommen sind.»
    «Ich sagte einmal zu Ihnen», antwortete Poirot, «dass ich einen sehr nüchternen Verstand habe. Von Anfang an, die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass nur die Person Arlena Marshall getötet haben konnte, die vom Typ und vom Charakter her am genauesten ins Bild passte. Und das war für mich Patrick Redfern. Er ist das Paradebeispiel für einen Mann, der Frauen wie Arlena ausnimmt. Und außerdem ist ihm ein Mord zuzutrauen. Ich kann ihn mir als einen Mann vorstellen, der eine Frau um ihre Ersparnisse bringt und ihr dann noch die Kehle durchschneidet. Wen, so fragte ich mich, hatte Arlena an jenem Morgen treffen wollen? Nach ihrem Gesicht, ihrem Lächeln, ihrem Benehmen, ihren Worten zu schließen konnte es nur einer sein – Patrick Redfern. Und deshalb musste es nach Lage der Dinge Patrick Redfern sein, der sie ermordete.
    Aber sofort stieß ich bei meinen Nachforschungen auf Hindernisse, wie ich Ihnen ja erzählte. Patrick Redfern konnte sie nicht getötet haben, weil er mit mir am Strand war und zusammen mit Miss Brewster die Tote entdeckte. Deshalb suchte ich nach einer anderen Lösung – und es gab sogar mehrere. Ihr Mann hätte sie getötet haben können mit Miss Darnleys Wissen. Beide hatten in einem Punkt gelogen, was sie verdächtig machte. Außerdem konnte jemand Arlena getötet haben, weil sie hinter das Geheimnis des Drogenschmuggels kam. Und ein religiöser Fanatiker konnte der Täter sein oder auch ihre Stieftochter. Kurze Zeit hielt ich Linda tatsächlich für die Mörderin. Lindas Verhalten bei ihrem ersten Zusammentreffen mit der Polizei sprach Bände. Und bei einem Gespräch, das ich später mit ihr hatte, stellte sich eines als sicher heraus: Linda hielt sich für schuldig.»
    «Sie meinen also, dass sie tatsächlich glaubte, Arlena getötet zu haben?» Rosamunds Stimme klang ungläubig.
    Hercule Poirot nickte. «Ja. Bedenken Sie – Linda ist fast noch ein Kind. Sie las das Buch über Zauberkraft und Magie und glaubte halb, was sie da las. Sie hasste Arlena. Sie machte die Wachspuppe, sprach den Zauber, bohrte ihr mit der Nadel ins Herz und ließ sie zerschmelzen – und das tat sie genau an dem Tag, an dem Arlena starb. Ältere und klügere Leute als Linda haben schon an die Zauberei geglaubt. Natürlich dachte sie, dass die Zauberkraft gewirkt hatte, dass sie ihre Stiefmutter durch einen Zauber getötet hatte.»
    «Mein Gott, das arme Kind, das arme Kind!», rief Rosamund. «Und ich dachte – ich glaubte – ich vermutete etwas ganz anderes: Dass sie etwas wusste, das…» Rosamund brach ab. «Ich weiß, was Sie dachten», erklärte Poirot. «Und Ihr Verhalten hat Linda nur noch mehr erschreckt. Sie glaubte nur, dass sie tatsächlich Arlenas Tod verschuldet hatte und Sie es wüssten. Christine Redfern bedrängte sie auch, indem sie ihr die Idee mit den Schlaftabletten eingab und ihr einen Weg wies, wie sie das Verbrechen schnell und schmerzlos sühnen konnte. Verstehen Sie, nachdem fest stand, dass Captain Marshall ein Alibi hatte, war es lebenswichtig, einen neuen Tatverdächtigen zu finden. Weder Christine noch ihr Mann wussten über den Rauschgiftring Bescheid. Deshalb sollte Linda das Opfer sein.»
    «Was für eine Gemeinheit!», sagte Rosamund.
    Poirot nickte. «Ja, Christine Redfern ist eine kalte, grausame Frau. Was mich anbetrifft – ich wusste nicht weiter. Hatte Linda nur diesen kindischen Versuch unternommen, einen Zauber über ihre Stiefmutter zu legen, oder war ihr Hass so groß, dass sie die Tat wirklich beging? Ich versuchte, sie so weit zu bringen, dass sie sich mir anvertraute. Es gelang mir nicht. Ich war mit meiner Weisheit so ziemlich am Ende. Der Polizeichef fand inzwischen die Lösung, dass ein Rauschgiftring dahintersteckte, am vernünftigsten. Ich durfte es nicht dabei bewenden lassen. Noch einmal ging ich alle Details genau durch. Was hatte ich denn? Nur eine Sammlung von Fakten, von Ereignissen, die nichts miteinander zu tun zu haben
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