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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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Ja, also, als ich das Mr Kelso erzählte, meinte der, es gäbe keinen besseren Ort als diesen hier. Sehr malerisch, sagte er, sehr weltabgelegen und trotzdem sehr bequem und in jeder Beziehung äußerst exklusiv. Und natürlich mischte sich da Mr Gardener ein und fragte, wie es denn mit den sanitären Einrichtungen stünde. Denn, ob Sie’s glauben oder nicht, Monsieur Poirot Mr Gardeners Schwester wohnte mal in einem Gästehaus mitten im Moor, sehr exklusiv, hieß es, aber dann gab es dort nur ein Plumpsklo! Natürlich war Mr Gardener seitdem misstrauisch, wenn er was von einem abgelegenen Hotel hörte, was, Odell?»
    «Ja, meine Liebe», erwiderte Mr Gardener.
    «Aber Mr Kelso beruhigte uns sofort. Die sanitären Einrichtungen, erklärte er, seien das Neueste vom Neuen, die Küche sei exzellent. Und ich finde, es stimmt. Was mir besonders gefällt, ist die intime Atmosphäre, wenn Sie wissen, was ich meine. Es ist kein großes Hotel, man unterhält sich miteinander, jeder kennt jeden. Wenn die Briten einen Fehler haben, dann ist es ihre Meinung, man müsse etwas zurückhaltend sein, solange man sich nicht schon ein paar Jahre kennt. Dann allerdings gibt es keine netteren Menschen. Mr Kelso sagte mir, dass die interessantesten Leute herkämen, und er hat Recht. Sie, zum Beispiel, Monsieur Poirot, und Miss Darnley. Ach, war das eine Überraschung, als ich herausbekam, wer Sie sind, was, Odell?»
    «Wirklich, meine Liebe?»
    «Ha!», sagte Miss Brewster. Es klang wie eine Explosion. «Wie aufregend, was, Monsieur Poirot?»
    Hercule Poirot hob wie verzweifelt die Hände. Aber es war nicht mehr als eine höfliche Geste. Mrs Gardener plapperte munter weiter:
    «Verstehen Sie, Monsieur Poirot, ich habe von Cornelia Robson eine Menge über Sie gehört. Mr Gardener und ich waren im Mai in Badenhof. Und natürlich erzählte uns Cornelia alles über die Geschichte in Ägypten. Damals, als Linna Ridgeway ermordet wurde. Sie sagte, dass Sie ganz großartig gewesen seien. Ich war schon immer verrückt darauf, Sie kennen zu lernen, nicht wahr, Odell?»
    «Ja, meine Liebe.»
    «Und auch Miss Darnley. Ich kaufe viel im Atelier Rose Mond, und natürlich ist sie Rose Mond persönlich, nicht wahr? Ich finde ihre Kollektion so chic. Elegant und schwungvoll! Das Kleid, das ich gestern Abend trug, stammt aus ihrem Atelier. Sie ist einfach in jeder Beziehung eine entzückende Frau.»
    Major Barry, der hinter Miss Brewster saß und mit großen Augen wie gebannt zu den Leuten am Strand hinunterschaute, brummte:
    «Glänzend aussehende Person!»
    Mrs Gardener klapperte mit ihren Nadeln. «Ich muss Ihnen etwas gestehen, Monsieur Poirot», fuhr sie unbeirrt fort, «es gab mir gewissermaßen einen Stich, als ich Sie hier entdeckte… Natürlich war ich entzückt, Sie kennen zu lernen. Mr Gardener kann das bestätigen. Aber mir kam plötzlich der Gedanke, dass Sie nicht – nun, dass Sie beruflich hier sein könnten. Verstehen Sie, was ich meine? Also, ich bin schrecklich empfindsam, wie Ihnen Mr Gardener bestätigen wird, und könnte es einfach nicht ertragen, in irgendein Verbrechen hineingezogen zu werden. Verstehen Sie…»
    Mr Gardener räusperte sich und sagte: «Verstehen Sie, Monsieur Poirot, meine Frau ist sehr empfindsam.»
    Hercule Poirot warf die Hände in die Höhe. «Ich darf Ihnen versichern, Madame, dass ich aus demselben Grund hier bin wie Sie – mich zu amüsieren, meine Ferien hier zu verbringen. Ich denke nicht einmal an Verbrechen!»
    «Keine Leichen auf der Schmugglerinsel!», warf Miss Brewster in bellendem Ton ein.
    «Ach, das stimmt nicht ganz.» Poirot deutete hinunter zum Strand. «Sehen Sie mal da unten, wie die Leute dort im Sand liegen. Sie haben gar nichts Persönliches mehr an sich. Sie könnten genauso gut tot sein.»
    Major Barry mischte sich ein. «Gutaussehende Mädchen dabei», sagte er. «Vielleicht ein wenig dünn.»
    «Aber wo ist da der Reiz?», rief Poirot. «Das Geheimnisvolle? Was mich betrifft, so gehöre ich noch zur alten Schule. Als ich jung war, zeigte man kaum den Fußknöchel. Der rasche Blick auf einen faltenreichen Unterrock – wie verführerisch! Die sanfte Wölbung einer Wade… ein Knie… ein besticktes Strumpfband…»
    «Schlimm, schlimm», sagte Major Barry rau.
    «Sehr viel praktischer – das Zeug, das man heutzutage trägt», warf Miss Brewster ein.
    «Nun ja, Monsieur Poirot», bemerkte Mrs Gardener. «Ich finde, wissen Sie, dass unsere Jungen und Mädchen heute ein viel
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