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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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überzeugt war, dass Linda wie jeden Tag zum Schwimmen gegangen sei. Sie wollte Lindas Uhr zwanzig Minuten vorstellen. Natürlich musste sie riskieren, dass Linda das Falschgehen ihrer Uhr entdeckte, aber das war nicht so schlimm. Christines Alibi stützte sich vor allem darauf, dass sie so kleine Hände hatte. Es wäre ihr also rein körperlich unmöglich gewesen, das Verbrechen zu begehen. Trotzdem konnte eine zusätzliche Absicherung nicht schaden. Als sie in Lindas Zimmer das an einer bestimmten Stelle aufgeschlagene Buch über Magie und Zauberei fand, las sie die Seite, und als Linda hereinkam und das Päckchen mit den Kerzen fallen ließ, begriff sie, was Linda vorhatte. Jetzt eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten. Ursprünglich hatte das Pärchen geplant, den Verdacht bis zu einem gewissen Grad auf Kenneth Marshall zu lenken, daher die verschwundene Pfeife, daher das Pfeifenstück, das man bei der Leiter fand.
    Christine verabredete also den Ausflug zur Möwenbucht mit Linda und kehrte in ihr eigenes Zimmer zurück. Sie holte eine Flasche Tönungscreme aus dem Koffer, rieb sich sorgfältig damit ein und warf die leere Flasche aus dem Fenster. Beinahe hätte sie Emily Brewster getroffen, die gerade badete.
    Damit war Akt drei erfolgreich beendet.
    Christine trug einen weißen Badeanzug und darüber ein Paar Strandhosen und eine Jacke mit langen weiten Ärmeln, um ihre seit neuestem braunen Arme und Beine zu verbergen.
    Um Viertel nach zehn paddelte Arlena los, ein oder zwei Minuten später erschien Patrick Redfern und mimte Ärger, Erstaunen und so weiter. Christines Aufgabe war nicht besonders schwierig. Sie hatte ihre eigene Uhr weggesteckt und fragte Linda um fünfundzwanzig Minuten nach elf, wie spät es sei. Linda blickte auf ihre Armbanduhr und antwortete, es sei Viertel vor zwölf. Dann geht sie schwimmen, und Christine packt ihr Zeichenzeug ein. Sobald ihr Linda den Rücken gedreht hat, stellt Christine die Uhr wieder richtig, die Linda natürlich nicht mit ins Wasser genommen hat. Christine eilt den Klippenpfad entlang bis zum Anfang der Leiter, zieht Hose und Jacke aus und versteckt sie zusammen mit ihrem Zeichenkoffer hinter einem Felsen. Dann klettert sie leichtfüßig die Leiter hinunter zur Feenbucht.
    Arlena ist unten am Strand und fragt sich, warum Patrick nicht kommt. Sie hört ein Geräusch auf der Leiter, späht hinauf und entdeckt zu ihrem Ärger, dass es ausgerechnet die Person ist, der sie am wenigsten begegnen möchte – der Ehefrau. Sie läuft zur Feenhöhle und versteckt sich.
    Christine holt den Hut aus dem Versteck. Eine falsche rotbraune Locke ist hinten unter dem Rand befestigt. Sie setzt ihn auf und legt sich auf dem Bauch in den Sand, Hände und Füße von sich gestreckt. Der Hut verdeckt praktischerweise Gesicht und Nacken.
    Der Zeitplan funktioniert glänzend. Ein paar Minuten später taucht das Boot mit Patrick Redfern und Miss Brewster an der Landspitze auf. Sie erinnern sich, dass es Patrick Redfern war, der sich über die Tote beugte und sie oberflächlich untersuchte, Patrick Redfern, der entsetzt und geschockt ist über den Tod seiner Geliebten. Er hatte sich seine Zeugin sorgfältig ausgewählt. Miss Brewster ist nicht schwindelfrei, sie würde nicht versuchen, die Leiter hinaufzuklettern. Sie würde wieder mit dem Boot zurückfahren. Natürlich ist es Patrick Redfern, der bei der Leiche zurückbleibt.
    Miss Brewster rudert los, um die Polizei zu alarmieren. Sobald das Boot verschwunden ist, springt Christine auf, zerschneidet den Hut mit der Schere in Stücke, die Patrick Redfern vorsichtshalber mitbrachte, klettert die Leiter im Handumdrehen hinauf, schlüpft in Strandhose und Jacke, packt den Zeichenkoffer und läuft zum Hotel zurück. Sie hat gerade noch Zeit, sich in der Wanne die Bräunungscreme abzuwaschen und in das Tenniskleid zu schlüpfen. Und sie tut noch etwas anderes. Sie verbrennt die grünen Pappstücke des Hutes und die Haarlocke in Lindas Kamin, zusammen mit einem Kalenderblatt, um noch eine falsche Spur zu legen. Jeder würde glauben, dass ein Kalender verbrannt wurde, nicht ein Hut. Wie sie vermutet hatte, hatte Linda irgendwelche Zauberkunststücke gemacht, das Wachs und die Nadel verrieten es.
    Dann eilte sie zum Tennisplatz. Sie war die letzte, aber sie wirkte weder aufgeregt noch außer Atem.
    Inzwischen ging Patrick Redfern zur Höhle. Arlena hatte nichts gesehen und auch nicht viel gehört – ein Ruderboot, Stimmen –, denn sie musste ja
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