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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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seinem Stuhl. Seine Stimme klang drohend. Seine Augen blitzten vor Wut.
    «Ich will damit sagen, dass dies kein Verbrechen ist, das von einer Person allein ausgeführt wurde. Es waren zumindest zwei. Es stimmt, dass Sie nicht gleichzeitig die Briefe schreiben und in der Feenbucht hätten sein können. Aber Sie hätten den Brief stenographieren und jemand anders hätte ihn in Ihrem Zimmer schreiben können, während Sie in der Bucht waren, um Ihre Frau zu ermorden.»
    Hercule Poirot blickte Rosamund Darnley an. «Miss Darnley sagte aus», fuhr er fort, «dass sie den Sonnenfelsen gegen zehn Minuten nach elf verließ und Sie beobachtete, wie Sie in Ihrem Zimmer tippten. Aber genau zu dieser Zeit kehrte Mr Gardener ins Hotel zurück, um seiner Frau ein Knäuel Wolle zu holen. Er hat Miss Darnley nicht gesehen und nicht getroffen. Das ist doch wichtig. Es sieht so aus, als hätte Miss Darnley den Sonnenfelsen nicht verlassen oder aber sehr viel früher. Dass sie zur fraglichen Zeit in Ihrem Zimmer saß und eifrig tippte. Noch ein Punkt: Sie sagten aus, dass Sie Miss Darnley im Spiegel sahen, als sie Viertel nach elf Uhr in Ihr Zimmer kam. Aber an dem fraglichen Tag waren Schreibmaschine und Papiere auf dem Schreibtisch auf der anderen Seite des Zimmers. Der Spiegel dagegen hängt zwischen den beiden Fenstern. Also ist diese Aussage einwandfrei eine Lüge. Später stellten Sie die Schreibmaschine auf den Tisch unter dem Spiegel, um Ihrer Aussage Gewicht zu verleihen aber da war es zu spät. Da war mir bereits klar, dass Sie und Miss Darnley logen.»
    «Was für ein kluger Teufel Sie doch sind!», sagte Rosamund Darnley. Ihre Stimme war leise und sachlich.
    «Aber nicht so teuflisch klug wie der Mörder selbst», antwortete Poirot mit erhobener Stimme. «Überlegen wir doch einen Augenblick. Wen wollte Arlena Marshall an jenem Morgen meiner Meinung – unserer Meinung – nach treffen? Patrick Redfern, das nahmen wir doch alle an, nicht wahr? Es war kein Erpresser, den sie treffen wollte. Das hat mir allein schon ihr Gesicht verraten. O nein, sie wollte sich mit ihrem Liebhaber treffen – oder glaubte, dass sie sich mit ihm treffen würde.
    Ja, ich war mir ziemlich sicher, dass Arlena Marshall sich mit Patrick Redfern treffen wollte. Aber eine Minute später tauchte Redfern am Strand auf und suchte sie. Was hatte das zu bedeuten?»
    «Irgendein gemeiner Kerl hat meinen Namen missbraucht», warf Patrick Redfern wütend ein.
    «Sie wirkten sehr aufgeregt», stellte Poirot fest. «Und überrascht, weil sie nicht gekommen war. Vielleicht zu überrascht. Meiner Theorie nach, Mr Redfern, paddelte Mrs Marshall zur Feenbucht, weil sie Sie treffen wollte. Und sie traf Sie auch! Und Sie ermordeten Arlena, wie Sie es geplant hatten!»
    Patrick Redfern starrte ihn verblüfft an. «Sie sind ja verrückt!», sagte er gutmütig. «Ich war doch mit Ihnen zusammen, bis ich mit Miss Brewster ins Boot stieg. Miss Brewster und ich fanden sie gemeinsam.»
    «Sie haben sie erst getötet, nachdem Miss Brewster mit dem Boot losgerudert war, um die Polizei zu alarmieren. Arlena Marshall war nicht tot, als Sie zum Strand kamen. Sie wartete in der Höhle, bis die Luft rein war.»
    «Aber die Leiche! Miss Brewster und ich haben sie doch beide gesehen!»
    «Da lag jemand auf dem Sand, ja. Aber er war nicht tot. Die Person, die da lag, lebte. Sie hatte sich den Körper, die Arme und Beine gebräunt und den Kopf unter einem grünen Hut aus Pappe versteckt. Christine, Ihre Frau – oder vielleicht ist sie es gar nicht, sondern nur Ihre Partnerin –, half Ihnen bei dem Verbrechen, genau wie sie Ihnen damals half, als sie die tote Alice Corrigan ‹entdeckte›, mindestens zwanzig Minuten, ehe Alice Corrigan tatsächlich starb, ermordet von ihrem Mann Edward Corrigan – Ihnen!»
    «Vorsicht, Patrick!», rief Christine. Ihre Stimme klang scharf und kalt. «Werd nur nicht wütend!»
    «Es wird Sie interessieren zu erfahren», sagte Poirot, «dass Sie beide auf einem hier aufgenommenen Gruppenfoto von der Polizei von Surrey wiedererkannt wurden. Man hat Sie sofort identifiziert: als Edward Corrigan und Christine Deverill, die junge Frau, die den Leichnam fand.»
    Patrick Redfern war aufgestanden. Sein hübsches Gesicht war von Hass und Wut entstellt – das Gesicht eines Mörders, eines Tigers. Er schrie: «Sie verdammter, gemeiner, hinterlistiger kleiner Kerl!»
    Fluchend stürzte er sich mit ausgestreckten Händen auf Poirot und packte ihn an der
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