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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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beweist das Gegenteil. Er schreibt zwar, dass er sie gern mit Schmuck behängen würde – so etwas kostet ja nichts –, aber in Wahrheit bedankt er sich nur für den Scheck, den er von ihr erhalten hat. Der typische Fall eines jungen Taugenichts, der einer Frau das Geld aus der Tasche zieht. Zweifellos war es für Patrick Redfern nicht schwierig, sie zu überreden, ihm Geld zu geben, damit er es für sie ‹investierte›. Vermutlich schwärmte er ihr von den großen Geschäften vor, die er machen würde. Und wie reich sie dann beide wären. Frauen, die allein leben und schutzlos sind, sind eine leichte Beute für diese Männer. Gewöhnlich gelingt es ihnen auch, mit dem Geld zu verschwinden, ohne einen Penny zurückzugeben. Ist aber ein Ehemann da, ein Bruder oder ein Vater, können die Dinge eine unangenehme Wendung nehmen. Wenn Captain Marshall entdeckte, was mit dem Vermögen seiner Frau geschehen war, konnte sich Redfern auf etwas gefasst machen.
    Aber das war ihm egal, denn er hatte sowieso vor, Arlena notfalls aus dem Weg zu räumen. Schließlich war es schon einmal glatt gegangen. Damals, als er die junge Frau ermordete, die er unter dem Namen Corrigan geheiratet und überredet hatte, eine hohe Lebensversicherung abzuschließen.
    Bei seinen Plänen half und unterstützte ihn die Frau, die wir hier als seine Ehefrau kennen und die er tatsächlich liebt. Sie ist ganz das Gegenteil seiner Opfer – kühl, gelassen, leidenschaftslos – und hält treu zu ihm. Außerdem besitzt sie nicht gerade geringes schauspielerisches Talent. Bei ihrer Ankunft hier auf der Insel übernahm Christine Redfern eine bestimmte Rolle: Sie spielte seitdem die ‹arme, kleine Ehefrau› – zerbrechlich, rührend, verständnisvoll.
    Bedenken Sie, was sie alles behauptete: Dass sie dazu neige, schnell einen Sonnenbrand zu bekommen, weshalb sie nie braun werde, und dass sie keine Höhe vertrage, weil ihr immer schwindlig werde. Erinnern Sie sich an ihre Geschichte, wie sie nicht vom Dach des Mailänder Doms herunterkam? Sie spielte ständig die Zerbrechliche, die Zarte, und fast alle von uns sprachen von ihr nur als ‹der kleinen Frau›. Dabei war sie in Wirklichkeit so groß wie Arlena Marshall, nur ihre Hände und Füße waren sehr klein. Sie deutete an, sie sei früher Lehrerin gewesen, und unterstrich dadurch noch den Eindruck, dass sie Bücher mehr liebe als jede Art von sportlicher Betätigung. Es stimmte zwar, dass sie an einer Schule gewesen war, allerdings als Turnlehrerin. Christine Redfern war eine äußerst aktive junge Sportlerin, die wie eine Katze klettern und wie ein Profi laufen kann. Die Tat selbst war perfekt geplant und berechnet. Wie ich schon sagte, war es ein raffiniertes Verbrechen, der Zeitplan geradezu genial.
    Zur Einleitung setzten sich die beiden erst einmal richtig in Szene. Zum Beispiel spielte Christine oben auf dem Sonnenfelsen bei ihrem Mann die Eifersüchtige, weil sie wussten, dass ich nebenan war. Später gab sie mir in derselben Rolle noch einmal eine Kostprobe. Damals hatte ich das vage Gefühl, so etwas schon einmal irgendwo gelesen zu haben. Es erschien mir so unwirklich. Warum? Weil es nicht stimmte, weil es nicht echt war.
    Dann kam der Tag des Verbrechens. Das Wetter war schön, ein wichtiger Punkt in ihrem Plan. Redfern verließ das Hotel sehr früh, und zwar über die direkte Außentreppe. Wenn jemand entdeckte, dass die Fenstertür nicht abgeschlossen war, würde man annehmen, dass ein Hotelgast bereits früh zum Schwimmen gegangen war. Unter seinem Bademantel hatte er einen spitzen grünen Chinesenhut versteckt, dasselbe Modell, das Arlena häufig trug. Er lief zur Leiter, kletterte zur Feenbucht hinunter und versteckte das Ding an einer Stelle zwischen den Steinen, wie er und seine Frau es verabredet hatten.
    Das war der erste Akt.
    Am Abend vorher hatte er sich für den kommenden Vormittag mit Arlena verabredet. Sie waren bei ihren Rendezvous immer sehr vorsichtig gewesen, da Arlena vor ihrem Mann doch etwas Angst hatte. Sie war damit einverstanden, schon früh zur Feenbucht zu kommen. Am Vormittag war dort selten jemand. Redfern würde sie am Strand treffen, sobald er eine Gelegenheit fand, unauffällig zu verschwinden. Wenn jemand die Leiter herunterkam oder ein Boot auftauchte, sollte sich Arlena in der Feenhöhle verstecken, die er ihr gezeigt hatte, und warten, bis die Luft wieder rein war. Ende des zweiten Aktes.
    Inzwischen würde Christine in Lindas Zimmer gehen, sobald sie
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