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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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schienen, einen Haufen Puzzleteile, die ich zusammensetzen musste. Das Ganze musste sich doch zu einem harmonischen Bild zusammenfügen lassen! Da war die Schere, die am Strand liegen gelassen worden war, dann die Flasche, die jemand aus dem Fenster geworfen hatte, das Bad, das jemand genommen hatte – alles völlig harmlose Vorfälle, die erst wichtig wurden, als ich die Urheber nicht herausfinden konnte. Also, überlegte ich, mussten sie eine Bedeutung haben. Aber sie passten nicht zu der Theorie, dass Captain Marshall oder Linda der Täter war oder ein Rauschgiftring dahintersteckte. Und doch mussten sie etwas zu bedeuten haben.
    Ich kehrte zu der ersten Lösung zurück – dass Patrick Redfern der Mörder war. Gab es etwas, das für diese Theorie sprach? Ja, die Tatsache, dass auf Arlenas Bankkonto eine sehr große Summe fehlte. Wer hatte das Geld bekommen? Natürlich Patrick Redfern. Sie war der Typ Frau, der sich von einem hübschen jungen Mann ausnehmen ließ. Aber sie war nicht der Typ, den man erpressen konnte. Dafür war sie viel zu leicht zu durchschauen. Sie konnte kein Geheimnis für sich behalten. Die Geschichte mit dem Erpresser war mir immer ziemlich unglaubwürdig erschienen. Andererseits war da das Gespräch, das jemand belauscht hatte – ah, ja, aber wer war das gewesen? Patrick Redferns Frau! Sie war es gewesen, die diese Aussage gemacht hatte. Es gab keine Hinweise, die ihre Behauptung bestätigten. Warum hatte sie diese Erpressergeschichte erfunden? Die Antwort traf mich wie ein Blitz: Sie sollte das fehlende Geld erklären!
    Patrick und Christine Redfern mussten unter einer Decke stecken! Christine war nicht kräftig genug, um diesen Mord begehen zu können, und besaß auch nicht die Mentalität, die eine solche Tat erforderte. Nein, der Mörder war Patrick Redfern – aber das schien unmöglich. Für jede Minute seiner Zeit, bis man die Tote fand, hatte er ein Alibi.
    In meinem Kopf begann es zu arbeiten. Die Tote – menschliche Körper, die bewegungslos in der Sonne am Strand liegen und alle gleich aussehen. Patrick Redfern und Emily Brewster waren zum Strand gekommen und hatten jemand im Sand liegen gesehen. Aber angenommen, es war nicht Arlena gewesen, sondern jemand anders? Der große Sonnenhut hatte das Gesicht verdeckt.
    Aber es gab nur eine Leiche – die Arlenas. War es möglich, dass eine lebendige Person so tat, als sei sie tot? War es möglich, dass Arlena selbst die Rolle übernahm, weil Patrick Redfern sie überredet hatte, bei irgendeinem seltsamen Scherz mitzuspielen? Ich schüttelte den Kopf. Nein, das war zu riskant. Eine lebende Person – aber wer? Existierte eine Frau, die Redfern bei seinem Plan helfen würde? Natürlich seine Frau. Aber sie war ein weißhäutiges zartes Geschöpf. Nun ja, aber man konnte sich auch mit einer Tönungslotion aus einer Flasche bräunen. Die Flasche – wieder passte ein Puzzlestück ins Bild. Und hinterher musste sie sich baden, um die verräterische Bräune wegzuwaschen, ehe sie Tennis spielen ging. Und die Schere? Selbstverständlich um den Papphut zu zerschneiden, ein sperriges Ding, das verschwinden musste. Und in der Eile vergaß sie die Schere – das einzige, was das feine Paar überhaupt vergaß.
    Aber wo steckte Arlena die ganze Zeit? Wieder fand ein Puzzleteil seinen Platz. Entweder Rosamund Darnley oder Arlena Marshall waren in der Feenhöhle gewesen, das Parfüm, das beide benützten, verriet es mir. Sicherlich war es nicht Rosamund Darnley gewesen. Also Arlena, die sich dort versteckte, bis die Luft rein war.
    Nachdem Emily Brewster mit dem Boot davongerudert war, hatte Patrick den Strand für sich und so die Gelegenheit, den Mord zu begehen. Arlena Marshall wurde später als Viertel vor zwölf getötet, aber der Arzt dachte nur an den frühesten Zeitpunkt, an dem die Tat begangen worden sein konnte. Arlena sei um Viertel vor zwölf gestorben, hatte man dem Arzt berichtet. Der Arzt hat das der Polizei gegenüber nicht behauptet.
    Zwei weitere Punkte mussten noch geklärt werden. Linda Marshalls Aussage verschaffte Christine Redfern ein Alibi. Aber diese Aussage hing von der Zeit auf Lindas Uhr ab. Man musste jetzt nur beweisen, dass Christine zweimal Gelegenheit gehabt hatte, an die Uhr heranzukommen. Ich fand diese beiden Möglichkeiten sofort. An jenem Morgen war sie allein in Lindas Zimmer gewesen. Und es gab auch noch einen indirekten Beweis: Wie Linda erzählte, hatte sie Angst gehabt, zu spät zu kommen, aber als sie in
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