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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn
Autoren: Charlie Huston
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und öffnet den Deckel.
    – Ich hab nie dran gezweifelt, was ich für dich empfinde. Das erste Mal, als wir gemeinsam in der Sauna waren, da wusste ich, ich muss dich haben.
    Sie nimmt eine Olive aus dem Glas und steckt sie sich in den Mund.
    – Mein Gott, Joe. Hast du sie schon mal nackt gesehen? Da hast du voll was verpasst.
    Sela zieht den Kopf ein.
    – Hör auf damit.
    Amanda steckt einen Finger in das Loch der Olive.
    – Ist dir das peinlich, Baby?
    Sie beugt sich vor, legt einen Arm um Selas Hals und hält ihr die Olive an die Lippen.
    Sela saugt sie von ihrem Finger. Amanda kichert und lässt sich in den Sitz zurückfallen.
    Dann hält sie mir das Glas hin.
    – Olive?
    Ich sage nichts, also zuckt sie mit den Schultern, schraubt das Glas wieder zu und stellt es beiseite. Sie rutscht zu mir rüber und beugt sich vor.
    – Du wirst drüber wegkommen.
    Sie legt ihr Kinn auf meine Schulter.
    – Nicht nur darüber, dass du mein Blut getrunken hast.
    Sie schmiegt sich an meinen Arm.
    – Sondern auch, dass du jetzt eine Familie hast. Das sind wir nämlich bald, Joe. Eine Familie. Sela und ich reden die ganze Zeit darüber. Stimmt’s, Baby?
    – Stimmt, Schatz.
    – Weißt du, die Clans, das sind nur Organisationen. Sie behandeln jedermann, als würde er die Clans notwendiger brauchen als die Clans ihn. Da muss man nicht lange drüber nachdenken um rauszufinden, dass das voll falsch ist. Aber wir werden das anders machen. Wir behandeln jeden, als ob er zur Familie gehört.
    Sela fährt jetzt nach Westen in Richtung Upper East Side.
    Sie hält an einer roten Ampel.
    – Wirklich, wir gründen einen neuen Clan. Ohne Dogma. Ohne Schlägertrupps. Ohne Rassenschranken. Ohne Aberglauben. Aber mit Unterstützung für jeden. Ein Ort für alle, die keine Familie haben. Weißt du, warum das funktionieren wird? Weil Amanda und ich ihn gemeinsam leiten werden. Infiziert und nichtinfiziert. Gemeinsam.
    Amanda legt den Kopf schief, damit sie zu mir aufsehen kann.
    – Wir nennen ihn Heilung, Joe. So soll der Clan heißen. Damit jeder weiß, was wir tun. Worauf wir hinarbeiten. Weil so viele Menschen Heilung brauchen. Nicht nur aus den offensichtlichen Gründen. Denk mal drüber nach. Wenn sich Sela zum Beispiel mal entschließt, die OP zu machen, um sich ihr Teil abnehmen zu lassen. Da bin ich voll dagegen, aber wenn sie es macht, weißt du, was dann passiert? Sie schneiden ihr den Schwanz ab, und das Vyrus wird die Wunde heilen . Klar, ihr Schwanz wird nicht nachwachsen, aber es wird das Loch zwischen ihren Beinen schließen. Dann wäre da gar nichts mehr. Voll eklig. Siehst du? Die Infizierten wollen geheilt werden. Viele jedenfalls. Aber sie wollen auch noch andere Sachen.
    Sie legt ihre Finger um meinen Arm und drückt zu.
    – Bald sind wir eine Familie. Wir passen aufeinander auf. Bald hab ich mehr Geld als Gott, und dann kriegt jeder so viel Blut, wie er braucht. Und in ein paar Jahren ist dann das Heilmittel fertig. Es gibt ein Heilmittel. Das muss ja so sein. Es ist nur ein Virus. Egal, wie du’s buchstabierst. Es ist biologisch und kann wissenschaftlich erklärt werden. Und ich kann es heilen. Man muss es isolieren und studieren. Es erforschen. Völlig. Das kann ich. Daddy konnte es nicht. Ich schon.
    Sie fährt mit einem Finger über die Schnitte in meinem Gesicht, die langsam verheilen.
    – Lydia hat Sela erzählt, was du getan hast. Dass du deine Freundin retten wolltest. Das ist voll blöd. Jetzt bist du wieder allein. Aber das muss nicht sein. Niemand muss allein sein. Was macht das schon, wenn wir nicht normal sind? Normal ist scheiße. Wir können unsere eigene Familie haben. Wir müssen nur stark sein. Ich glaube, dass du stark genug bist, Joe. Voll. Du musst ja nicht gleich die Vaterrolle übernehmen oder so. Du kannst ja auch mein großer Bruder sein, keine Ahnung.
    Sie legt ihr Gesicht auf meinen Arm.
    – Ich, ach, ich liebe dich. Immer.
    Ich betrachte sie.
    Sie ist jung, gesund, reich, genial und wunderschön. Ihr Blut ist der reinste Nektar. Sie würde mich löffelweise damit füttern, wenn ich sie darum bitte. Schließlich ist sie verrückter, als es ihre Eltern je waren. Ich hab ihr einmal geholfen, und sie denkt, das ist Liebe.
    Scheiße. Vielleicht ist es auch Liebe. Ich bin ja nicht gerade der Experte in solchen Sachen.
    Es wäre schön. Ein schönes Leben. Kann man sich so was vorstellen?
    Aber Evie wäre immer noch in diesem Lagerhaus.
    Außerdem hatte ich schon mal eine Familie. Und die hat
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