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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn
Autoren: Charlie Huston
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mir völlig gereicht.
    Ich schubse sie weg, klappe den Beifahrersitz nach vorne, und packe den Türgriff. Ich reiße die Tür auf, gerade als Sela in die Park Avenue South biegt, rolle mich aus dem Auto und lande auf dem Gehweg. Ich rapple mich auf, humple zum Union Square und verstecke mich zwischen den Zelten, die die Obdachlosen dort aufgestellt haben, bis Sela das weinende Mädchen wieder ins Auto zurückgezerrt hat und davonfährt.
     
    Der Park liegt an der Grenze zwischen Society und Koalitionsgebiet. Er ist alles andere als sicher.
    Ich kehre zurück auf Society-Territorium.
    Hier wird niemand nach mir suchen. Keiner wird mich für so blöd halten, mich nach dem Vorfall mit Terry hier rumzutreiben. Sie werden stillhalten, das Hauptquartier ausräumen und alles nach einem schiefgelaufenen Drogendeal aussehen lassen. In Windeseile werden sie ein neues Hauptquartier in einem der Häuser errichten, das Terry vom Geld des Grafen gekauft hat. Geld, auf das er jetzt nicht mehr zugreifen kann.
    Ich habe also alle Zeit der Welt.
    Das glaube ich allen Ernstes, bis ich an der Ecke Second Avenue und 10te stehe und die Feuerwehrautos sehe und die Flammen, die aus den Fenstern meiner Wohnung schlagen.
    Ich gehe nach Süden. Ins Exil.
     
    – Einen Nagel ins Bein?
    Ich nehme das Bier, das Christian mir anbietet, und leere es zur Hälfte.
    – Und einen in den Fuß.
    Ein paar Duster sind in der Garage des Clubhauses versammelt. Einer nimmt das Getriebe seiner Indian auseinander, ein anderer wirft mit Messern auf ein Bild von bin Laden und zwei basteln an einer Stereoanlage herum, die sie auf dem Müll gefunden haben.
    Christian sitzt auf der Kante eines großen, abgefahrenen Reifens, der zu dem alten Strandbuggy gehört, an dem er jetzt seit einem Jahr herumschraubt.
    – Sie hat Hurley wirklich voll Blei gepumpt?
    – Ja.
    – Und Terry wollte sie auch erledigen?
    – Ja.
    – Und beide leben noch?
    – Ja.
    Er nimmt einen Schluck Bier.
    – Himmel. Die Transe ist fällig.
    – Ja.
    Die Typen mit der Stereoanlage klemmen ein paar Kabel an die Rückseite eines Lautsprechers, öffnen die Klappe des Plattenspielers und legen eine Scheibe auf. »See No Evil«, das erste Lied von Televisions Album Marquee Moon ertönt.
    Wir hören uns das Lied an.
    Christian tippt mit der Stiefelsohle auf den Boden.
    – Ein Klassiker.
    – Klar.
    Er hält das Bein still.
    – Ein Nagel .
    – Zwei Nägel.
    – Heilige Scheiße.
    – Ja.
    Er fischt eine Schachtel Marlboro aus der Lederhose und bietet mir eine an. Ich nehme eine Zigarette, breche den Filter ab, suche nach meinem Zippo und zünde sie an.
    Er lässt sich Feuer geben und bläst einen Rauchring in die Luft.
    – Du bist im Arsch.
    – Ja.
    – Tenderhooks ist kurz vor Sonnenaufgang mal die 14te entlanggefahren. Das Feuer ist gelöscht, und überall hängen Partisanen rum.
    – Hab ich mir schon gedacht.
    Heute trägt er keinen Zylinder. Er kratzt sich seinen kahlen, wettergegerbten Kopf.
    – Kommt’s dir auch so vor, als ob es da draußen immer seltsamer wird, Joe? Unheimlicher?
    Ich betrachte die großen Rolltüren, die die tödliche Sonne auf der anderen Seite abhalten.
    – Seltsamer? Unheimlicher? Keine Ahnung.
    Er spuckt zwischen seine Stiefel auf den Boden.
    – Mir kommt’s jedenfalls so vor. Als ob die ganze Scheiße kurz vorm Explodieren wäre.
    – Terry sagt, es gibt Krieg.
    Er verschmiert die Spucke mit der Stiefelspitze.
    – Scheiße.
    – Genau. Scheiße.
    Er sieht mich an und grinst.
    – Wann hat er das gesagt? Vor oder nachdem du ihm die Nägel reingejagt hast?
    – Muss vorher gewesen sein. Danach war er nicht mehr allzu gesprächig.
    Er beugt sich vor und lässt unsere Flaschen aneinanderklirren.
    – Da wär ich gerne dabei gewesen, das sag ich dir. Der aalglatte Bastard. Ich hätte ja zu gern sein Blut gesehen.
    – War ganz normal.
    – Ich hätt’s trotzdem gern gesehen.
    Wir trinken noch ein paar Bier. Jemand dreht die Platte um.
    Ich beuge das Knie. Es tut höllisch weh, ist aber nicht mehr so schlimm wie vorher. Meine Rippen brennen, weil das Vyrus mich zusammenflickt. Ein paar werden wohl krumm bleiben. Dafür heilen die Schnitte und Löcher und das, was Lydia mit meinen Eingeweiden angestellt hat. Außerdem kann ich mit dem verbrannten Auge bereits wieder ein paar Lichtpunkte erkennen. Obwohl mir die Kleine nicht mehr als einen Liter gegeben hat, war es genug, um mich wieder auf Vordermann zu bringen. Trotz des Blödsinns, den sie verzapft hat,
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