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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions
Autoren: Massimo Marcotullio
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erfundenen Geheimformel, Monsignore«, sagte der Großmeister. »Ihr werdet sehen, dass es Infektionen verhindert und ein schnelles Abheilen der Wunde begünstigt.«
    »Woraus besteht es?«, fragte der Bischof.
    »Wollt Ihr das wirklich wissen?«
    »Ich habe mich gerade mit dem Skorpion duelliert und glaube, diese Enthüllung auch noch verkraften zu können.«
    »Es handelt sich um eine Paste aus Kräutern, der ich ein wenig Spinnweben und die Sporen eines bestimmten Schimmelpilzes hinzugefügt habe. Ich konnte schon öfter feststellen, dass eine solche Mischung wahre Wunder bei dieser Art von Verletzungen bewirkt.«
    »Spinnweben und Schimmelpilze«, sagte der Bischof, »ja, davon habe ich schon gehört. Ein Freund, der gerade aus der Neuen Welt zurückgekehrt ist, hat mir erzählt, dass die eingeborenen Indianer ähnliche Heilmittel verwenden.« Er räusperte sich und stand auf. »So, da dieses alte Gerippe nun wieder zusammengeflickt ist, können wir in den Palast zurückkehren. Die Königin fühlt sich am Ende noch beleidigt, wenn wir ihre vorzügliche Gastfreundschaft nicht würdigen.«
    »Seid Ihr sicher, dieser Anstrengung gewachsen zu sein, Monsignore?«, fragte de la Fleur.
    »Ah, Capitaine, denkt daran: Ein Soldat Jesu tut nicht das, was ihm beliebt, sondern das, was ihm die Pflicht auferlegt.«

KAPITEL LXXI
     
    Die kleine Gruppe bestehend aus de Simara, Beatrice, de la Fleur, Fulminacci und Melchiorri verließ das Laboratorium und ging auf den Festsaal im Hauptgebäude zu, wo das große Bankett inzwischen begonnen haben musste.
    »Diese Geschichte mit den Komplizen des Skorpions, die sich wie Hühner einfangen lassen, überzeugt mich irgendwie nicht«, flüsterte der Maler dem Freund zu.
    »Nein, ich glaube auch nicht, dass es sich um Komplizen des Skorpions handelt, Giovanni.«
    »Aber wer sind die Kerle dann?«
    »Sicher weiß ich es nicht, aber ich glaube, es handelt sich um die Häscher, die Beatrice entführen sollten. Mutis Männer. Als sie keine Anweisungen vom Inquisitor erhielten, sind sie nervös geworden und haben in Gegenwart von Bruyères wachsamen Musketieren den Kopf verloren.«
    »Wenn sie alles ausplaudern, geht es uns an den Kragen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie den Mund aufmachen werden.«
    »Aber wenn sie nicht reden, landen ihre Köpfe noch vor Ende der nächsten Woche auf dem Henkersblock«, wandte der Maler ein.
    »Ich vermute mal, dass sie lieber dieses Risiko eingehen, als den Zorn der heiligen Inquisition auf sich zu ziehen. Sie wissen ja nicht, dass Muti in diesem Moment schon zum Sklavenmarkt von Tunis unterwegs ist. Du hast die Kerker des Heiligen Offiziums gesehen und weißt, dass ein schneller, sauberer Tod nicht das schlimmste aller Übel ist.«
    »Dann wäre diese ganze Geschichte jetzt also wirklich vorbei?«, sagte Fulminacci ungläubig.
    »Ja, sieht so aus.« Die Gesichtszüge des Malers entspannten sich zum ersten Mal seit vielen Tagen, wenn sich auch ein leichtes Zittern seiner Hände bemächtigte. Er musste die Handflächen gegen die Oberschenkel pressen, um dieses unkontrollierbare Zucken zum Stillstand zu bringen.
    »Das haben wir alles deiner Schlauheit zu verdanken, Baldassarre.«
    »Und deinem Degen. Und dem des Bischofs. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dem Glück zu danken. Ohne eine ordentliche Portion Fortune hätten wir es nie geschafft.«
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Fulminacci.
    »Ich? Gar nichts, zum Donnerwetter! Ich werde schön im Dienste der Königin bleiben und das süße Leben an ihrem Hof genießen. Dir, mein Lieber, würde ich raten, dich gut mit Bellori zu stellen. Er ist der angesehenste Kunsthändler der Stadt. Ein Wort von ihm genügt, um einen Maler reich zu machen, auch wenn er so ein Stümper ist wie du.«
    Zum ersten Mal seit rund einer Woche konnten die beiden Freunde aus vollem Herzen miteinander lachen.
    Der Festsaal erstrahlte in aller Pracht; die Tische waren mit den feinsten Servietten aus flandrischem Leinen gedeckt, mit dem glänzendsten Silberbesteck und mit den zerbrechlichsten, kostbarsten Tellern aus China-Porzellan, bemalt mit Zechinengold. Tausend Kandelaber erfüllten den immensen Raum mit einem warmen goldenen Licht. Die Tischgäste hatten gerade ihre Plätze eingenommen, nachdem den ermüdenden höfischen Zeremonien Genüge getan war, als die vier den Saal betraten und an der Tür von einem höchst erstaunt guckenden Kardinal Azzolini in Empfang genommen wurden.
    »Monsignore«, rief er, an de Simara
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