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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions
Autoren: Massimo Marcotullio
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Alexander VII., der leider zu sehr mit einem aussichtslosen Kampf gegen seine Nierensteine beschäftigt war, um die Feier mit seiner erhabenen Anwesenheit zu krönen.
    Fulminacci hatte nach diesem Abend voller Schrecken und Gefahren den vielen Köstlichkeiten, vor allem den flüssigen, tüchtig zugesprochen, sodass er sich nun in einem Zustand befand, den man vielleicht nicht gerade als Trunkenheit bezeichnen konnte, wohl aber als fortgeschrittene Heiterkeit. Kurzum, wenn er nicht besoffen war, so doch deutlich beschwipst.
    In seinem Eifer, die Lebensmittelbestände der Königin zu dezimieren, bekam er das Gespräch nicht mit, das sich neben ihm zwischen dem Großmeister und Beatrice entspann.
    »Finden die Speisen deine Zustimmung, Beatrice?«, fragte Melchiorri höflich, während der Maler noch einmal mit Nachdruck den Verzehr der Entenpastete in Angriff nahm.
    »Puh«, schnaufte sie, »ich kann nicht sagen, dass sie nicht gut sind, im Gegenteil. Aber mit dem Geld für dieses Bankett hätte man alle Armen der Stadt satt bekommen können. Was für eine Verschwendung! Außerdem ist es unerträglich heiß hier drin.«
    Sie nahm ihre feine Serviette aus flandrischem Leinen und fächelte sich Luft zu. Dabei verfing sich der mit Spitze und Stickerei verzierte Rand der Serviette in ihrer Halskette und zog den Anhänger hervor, der bis dahin in ihrem Dekolletee verborgen gewesen war: eine kleine Scheibe in Form des abnehmenden Mondes, die mit winzigen Edelsteinen besetzt war.
    »Wo… Woher hast du diesen… diesen reizenden Anhänger, Beatrice?«, hauchte der Großmeister mit plötzlich ganz dünner Stimme.
    Die junge Frau nahm das kleine Schmuckstück in die Hand und betrachtete es, als sähe sie es zum ersten Mal.
    »Das? Ach, das ist ein Familienerbstück. Meine Mutter hat es mir gegeben.«
    Melchiorri schluckte schwer.
    »Es ist sehr… sehr hübsch… Verzeih, wenn ich dir eine so persönliche Frage stelle, aber weißt du, woher deine Mutter es hatte?«
    »Sie hat es eigentlich schon immer gehabt. Ich glaube, dieser Mistkerl von meinem Vater hat es ihr mal geschenkt.«
    Melchiorri war sichtlich blass geworden und musste seine bebenden Hände unterm Tisch verstecken.
    »Das sind harte Worte über jemanden, der dir das Leben geschenkt hat.«
    »Liegt wohl daran, dass das das Einzige ist, was er mir gegeben hat«, erwiderte Beatrice mit finsterem Gesicht. »Dieser Bastard hat meine Mutter kurz vor meiner Geburt sitzen lassen und sich nie mehr gemeldet. Ich hoffe, er ist tot oder, besser noch, ein Gefangener der Türken.«
    »Und deine Mutter? Ist sie…?«
    »Oh nein, meiner Mutter geht es gut, Gott sei Dank. Sie hält sich zur Zeit in Frosinone auf, am Krankenbett einer alten Tante, die im Sterben liegt, aber sie wird in wenigen Tagen nach Rom zurückkehren. Ich stelle sie dir gern einmal vor, Baldassarre. Sie wird dir bestimmt gefallen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau.«
    Melchiorri schluckte erneut und konnte seine Augen nicht von dem Anhänger lösen, der im makellosen Dekolletee der Kartenlegerin baumelte.
    »Das bezweifele ich nicht«, murmelte er schwach.
    Am Ende des üppigen Mahls erhoben sich die Gäste und folgten der Königin hinaus auf die weitläufige Rasenfläche, wo auch der erste Teil des Fests stattgefunden hatte. Dort wurden neue Erfrischungen gereicht, süße, duftende Sorbets und Tassen voll bitterer, gewürzter Schokolade.
    Azzolini nutzte die Gelegenheit, um an den Maler heranzutreten, der sich nach wie vor in Gesellschaft der jungen Wahrsagerin befand. Melchiorri dagegen war, kurz nachdem sich das Bankett aufgelöst hatte, auf mysteriöse Weise verschwunden. Im Gefolge des Kardinals befand sich der allgegenwärtige de Simara, der sich überraschend schnell von seiner Verwundung zu erholen schien. »Messer Sacchi«, begann der Kardinal, »ich möchte Euch den Dank der heiligen Mutter Kirche und meine persönliche Anerkennung für den Beitrag aussprechen, den Ihr zur Beilegung dieser schmerzlichen Angelegenheit geleistet habt. Um unserer Dankbarkeit auf konkrete Weise Ausdruck zu geben, habe ich mit dem General des souveränen Ordens der Malteserritter gesprochen, der einen fähigen Künstler braucht, um einige wichtige Werke in mehreren Gebäuden seiner Bruderschaft ausführen zu lassen. Er will sich gern Eurer Meisterschaft anvertrauen und erwartet Euch so bald wie möglich, damit mit den Arbeiten begonnen werden kann.«
    Endlich!
    Fulminaccis Herz machte einen Sprung. Endlich, nach so viel
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