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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions
Autoren: Massimo Marcotullio
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Melchiorri, wir brauchen sofort einen Arzt!«
    »Keine Sorge, Capitaine«, sagte der Bischof, »es ist nichts Ernstes. Aber was ist hier vorgefallen?«
    »Der Skorpion?«, wollte der Offizier zuerst wissen.
    »Der Skorpion stellt keine Gefahr mehr dar. Seine Leiche liegt auf einer kleinen Lichtung im hinteren Teil des Parks. Wer sind nun aber diese Männer?«
    »Die Komplizen des Skorpions, Monsignore. Wir haben sie vor kurzem verhaftet. Einem unserer Musketiere ist bei der Suche nach dem Mörder aufgefallen, dass der Mantel eines Gasts eine verdächtige Ausbeulung aufwies. Zusammen mit Sergeant Bruyère ist er auf den Mann zugegangen, der, als er sich entdeckt sah, die Flucht ergriff. Andere Musketiere sind herbeigeeilt, und es kam zu einem kleinen Handgemenge, bei dem wir diese vier hier festgenommen haben. Wir wollten sie gerade verhören, als Ihr eingetroffen seid.«
    »Sehr gut. Endlich ist das Glück auf unserer Seite. Wie geht es Pater Wiedenmann?«
    »Leider gibt es da keine guten Neuigkeiten. Es schien ihm besser zu gehen, doch dann verschlechterte sich sein Zustand plötzlich wieder. Ich glaube, er ringt mit dem Tod.« »Verdammt, wollt Ihr etwa sagen, dass alles umsonst war?«, entfuhr es dem Bischof.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete die warme, ruhige Stimme von Melchiorri, der in diesem Augenblick hereinkam. »Pater Wiedenmann ist bewusstlos und atmet nur noch schwach. Die Attentäter müssen eine mir unbekannte Giftmischung verwendet haben, eine Lösung aus verschiedenen toxischen Substanzen, von denen eine eine verzögernde Wirkung hatte. Ich konnte zwar etwas dagegen tun, aber es war wohl leider zu spät. Einer der Bestandteile des Tranks hatte schon die Gehirndünste angegriffen.«
    »Und es besteht keine Möglichkeit, dass der Pater sich wieder erholt?«
    Melchiorri hob die Arme. »Das liegt in der Hand Gottes, Monsignore. Ich habe schon ähnliche Fälle eines solchen Tiefschlafs beobachtet, die allerdings durch natürliche Ursachen und nicht durch Gift hervorgerufen worden waren. Meistens verstarben die Patienten, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. Bei einigen wenigen trat eine allmähliche Besserung ein, und in einem speziellen Fall, den ich vor vielen Jahren in Ferrara erlebt habe, geschah mit einem Mann, der an einem vergleichbaren Übel litt, weder das eine noch das andere. Er starb nicht, wachte aber auch nie aus seiner Ohnmacht auf. Was Pater Wiedenmann betrifft, wage ich keine Prognose zu stellen. Doch nun erlaubt mir, mich um Eure Verletzung zu kümmern, Monsignore.«
    Der Bischof legte seinen Umhang ab und ließ Melchiorri den Notverband entfernen.
    »Eine tiefe, aber Gott sei dank saubere Wunde«, sagte Melchiorri. »Ich werde sie nähen müssen. Ihr habt Glück gehabt, zwei Fingerbreit weiter rechts, und Ihr hättet den Arm womöglich nicht mehr gebrauchen können.«
    De Simara setzte sich auf einen Hocker und ließ die schmerzhafte Prozedur über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Was machen wir jetzt, Monsignore?«, fragte de la Fleur.
    »Wir beten, Capitaine. Wir wollen beten, dass Pater Wiedenmann wieder gesund wird, aber vor allem, dass die Königin sich endlich davon überzeugen lässt, nach Schweden zurückzukehren.«
    Fulminacci nutzte das Gespräch zwischen den beiden, um Sergeant Bruyère beiseitezunehmen.
    »De Simara ist ein ziemlich außergewöhnlicher Bischof«, murmelte er. »Noch nie habe ich einen so guten Fechter gesehen, abgesehen vom Skorpion selbst.«
    »Monsignore ist nicht immer ein Mann der Kirche gewesen«, antwortete der Unteroffizier. »Es gab einmal eine Zeit, vor vielen Jahren, während der Herrschaft Ludwig XIII., als der Mann, den Ihr heute im Bischofsgewand seht, ein Musketier war. Zusammen mit drei Kameraden hat er damals ein Komplott des Kardinals Richelieu gegen die Königin vereitelt. Inzwischen sind zwei von ihnen tot, einer hat sich auf sein Weingut im Bordeaux zurückgezogen, und de Simara ist der Gesellschaft Jesu beigetreten.«
    »Seltsam, ich habe nie von ihm gehört«, bemerkte der Maler nachdenklich. »Ein so tapferer Musketier müsste doch berühmt geworden sein.«
    »Sein Name war zu jener Zeit nicht de Simara.«
    »Wollt Ihr mir seinen richtigen Namen nicht sagen?«
    »Der Bischof hat allen, die sein Geheimnis kennen, verboten, darüber zu sprechen. Aber Ihr könnt ihn ja selbst fragen.«
    Melchiorri hatte inzwischen die Wunde des Bischofs genäht.
    »Das Kataplasma, das ich Euch jetzt auflege, beruht auf einer von mir
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