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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions
Autoren: Massimo Marcotullio
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Mühe, Leid und Entbehrungen wendete sich das Blatt, und er bekam die Chance, der Welt sein Können zu zeigen!
    Nur mit Mühe bezähmte er seine Begeisterung.
    »Ich werde dem General mit Freuden zur Verfügung stehen, für jeden Auftrag, mit dem er mich betraut«, brachte er stammelnd hervor.
    »Sehr gut, das wäre also abgemacht«, sagte der Kardinal sichtlich zufrieden. »Morgen bei Sonnenaufgang legt ein Schiff im Hafen von Ostia ab. Der Kapitän wird Euch gern an Bord nehmen.«
    »Ein Schiff? Ich verstehe nicht…«
    »Gewiss, Messer Sacchi! Die Malereien müssen im Sitz des souveränen Ordens ausgeführt werden, auf der Insel Malta. Und wie wollt Ihr die Insel erreichen, wenn nicht mit einem Schiff? Ihr seid doch wohl nicht Astolfo, der die Lüfte auf dem Rücken eines Hippogryphen durchpflügt?«
    Der Kardinal lachte laut über seinen eigenen Scherz, und alle Umstehenden stimmten mit ein, manche mehr, manche weniger belustigt.
    »Ich vermute, dass unser Fräulein Beatrice Euch bei dieser neuen, friedlicheren Unternehmung begleiten möchte«, bemerkte Azzolini, als sein Heiterkeitsausbruch verebbt war. Beatrice wollte widersprechen, doch ein langer Blick des Bischofs genügte, und die Worte erstarben auf ihren Lippen.
    Sie schluckte ein paarmal, dann senkte sie den Blick.
    »Wie Euer Eminenz befiehlt…«, murmelte sie.
    Das Herz des Malers jubelte erneut vor Freude.
    »Und der gute Großmeister«, fuhr Azzolini fort, »den wollen wir doch nicht vergessen?«
    Es wurden Diener ausgeschickt, um Melchiorri herbeizuholen. Sie suchten den Palast von oben bis unten ab, fanden aber nicht die geringste Spur von ihm.

EPILOG
     
    Die Küste Latiums verschwand langsam in der Ferne, als das Schiff in See stach. Giovanni Battista Sacchi, genannt Il Fulminacci, Maler, Bildhauer, Architekt sowie Haudegen, Abenteurer, Glücksspieler und noch vieles andere mehr oder weniger Ehrenwerte, blickte interessiert, aber ohne das geringste Bedauern auf seine kleiner werdende Heimat zurück.
    In seinem Kopf wimmelte es von Plänen und zunehmend hochfliegenden Ideen.
    Seine Zukunft lag auf der sonnigen Insel Malta, wo er die Gelegenheit haben würde, sich auf höchstem Niveau mit den größten Künstlern der Vergangenheit zu messen. In diesem Moment hatte er das Gefühl, dass kein Ziel, und sei es noch so ehrgeizig, für ihn zu hoch gesteckt war.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben.
    Die letzten Stunden waren hektisch gewesen.
    Nachdem er von seiner baldigen Abreise erfahren hatte, war er zu seinem kargen Herbergszimmer geeilt, um seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken. Dann hatte er seinem Freund Valocchi einen Besuch abgestattet, der ihn in der Folge eines homerischen Rausches mit roten Augen und belegter Zunge empfangen hatte. Fulminacci hatte ihm die große Neuigkeit mitgeteilt und ihm eine bestimmte Geldsumme anvertraut, mit der er einige schon viel zu lange bestehende Schulden für ihn begleichen sollte.
    Der Abschied zwischen ihnen war trotz des angeschlagenen Zustands des Flamen sehr gefühlvoll ausgefallen, und sie hatten beide versprochen, sich regelmäßig zu schreiben.
    Kaum hatte er diese Pflichten erledigt, war Fulminacci in eine Kutsche verladen worden, die Kardinal Azzolini zur Verfügung gestellt hatte, um ihn zum Hafen von Ostia zu befördern.
    Darin hatten bereits Beatrice und Zane gesessen.
    Die Freundin war schlechter Stimmung gewesen, doch vor lauter Aufregung über das bevorstehende Abenteuer, das ihm zweifellos viel Ruhm und Geld einbringen würde, hatte er kaum darauf geachtet und auf der gesamten Fahrt munter vor sich hin geplappert.
    Das Einzige, was sein Glück ein wenig trübte, war das plötzliche Verschwinden des Großmeisters Baldassarre Melchiorri, der wie vom Erdboden verschluckt blieb, obwohl die Männer des Kardinals überall nach ihm gesucht hatten.
    Wenn er untergetaucht ist, wird er schon seine Gründe haben, dachte Fulminacci.
    Jetzt aber wollte er alle Sorgen hinter sich lassen und seine Gedanken angenehmeren Dingen zuwenden.
    Er verließ seinen Platz und ging zur anderen Bordwand, um aufs offene Meer zu blicken, über das eine kräftige Brise fegte.
    An seiner Seite hing das Schwert des Skorpions.
    Sein Schutz und Schirm.
    Unter Deck schlief Beatrice.
    Seine Liebe.
    Und dort draußen, hinter dem Horizont, lag die Insel Malta.
    Seine Zukunft.

Historische Anmerkungen
     
    Die Idee zu diesem Roman entstand aus der Faszination, die Athanasisus Kircher
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