Das Blut des Mondes (German Edition)
würde ihr helfen können, die Puzzlestücke zusammen zu setzen. Trotzdem er im Schlaf so unschuldig aussah, erkannte sie den Ausdruck von Besorgnis auf seinem Gesicht. Warum nur? Es musste etwas wirklich Schlimmes vorgefallen sein.
Sie merkte, wie ein Hustenreiz sich in ihrem Innersten ausbreitete und nach oben drängte. Sie versuchte, ihn zu unterdrücken, um Ric nicht zu wecken, aber erfolglos. Der Husten schüttelte sie Sekunden später so sehr, dass sie die Augen schließen musste und sich vor Schmerzen krümmte. Keinen Wimpernschlag später spürte sie, wie die Matratze neben ihr einsank und Ric seine Hand auf ihren Arm legte.
Der Husten wurde weniger, sie öffnete die Augen und sah seinen Blick, der voller Schuldbewusstsein war.
„Hey“, brachte sie heiser heraus, als sie wieder sprechen konnte.
„Hey. Alles wieder gut?“
Sie nickte. Ihr Blick fiel auf die Wasserflasche neben ihrem Bett. Ric verstand sofort und reichte sie ihr geöffnet. Hastig trank sie.
„Wie … wie geht´s dir?“ Die Frage kam zögernd, sie bemerkte den Unwillen in seiner Stimme. Fragend sah sie ihn an.
„Ich weiß nicht. Wie … wie sollte es mir schon gehen?“
„Naja, es war … es ist … Also, ich …“ Ric verstummte. Er sah aus, wie ein geprügelter Hund, der wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte, aber es nicht mehr ändern konnte. Sie zog fragend die Augenbraue hoch, was sie gleich darauf bereute. Es schmerzte fürchterlich. Schnell ließ sie die Braue wieder sinken.
„Ric? Was ist passiert?“
„Du weißt es nicht?“ Ungläubig sah er ihr in die Augen. Stumm schüttelte sie den Kopf. Als er nichts sagte, zögerte sie noch eine Weile, doch dann brach es aus ihr heraus:
„Will ich es überhaupt wissen?“ Jetzt schüttelte Ric langsam den Kopf, ohne ihr dabei in die Augen zu sehen.
„Aber … du würdest es so oder so erfahren. Vielleicht ist es dann besser, wenn …“ Er brach ab, hob den Kopf und in seinen Augen glitzerten Tränen. Cat ahnte Schreckliches.
„Wenn du es mir erzählst?“, brachte sie den Satz zu Ende.
„Ja, ich denke schon. Es war meine Schuld, ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen …“
Und dann, nach und nach, mit jedem Wort, das Ric von sich gab, ihr von letzter Nacht erzählte, kamen die Erinnerungen wie böse, giftige Pfeile zurückgeschossen.
Während Rics Stimme weiterhin voller Selbsthass im Hintergrund auf sie einplätscherte, tauchte sie ab in das Meer aus Bruchstücken von letzter Nacht und nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen. Es war ein Horrorszenario …
Dunkel strömten die Bilder an ihr vorbei und deckten sich mit Rics Worten.
Dass sie nach dem Tanzen nach draußen wollte, weil sie dachte, dort könnte sie sich einen Moment an der Luft ausruhen, damit es ihr nachher besser gehen würde. Die frische Nachtluft tat ihr gut, und sie schlug schwankend und mit wackeligen Kein den Weg zum Pool ein.
Als sie im Garten an der lärmenden Menge vorbei ging, zog sie ein fester Griff in eine dunkle Ecke. Überrumpelt konnte sie dem nichts entgegensetzen, doch einen Moment später erkannte sie, wer sich ihr in den Weg gestellt hatte. Stephen.
Er zog sie grob mit sich, ihre Einwände beachtete er nicht, und ehe sie sich versah, lag sie auch schon auf dem kalten Boden und er auf ihr. Seine Mine war wutverzerrt, so als wolle er sich rächen dafür, dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Seine Augen waren kalt, sein Blick fordernd, gierig. Seine Finger waren überall, grob und unbeherrscht riss er ihre Bluse auf und dann den Rock hoch, den sie sich extra angezogen hatte, um Ric zu gefallen.
Sie spürte sein Gewicht noch immer auf sich, seinen alkoholisierten Atem noch in ihrem Gesicht und sein höhnisches Lachen, als sie vergeblich versucht hatte, ihn von sich zu schubsen. Er war zu stark für sie. Sie hatte keine Chance gehabt. Und dann kam Ric …
Ric, der sie vor Schlimmerem bewahrt hatte. Er hatte sie gerade noch rechtzeitig gefunden und Stephen von ihr weggezogen. Was er danach mit ihm gemacht hatte, wollte sie gar nicht so genau wissen, doch sie hoffte, dass ihr Ex hatte büßen müssen, für das, was er ihr angetan hatte!
Sie wusste nicht, ob sie Ric dafür Vorwürfe machen konnte, so wie er es tat. Ja, sicher, er hatte ihr versprochen, bei ihr zu bleiben, ihr keine Minuten von der Seite zu weichen. Und doch – er hatte sie alleine gelassen und dann war es passiert. Aber - konnte er was dafür? Hatte er mit so etwas rechnen können? Nein. Genauso
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