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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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»Willkommen im Leben, Mr. Sinclair«, fügte sie noch hinzu.
    »Sie kennen meinen Namen?«
    »Sicher.«
    »Woher?«
    »Es war nicht schwer, das herauszufinden. Ich habe Sie schon etwas länger beobachtet.«
    »Was natürlich einen Grund hat.«
    »Klar.« Sie lächelte, strich einen Teil ihres Haars zurück, was allerdings nicht viel brachte, denn der Wind drückte die schwarze Flut wieder nach vorn. »Man hat Sie auf die Schlangeninsel gebracht. Wissen Sie, hier werden die Schlangen zwar nicht gezüchtet, aber man bewahrt sie in dieser Höhle gewissermaßen auf, um sie irgendwann einmal an die entsprechenden Institute und zoologischen Gärten zu verkaufen. Ein normales Geschäft. Man holt oft genug die Schlangen mit diesem Korb hoch. Es ist sicherer.«
    »Möglich.« Ich lächelte knapp. »Den Schlangen bin ich ja entwischt. Sie interessieren mich zwangsläufig mehr. Darf ich Ihren Namen auch erfahren?«
    »Ich heiße Clarissa Main.« Sie reichte mir ihre schlanke Hand. »Aber Sie können Clarissa sagen.«
    »Ich bin John.«
    »Okay, John, wahrscheinlich werden wir Partner.«
    »Wieso?«
    »Überlegen Sie mal. Oder denken Sie über meinen Namen nach. Haben Sie ihn nicht schon einmal gehört?«
    »Main?« Ich ließ ihn auf den Lippen zergehen. »In der Serie >North and South< gab es die Familie Main…«
    Sie mußte lachen. »Ja, das weiß ich auch, aber damit habe ich nichts zu tun. Ich will Ihnen noch ein Stück entgegenkommen. George Main. Fällt der Penny jetzt?«
    Und ob er fiel. »Klar kenne ich den Namen. George Main gehörte zu den Personen, die ausgestiegen sind, wie es offiziell heißt.«
    »So ist es.«
    »War er Ihr Mann…?«
    »Mein Bruder, John. George ist mein Bruder! Daran möchte ich aber nicht denken.« Ihre Stimme hatte einen bitteren Klang bekommen. »Wir sind Zwillinge, müssen Sie wissen, und wir haben uns schon als Kinder immer sehr gut verstanden. Der eine kam mit seinen Sorgen zum anderen. Es war einfach ein wunderbares Verhältnis. Ich will nicht glauben, daß sich George so einfach abgesetzt hat. Das hätte er mir gesagt.«
    »Hat er überhaupt mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Ja. Kurz vor seiner Reise deutete er an, daß er für zwei Monate in die Ägäis gehen wollte. Die griechischen Inseln hatten es ihm einfach angetan. Er wollte nicht aussteigen. Ich bekam auch eine Karte, sie traf vierzehn Tage nach seinem Weggang aus London ein. Er schrieb mir, daß es ihm gut gefiele, er aber für immer nicht hier leben wollte. Das war alles.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Ich hatte mein Studium beendet und dementsprechend Zeit, denn ein Job ist noch nicht in Aussicht. Deshalb packte ich meine Sachen und fuhr ebenfalls in die Ägäis, um George zu suchen. Ich erfuhr auch, daß er nicht allein verschwunden war. Seltsamerweise hat er nur Männer getroffen.« Sie hob die Schultern. »Deshalb ging ich davon aus, daß sie sich in den Netzen schöner Frauen verfangen hatten.«
    »Forschten Sie weiter?«
    »Selbstverständlich. Nur gab es einen gewissen Punkt, wo alle schwiegen. Ich kam einfach nicht weiter. Es war wie eine Wand. Dieser Punkt hat einen Namen — Medusen!«
    Ich wiederholte ihn murmelnd. »Okay, damit kann man etwas anfangen. Die Geschichte der Medusa ist mir hinlänglich bekannt. Sind denn diese Medusen Frauen mit Schlangenhäuptern?«
    »Nein, sie sehen aus wie jede Frau. Sie haben sich nur zu einer Gruppe zusammengeschlossen und ihr den Namen Medusen gegeben. Das ist alles.«
    »Da sind Sie weit gekommen, Clarissa.«
    »Leider nicht weit genug, denn ich kam an keine Frau dieser Gruppe selbst heran.«
    »Aber an mich.«
    »Ja. Sie sind mir aufgefallen, John, zudem sind wir Landsleute. Sie fragten sehr viel, trieben sich in Lokalen herum, zeigten Bilder der Verschwundenen und ließen auch nicht locker. Das mußte einfach auffallen, auch den Medusen.«
    »Und es war Sinn der Sache«, sagte ich.
    »Daß es für Sie unangenehm werden könnte, Haben Sie ja erlebt. Sie reagierten bereits. Diese Schlangenhöhle, in der Sie den Tod finden sollten, ist der beste Beweis.«
    »Ja, die andere Seite muß informiert sein.« Ich grinste schief.
    »Anscheinend bin ich ihr auf die Füße getreten. Nur hatte ich nie Kontakt mit den Medusen, sondern mit einem jungen Griechen. Er hörte auf den Namen Stavros.«
    Wieder schaufelte Clarissa Main ihr Haar zurück. »Ich kenne ihn.«
    »Woher?«
    »Stavros kennt jeder im Hafen. Er ist gewissermaßen eine Institution. Ein Mann, der jedes Geschäft macht, der
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