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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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gereizt fühlten.
    Die letzten beiden Knöpfe der Jacke waren geschlossen. Meine Finger kamen mir klamm vor, als ich mich daran begab, sie zu öffnen. Es mußte alles sehr langsam gehen, in einem Zeitlupentempo. Nur die Schlangen nicht reizen, dann sah ich alt aus.
    Und die Schlangen waren wieder da. Zu zweit glitten sie jetzt an meinen Füßen vorbei, als wollten sie mich durch diese Bewegungen umschmeicheln.
    Darauf konnte ich verzichten.
    Der erste Knopf war offen. Die Schlangen in meiner unmittelbaren Nähe bissen nicht zu. Ich hatte mich wohl gut gehalten, machte weiterund tastete nach dem zweiten Knopf.
    Auch ihn bekam ich auf, ohne daß mich eine Schlange gebissen hätte. Ich legte eine Pause ein. Noch immer im Stockfinsteren stehend, hob ich die Arme und begann damit, nach den Knöpfen des Hemdes zu fummeln. Auch sie mußte ich aufbekommen, ohne daß ich von den Schlangen attackiert wurde.
    Es klappte beim ersten, beim zweiten und beim dritten Knopf. Den vierten öffnete ich nicht mehr, denn etwas lenkte mich ab. Es geschah über mir.
    Da es ziemlich still war und auch die Schlangen kaum noch zischten, hörte ich von der Höhlendecke her das kratzende Geräusch sehr deutlich. Dort oben tat sich etwas, da mußte sich etwas bewegen. Ich schaute hoch. Sehr vorsichtig hatte ich den Kopf zurückgedrückt und sah einen hellen Schein.
    Das war Tageslicht!
    Es fiel aus einer kreisrunden Öffnung, die leider zu weit von mir entfernt war, um sie mit einem kräftigen Sprung erreichen zu können. Das hätte nicht einmal ein Panther geschafft.
    Aber wer hatte die Öffnung geschaffen? War es vielleicht der Kerl, der mich hergeführt hatte? Wollte er sich davon überzeugen, ob ich noch lebte oder bereits ein Opfer der Schlangen geworden war?
    Die Öffnung befand sich direkt über mir. Ich sah sogar den hellblauen, griechischen Postkartenhimmel als einen kreisrunden Ausschnitt, der sich allerdings jetzt verdunkelte, weil sich in der Höhe eine Gestalt zeigte.
    Nein, nur ein Gesicht, Schultern und ein winkender Arm. Das alles gehörte zu einer jungen Frau. Sie sprach kein Wort, legte ihren Finger auf die Lippen, und ich begriff.
    Nicht einmal zu nicken wagte ich. Innerlich aber fieberte ich und war gespannt, wie es weitergehen würde.
    Zunächst einmal zog sich die Frau zurück. Sie erschien auch in der folgenden halben Minute nicht wieder. Mir wurde die Zeit verdammt lang. Ich rechnete auch damit, daß man mich reinlegen würde. Vielleicht war die Frau eine Komplizin des jungen Griechen, von dem ich nur den Vornamen Stavros kannte.
    Kam sie wieder?
    Ja, sie erschien an der Öffnung, und sie hatte etwas mitgebracht, das ich momentan noch nicht erkennen konnte, aber ich hörte ihre Stimme, die einen hohlen Klang bekommen hatte, obwohl die Unbekannte nur flüsterte.
    »Keine Panik, Mister, ich hole Sie hier raus. Sie müssen nur das tun, was ich anordne.«
    Eine Antwort bekam sie nicht. Die Unbekannte hatte mich in meiner Muttersprache angeredet. Über ihre Motive wollte ich nicht nachdenken, die würde sie mir sicherlich selbst sagen.
    Zunächst einmal erschien in der Öffnung ein Gegenstand. Er war ziemlich dunkel, auch rund und erinnerte mich an ein Gefäß. Im weitesten Sinne war es das auch, wenn ich einen Korb mal als Gefäß bezeichnen wollte.
    Der Korb hing an einem Seil. Es war an zwei Seiten befestigt, so daß er genügend Halt bekam. Und er senkte sich nieder. Dabei vernahm ich quietschende Laute, wie sie wahrscheinlich von einer für mich nicht sichtbaren Winde abgegeben wurden.
    Ich konnte es kaum erwarten, bis sich der Korb so weit nach unten gesenkt hatte, daß ich hineinklettern konnte. Natürlich ließ ich auch die Schlangen nicht aus den Augen. Die plötzliche Störung gefiel ihnen überhaupt nicht. Sie zeigten sich viel unruhiger als noch vor Minuten, aber sie sahen nicht in mir den Feind, sondern die von oben herabfallende Helligkeit, aber gegen die kamen sie nicht an. Der Korb schaukelte ein wenig, weil die Unbekannte jetzt schneller an der Winde drehte.
    Ich hob langsam meine Arme und streckte die griffbereiten Hände dem Korb entgegen.
    Er bestand aus einem rauhen Geflecht, das ziemliche Lücken aufwies, aber so zusammengeflochten war, daß der Korb auch ein stärkeres Gewicht aushielt.
    Es wurde kritisch, denn die Schlangen waren aus ihrer Trägheit erwacht. Der sich herabsenkende Korb störte sie in ihrer Ruhe. Ihr Zischen hörte sich bösartig an, und ich stand inmitten dieser gefährlichen
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