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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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immer Geld hat und auch die entsprechenden Beziehungen. Stavros hat viele Freunde. Nichts entgeht ihm.«
    »Sind Sie schon mit ihm aneinandergeraten?«
    »Nein, direkt nicht.«
    »Aber er weiß genau, weshalb Sie hier sind.«
    »Das schon.«
    »Wie hat er reagiert?«
    Clarissa verengte die Augen. »Nichts, John. Er hat nichts getan. Nicht einmal nachgefragt.«
    »Ist das für ihn nicht ungewöhnlich?«
    »Sogar mehr als das, da seine Neugierde weit und breit bekannt ist. Doch ich habe den Spieß umgedreht. Nicht er behielt mich im Auge, sondern ich ihn. Deshalb nur konnte ich herausfinden, was er mit Ihnen angestellt hat, John.«
    »Er weiß aber nicht, daß Sie ihm gefolgt sind?«
    »Nein.«
    Ich nickte. »Das ist natürlich gut. Da können wir ansetzen. Nach Ihren Erzählungen, Clarissa, gehe ich davon aus, daß dieser Stavros auch Kontakt zu der Gruppe der Medusen hat. Wir müßten ihn nur zum Reden bringen.«
    »Was nicht einfach sein wird!«
    Ich hob die Schultern. »Was ist schon einfach?« Dann wechselte ich das Thema. »Sie sind bestimmt mit einem Boot gekommen.«
    »Ja, es liegt in einer kleinen Bucht.«
    »Fahren wir?«
    »Meinetwegen.«
    Der Weg zum Strand oder Ufer war ziemlich beschwerlich, weil es steil bergab ging und wir dabei noch über den nackten Fels laufen mußten, der an einigen Stellen sehr glatt war und regelrechte Rutschfallen bildete. Ich hatte Clarissa die Führung überlassen. Sie kannte sich hier besser aus.
    Manchmal, wenn wir durch schmale Steinrinnen schritten, sang der Wind zwischen den Felsen und fuhr auch heulend um die Ecken und Kanten. Es war ein warmer Wind, wunderbar für den September. Die große Hitzewelle lag zum Glück hinter den Griechen. Sie hatte zahlreiche Todesopfer gekostet.
    In der Höhe waren die Felsen glatt und ohne Bewuchs gewesen. In Strandnahe wiegte sich wild wachsendes Gras im Wind. Es gab auch Bodendecker, die sich in Spalten und Ritzen festgeklammert hatten. Einmal wehte mir der Geruch von Salbei entgegen.
    Auch der Weg wurde besser. Nicht mehr so steil, fast gerade lief er weiter, wenn auch in einigen engen Kehren. War der Blick frei, konnte ich bis zum Strand schauen, wo die Wellen auf einem sehr schmalen Sandstreifen schaumig ausliefen.
    Clarissa blieb stehen. »Ich habe das Boot in Deckung gezogen.« Sie lachte. »Es war eine Schufterei.«
    »Kann ich mir vorstellen. Aber rudern müssen wir nicht.«
    »Nein, zu einem Außenborder hat es schon gereicht.« Sie setzte sich wieder leichtfüßig in Bewegung. Ich blieb hinter ihr und konnte sie gut beobachten.
    Clarissa Main gefiel mir. Sie ging den Fall sehr locker an, obwohl die Sorge um das Schicksal ihres Bruders sie gewiß stark belastete. Ich freute mich auch darüber, daß ich eine Helferin besaß, die sich in der Inselwelt der Ägäis gut auskannte und mir bestimmt Dinge zeigen würde, die ich als normaler Besucher nie zu Gesicht bekommen hätte. Der Sand am Strand war zwar weich, aber nie sehr tief. An einigen Stellen hatte ihn der Wind auch weggeblasen, so daß der nackte Fels hervorschaute.
    Das Rauschen des Meeres und das wilde Klatschen der Brandung gegen die Felsen war Musik in meinen Ohren. Nach der unheimlichen Stille in der Schlangenhöhle taten mir diese Laute gut.
    »Sie können mir helfen!« Clarissa winkte mir zu. Sie stand auf einer kleinen Felsklippe, die von schäumenden Wellen umkreist wurde. Ich lief zu ihr und sprang ebenfalls von Felsen zu Felsen. Manche waren naß und glatt.
    Clarissa war schon vorgelaufen und in der kleinen Bucht verschwunden, in der sie ihr Boot versteckt hatte. Es war ein einfaches Ruderboot mit einem Außenborder. Allerdings kein Kahn für eine Teichfahrt, schließlich mußten wir über das Meer, um den Hafen zu erreichen, der an der Ostküste der großen Halbinsel — dem Pelepomes — lag. Es waren nicht mehr als zehn Meilen über das offene Meer zu fahren. Das würden wir schaffen.
    Gemeinsam brachten wir das Boot zu Wasser. Zwischen den Felsen existierte eine Sandrinne, über die wir den Kiel hervorragend schieben konnten.
    Der Außenborder war hochgekantet worden. Ich ließ ihn wieder runter.
    »Können Sie den bedienen?« fragte mich Clarissa.
    »Zur Not ja.«
    Sie lachte. »Dann lassen Sie mich mal ran.« Clarissa schob sich dicht an mir vorbei. »Manchmal ist die Frau der Mann.«
    »Das haben Sie bei meiner Lebensrettung schon überdeutlich bewiesen«, sagte ich.
    »Hören Sie auf, John. Vielleicht können Sie sich mal revanchieren. Ich will es nicht
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