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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Alters erlebt die Szene, kommt auf mich zu und tadelt wiederum mich wegen meines Verhaltens. „Sind Sie brutal. Schreien Sie doch das arme Kind nicht so an. Und gehen Sie nicht so grob mit dem Jungen um! Was Sie machen, ist ja Freiheitsberaubung.“ „Ganz genau“, pflichtet Paul seinem Retter bei. Ich bin völlig perplex, weiß nicht, was ich sagen soll, da setzt der selbsterkorene Kinderschützer erneut an: „Mein Gott, Sie stinken ja nach Alkohol. Mittags schon betrunken und dann Kinder in aller Öffentlichkeit quälen.“ „Dann gehen Sie doch zum Jugendamt“, kommentiere ich seinen Vorwurf, überreiche ihm meine Visitenkarte, schnappe Paul und ziehe von dannen. Nie, nie mehr betrete ich eine Spielzeugabteilung zusammen mit Paul. Allfällige Geschenke werde ich im Internet bestellen oder allein besorgen, aber das tue ich mir nicht mehr an. Nicht einmal einen Pümpel gibt es hier!
Sonntag, 14. September
    Die Sonne grinst von einem makellosen Himmel, die Vögel tragen einen Vorentscheid zum Wettbewerb „Stimme des Jahrhunderts“ aus und vom nahe gelegenen Wald weht ein Geruch herüber, der zweifelsfrei wie unser WC-Duftspray riecht. Kurz: ein herrlicher Morgen! „Leute, lasst uns doch auf der Terrasse frühstücken“, schlage ich vor, als wir gerade dabei sind, das Frühstücksgeschirr aus dem Schrank zu holen. „Tolle Idee, Schatz, dann wisch doch gleich mal das Terrassenmöbel ab“, meint Carola.
    Während ich, bewaffnet mit Lappen und Eimer, auf die Terrasse gehe, um die Gartenstühle zu reinigen, stellt Carola das Geschirr auf ein Tablett. Paul kümmert sich indessen um das Anrichten der Wurstplatte. Und Rebecca will derweil ihr Grundnahrungsmittel beischaffen - sie begibt sich in die Speisekammer, um das Nutellaglas zu holen. Schön, wenn alle zusammenhelfen. Schlecht, wenn es dabei zu Missgeschicken kommt. Rebecca hat sich - in Ermangelung ausreichender Körpergröße
    - einen Wasserkasten geschnappt und selbigen vor das Regal geschoben. Keine gute Idee, denn als sie auf den Kasten steigen will, verliert sie das Gleichgewicht, taumelt und stürzt. Dabei versucht sie noch, sich festzuhalten. Dies gelingt ihr nicht. Dafür reißt sie sieben Gläser selbst eingemachte Erdbeermarmela-de mit ins Verderben. Eine Detonation. Ein Schrei. Ein Gejammer. Wir stürzen alle in die Speisekammer und erblicken eine blutüberströmte Rebecca. Zumindest denken wir das im ersten Moment. Doch es ist glücklicherweise nicht Blut, sondern Erd-beermarmelade, die ihren rosafarbenen Schlafanzug ziert. Nachdem der erste Schrecken verdaut ist, ziehe ich die noch immer heulende Rebecca hoch und versuche, ohne auf Glasscherben zu treten, in die Küche zu gelangen.
    „Paul, du gehst in dein Zimmer, solange hier noch Scherben rumliegen. Carola, du duschst Rebecca und ziehst sie an. Ich beseitige hier das Chaos“, verkünde ich den Notfallplan. Alle tun, wie aufgetragen. Die schöne Marmelade - hergestellt aus unseren im eigenen Garten gewachsenen Erdbeeren: dahin! Müssen wir halt im Winter doch wieder gekaufte Marmelade aufs Brot schmieren. Anderthalb Küchenrollen gehen für das Beseitigen der Scherben-Marmeladen-Melange drauf. Danach wische ich den Boden feucht und hole anschließend den Staubsauger, um eventuell übersehene Kleinscherben zu erwischen. Als ich die Putzutensilien wieder verstaut habe und in die Küche zurückkehre, erwische ich Dana, unser Katzenmädchen, auf frischer Tat. Sie hat unser aller Abwesenheit genutzt, um die Wurstplatte umzugestalten: zwei Scheiben gekochter Schinken fehlen, die Kalbsleberwurst hat sie zur Hälfte weggeschleckt und einige Scheiben Salami angeknabbert. Gut, dann gibt’s also ein vegetarisches Frühstück.
    Mittlerweile ist es schon kurz vor 11:00 Uhr. Wir könnten also das Frühstück gleich ausfallen lassen und direkt zum Mittagessen übergehen. Da aber die Brötchen schon aufgebacken sind und Rebecca nun endlich ihr Nutella haben will, frühstücken wir doch noch. „Da sitze ich!“, konstatiert Paul und pflanzt sich auf den einzigen Stuhl, der im Schatten steht. „Neiiiin, da will ich hin“, kreischt Rebecca. „Hey, Monsterbacke, zisch’ ab, das ist mein Platz!“ „Ich bin keine Monsterbacke, du, du, du ...“ Rebecca will partout kein Schimpfwort für ihren Bruder einfallen. Dafür hat Paul ein Weiteres auf Lager: „Du kleine Algengrütze, hier sitzt der King.“ „Es reicht! Schluss! Wir verschieben den Tisch so, dass ihr beide im Schatten sitzen könnt“,
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