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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Innenleben von Pauls Schwein ans Tageslicht befördert. Wie bei Rebecca auch, ist dazu ein Zählbrett notwendig, denn das Ersparte besteht größtenteils aus Münzen. Da Rebecca darauf besteht, den zweiten Zählvorgang ebenfalls live zu beobachten, bleibt sie auf meinem Arm. Wenn das kein gutes Muskeltraining ist! Paul bringt 203,88 Euro zusammen. Sobald die Bankfachangestellte das Zählergebnis verkündet hat, brüstet sich Paul: „Siehste - ich hab’ doch mehr als du kleine Made!“ Das bringt Rebecca sofort auf die Palme. Sie strampelt mit ihren Beinen und will augenblicklich runter von meinem Arm, um ihrem Bruder unter Einsatz ihrer Fäuste zu verdeutlichen, dass er nicht so hämisch sein soll. Das gelingt ihr aber nicht, denn unter Zuhilfenahme meines zweiten Armes hindere ich sie an ihrem Vorhaben. Verlegen lächele ich in Richtung Schalter: „Die zwei sind heute ein bisschen streitsüchtig.“ Das Fräulein grinst nur.
    Nun muss das Geld nur noch aufs Sparbuch eingezahlt werden - ein paar Klicks am Computer und draußen sind wir. Von wegen! Gerade als die Schalterdame die entsprechende Computermaske aufruft, erscheint etwas auf ihrem Bildschirm, was ihr offenbar erhebliches Missvergnügen bereitet. Wortlos verlässt sie ihren Arbeitsplatz und geht in die hinteren Gemächer. Nach einer Minute erscheint sie wieder und erklärt uns etwas verlegen, dass der Computer eine Zufallskontrollsperre hätte. „Was ist denn eine Zufallskontrollsperre?“ Das käme gelegentlich vor, zur Sicherheit. Ein Ranghöherer müsste dann ein Passwort eingeben, damit der Computer wieder freigeschaltet würde. „Ja und, wo ist das Problem? Holen Sie doch einfach den Filialleiter!“ „Das geht leider nicht. Der ist nicht da. Ich nehm’ an, der ist gerade beim Metzger, um sich sein Mittagessen zu holen. Sie müssen leider warten. Vorher kann ich nix machen.“ Na klasse!
    Wir warten eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Nichts passiert. Scheinbar ist der Metzger im nächsten Ort oder dort ist die Warteschlange ebenso lange, wie sie vorhin hier war. Um die Wartezeit zu überbrücken, bekommen Paul und Rebecca jeder ein Knax-Heft und zwei kleine Tütchen Gummibärchen. Nach drei weiteren Minuten erscheint endlich der Filialleiter mit einem kleinen Alupäckchen (vermutlich mit zwei Leberkäswecken gefüllt) in der Hand. „Susanne, du kannst das einfach wegklicken - heute wird eine neue Software in der Zentrale aufgespielt, da ist das ausnahmsweise deaktiviert.“ Super! Wie sehr würde ich mir wünschen, ich könnte mich manchmal einfach so wegklicken ...
Freitag, 12. September
    Heute Abend wollen wir essen gehen, weshalb es mittags nur was Schnelles gibt: Frankfurter Würstchen im Brötchen. Paul vertilgt in der Regel zwei Brötchen, Rebecca ist mit einem zufrieden. Beiden ist gleichermaßen wichtig, dass es dazu reichlich Ketchup gibt. Wahrscheinlich schmecken sie vom Würstchen gar nichts mehr bei diesen Unmengen roter Soße, die ich darauf verteilen muss. Egal, Hauptsache, es mundet ihnen.
    Während Paul seinen ersten Hot Dog schon hinuntergeschlungen hat, pult Rebecca mit ihren Fingern ein Loch in die Oberseite ihres Brötchens. „Hallo, wir spielen nicht mit Essen. Was soll denn das? Musst du dein Brötchen so quälen?“ „Dad, ich quäl’ das Brötchen nicht, sondern mache für das Würstchen ein Fenster, damit es was sehen kann.“ Darauf habe ich nun wirklich nichts zu antworten. Rebecca wird sicherlich eines Tages mal den Friedenspreis der Vereinigung deutscher Bockwürste erhalten - da bin ich mir ganz sicher.
Samstag, 13. September
    Mist! Heute müssen wir mal wieder in die Stadt. Es lässt sich wirklich nicht vermeiden. Die Liste der zu besorgenden Gegenstände ist nicht nur lang, sondern auch anspruchsvoll: Wo bekommt man heutzutage noch einen Pümpel? So eine Saugglocke, mit der sich verstopfte Abflussrohre wieder frei bekommen lassen. Und was sollen wir Großtante Elfriede zum 70. Geburtstag schenken? Außerdem zu besorgen sind: Sockenklammern, neue Unterhosen für Paul, drei Weißweingläser, die in letzter Zeit beim Spülen zu Bruch gegangen sind, sowie Knopfzellenbatterien für die elektronische Wetterstation.
    Nach den üblichen Querelen am Frühstückstisch, einer heißblütigen Diskussion mit Paul über das Thema „Warum wir keine 25-Schuss-Schnellfeuerpistole ,Powerman‘ mit zum Einkaufen nehmen“ und einem ebenso heftig ausgetragenen Konflikt mit Rebecca über die Notwendigkeit des Kämmens der
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