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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Haare, sitzen wir schließlich um 11:23 Uhr im Auto. Auf der nach oben offenen Gereiztheitsskala befindet sich Familie Däfler momentan in einem höchst bedenklichen Bereich. Ein falsches Wort, und ein jeder würde in Sekundenbruchteilen explodieren wie Knallgas.
    Im Parkhaus des Einkaufszentrums angekommen, schlage ich vor, dass wir uns aufteilen. Carola soll sich zusammen mit Rebecca um Sockenklammern, Geschenk und Unterhosen kümmern, während wir Männer für Gläser, Pümpel und Batterien verantwortlich sind. „Da hast du ja mal eine gute Idee“, gesteht mir Carola zu. Wir verabreden uns für 13:30 Uhr in der Pizzeria „Roma“ auf der ersten Etage (neben dem Drogeriemarkt). Bevor wir uns trennen, verspreche ich den Kindern noch, dass sie sich eine Kleinigkeit aussuchen dürften, wenn sie sich während der Besorgungen geduldig zeigen.
    Die Gläser bekommen wir bei Karstadt, die Batterien bei Foto Focal. Fehlt noch der Pümpel. Bei Hertie haben sie so was nicht. Im Kaufhof guckt mich die Verkäuferin an, als hätte ich nach einem Sexspielzeug gefragt. Und im Kaufhaus Müller empfiehlt man mir, es mal in einem Baumarkt zu probieren. Das werde ich auch tun.
    Wir sind früher als verabredet in der Pizzeria, bestellen schon mal Getränke und unterhalten uns über Yu-Gi-Oh. Nein, wir unterhalten uns nicht, Paul referiert: „Also, Papa, wenn du den Leviadrachen oder den Ozeandrachenherrscher aufs Feld bringst, um den Krieger deines Gegners zu holen, dann reduziert dein Legendärer Ozean die anderen Monster. Klar, oder?“ „Ist doch logisch.“ „Und dadurch verringerst du die Life Points deines Gegners. Der Grund für drei Fünfsternemonster ist, dass die Non-Tributbeschwörung beim Legendären Ozean auf dem Feld liegt. Haste kapiert?“ „Sicher, ist doch easy!“ „Der Baum-frosch hilft dir bei der Beschwörung der Tributmonster. Am besten ist es, wenn du zuvor Blitzeinschlag, Magic Jammer, Tribute to the Doomed oder Monsterreinkarnation abgeworfen hast.“ „Ja, so würd’ ich’s auch machen.“ Ich bin mir sicher, dass Paul nicht ernsthaft glaubt, ich hätte das verstanden. Wer hat sich nur so einen Mist ausgedacht? Ich glaube, dieser ganze Yu-Gi-Oh-Kram ist nur Menschen unter zwölf Jahren zugänglich.
    Ich bin froh, als die Mädels erscheinen - sie haben sich zwar um ein paar Minuten verspätet, konnten dafür ihre Aufträge jedoch komplett erledigen. Für Großtante Elfriede haben sie eine scheußliche Kristallblumenvase erstanden. „Mann, ist die hässlich“, kommentierte ich die Vase, als mir Carola diese stolz präsentiert. „Aber Elfriede wird sie gefallen, und das ist ja die Hauptsache. Du musst sie ja nicht in dein Büro stellen“, raunzt sie eingeschnappt.
    Wir bestellen eine Familienpizza mit Salami und Zwiebeln. Ich ordere meinen zweiten Montepulciano - den ersten habe ich während Pauls Vortrag runtergekippt - und genehmige mir nach dem Essen noch einen Grappa. Als wir bezahlt haben und den Weg zum Parkhaus einschlagen wollen, erinnert mich Paul an mein Versprechen: „Dad, du hast doch gesagt, dass wir eine Kleinigkeit bekommen, wenn’s gut geklappt hat.“ „Richtig, hätte ich fast vergessen. Also, dann springen wir noch mal schnell in die Spielzeugabteilung vom Karstadt rein.“
    Paul und Rebecca stürmen mit Begeisterung vorweg und betrachten das umfangreiche Warenangebot. Rebecca entdeckt eine Barbie - Modell „Dornröschen mit leuchtender Krone“. „Fröschlein, wir dachten an ein Malheft oder ein MatchboxAuto. Das ist zu teuer. Such’ dir was raus, was nicht mehr als drei Euro kostet.“ Enttäuscht, aber ohne Murren stellt Rebecca die Barbie zurück und geht zu dem Regal mit den Schleich-Tie-ren. Paul hat ein Lego-Monster mit Raketenarmen auserkoren.
    Das sprengt ebenfalls das Budget. „Paul, viel zu teuer. Obergrenze drei Euro!“ „Das ist Betrug. Du hast mir das versprochen.“ „Nein, habe ich nicht. Wie du dich vielleicht erinnern kannst, habe ich von einer Kleinigkeit gesprochen und nicht von 17,89 Euro. Also, zurück damit.“ Paul will das nicht einsehen und bekommt einen Tobsuchtsanfall. „Du bist so was von oberextra mies, voll gemein! Du bist der blödeste Papa auf der ganzen Welt!“ Jetzt reicht’s! Ich schnappe mir den Rotzlöffel und setze ihn auf ein Rudergerät der angrenzenden Sportabteilung. Ich halte ihn fest und ihm eine Standpauke: „Mein Freundchen, eines sage ich dir: So nicht! Nicht mit mir! Ist das klar?“
    Ein fremder Mann mittleren
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