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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Runde der zwölf kaufwütigen Frauen. Auf dem Wohnzimmertisch erkenne ich: Silikon-Formen zum Kuchenbacken, Schüsseln zum Teiganrüh-ren, Kasserollen für die Mikrowelle und die altbekannten Dosen zum Einfrieren, die übrigens so nette Namen wie „Kühles Lottchen“ tragen.
    Janosch, Don, Dana und Felix haben es sich zwischen all den Mädels bequem gemacht und scheinen ebenfalls sehr interessiert der Vorführung zu folgen. Hoffentlich kaufen sie nicht auch noch was - zum Beispiel den „Großen Rühr-Star“ mit 5,0 Litern Fassungsvermögen, den Carola beinahe bei der letzten Tupperparty erstanden hätte. Schon jetzt platzen unsere Küchenschränke aus allen Nähten, ob der Fülle an Tupperproduk-ten.
    Als ich erscheine, ist Frau Meininger gerade dabei, den „Quickchef“ zu präsentieren. „Zwiebeln hacken, Kochkäse zubereiten und leckere Dips können Sie damit zaubern, meine Damen.“ Da auch wir ein solches Gerät besitzen und ich selbiges schon oft verwendet habe, denke ich, dass mein Kommentar dazu sicherlich nützlich sein könnte. Ich klinke mich ein: „Den haben wir auch. Der ist wirklich super. Und wissen Sie, was ich damit immer mache? Einen Pizzabrötchenaufstrich! Dazu nehmen Sie 200 Gramm Salami, geraspelten Käse, eine Dose saure Sahne und ein bisschen Tomatenmark. Würzen tue ich das Ganze mit .“ Weiter komme ich nicht, denn Carola schneidet mir das Wort ab. Mit eisiger Stimme erklärt sie: „Danke, das Rezept kennen die Damen bestimmt. Ich höre den Fernseher immer noch laufen - schau du mal nach den Kindern, die sollten schon längst im Bett sein.“ So lasse ich mich nicht abkanzeln! Nicht mit mir! „Sie kennen das Rezept bestimmt nicht, oder?“, frage ich provokativ in die Runde.
    Vermutlich ist das Rezept zwar bekannt, dennoch bekomme ich Zuspruch, schließlich bereichere ich als einziger Mann die Gesellschaft. Ich werde vehement zum Bleiben aufgefordert und Carola wird beruhigt - es seien doch Ferien, da würde es doch nichts ausmachen, wenn die Kinder etwas länger wach blieben. Um keinen Eklat zu riskieren, erklärt sich Carola einverstanden. Sie versäumt es jedoch nicht, mir einen derartig bösen Blick zuzuwerfen, dass ich später mit dem Schlimmsten rechne. Ich ziehe es deshalb vor, den restlichen Abend als schweigender Zaungast zu verbringen - vielleicht gelingt es mir so, Carola zu besänftigen?
    Als Frau Meininger ihr gesamtes Sortiment vorgeführt hat und als sämtliche Bestellzettel ausgefüllt sind, löst sich die Tup-perparty auf. Kaum hat sich die Haustüre hinter dem letzten Gast geschlossen, blafft mich Carola an: „Was hat das gesollt? Das war MEINE Veranstaltung. Für HausFRAUEN, wie ich sagte, nicht für Männer! Es gibt halt Sachen, da wollen wir unter uns sein!“ „Also, erstens hatte ich nicht diesen Eindruck und zweitens bin ICH hier doch der HAUSmann“, entgegne ich im Brustton der Überzeugung. Carola schweigt, dann stimmt sie
    - für mich überraschend - meinen Argumenten zu: „Hmm, ja, da hast du natürlich auch wieder recht, du machst ja jetzt den Haushalt. Hab’ mich da noch immer nicht dran gewöhnt. O. k., der Punkt geht an dich!“ Krise abgewendet, Tupperparty überlebt - keine schlechte Bilanz für den heutigen Tag.
Donnerstag, 11. September
    Heute wollen wir das Ersparte der Kinder zur Bank bringen. Gegen 11:00 Uhr verlassen wir das Haus, fahren zunächst zum Supermarkt und dann zu unserer Sparkassenfiliale. Als wir das Auto verlassen, brüstet sich Rebecca gegenüber ihrem Bruder: „Ich hab’ mehr Geld als du gespart.“ „Gar nicht, du alte Speckfresse!“, gibt Paul zurück. Wie eine Hyäne stürzt sich Rebecca auf ihn und entgegnet schlagfertig „Und du bist eine Kackba-cke.“ „Aus! Keinen Ton will ich mehr hören, ist das klar? Es ist doch völlig wurscht, wer wie viel gespart hat“, versuche ich die Kontrahenten ruhigzustellen.
    Die automatische Schiebetüre öffnet sich. Da noch ein Herr und eine ältere Dame vor dem einzig besetzten Schalter stehen, beschließe ich, die Wartezeit mit dem Ziehen der Kontoauszüge zu überbrücken. „Ich will die Karte reinschieben“, fordert Rebecca. „Du kommst doch gar nicht an den Schlitz; das mach’ ich“, meint Paul und reißt mir die EC-Karte aus der Hand. „Gib’ mir sofort die Karte“, kreischt Rebecca. „Hol’ sie dir doch“, provoziert Paul und rennt weg. Rebecca hinterher. „Fang’ mich doch, du kleine Pupse“, stachelt Paul seine Schwester an. Die ist aber geschickter als
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