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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Schloss und Nina zuckte bei diesem Geräusch zusammen. Drei Stun den. Da würde sie gerade mal aus den Augen sehen können.
     
    Die Kaffeemaschine brauchte zu lange. Nina sah den Tropfen beim Fallen zu und wünschte sich das Koffein längst in ihre Blutbahnen. Was für ein A b sturz und Annes Gespött würde ihr auch nicht erspart bleiben.
    Das Smartphone erschütterte sie mit Supermassive Black Hole . Sie würde den Klingelton für Tage wie diesen ändern müssen.
    „Nina?“
    „Marcel? Du traust dich ja was!“ Gestern hätte sie ihn am liebsten verprügelt.
    „Ich will mich in aller Form bei dir entschuldigen.“
    „Daran tust du gut. Dir verdanke ich das tausendste Trauma meines L e bens.“
    Marcel lachte. „So schlimm?“
    „Schlimmer. Ich dachte, du stirbst.“
    „Ich auch.“
    Es war lange her, dass sie einen ihrer Brüder zurückholen musste. Er hatte sich mit Eg-mont geschlagen. Sie wusste nicht, um was es ging, doch es musste heftig gewesen sein. Marcel hatte sich sonst gut im Griff. Wäre sie nur nicht zur Fabrik g e kommen. Doch dann hätte Nathan etwas gemerkt und er duldete außerhalb der Jagdsaison keine Tran s formationen.
    „Danke Kleines, dass du mir geholfen hast.“
    Er klang immer noch geknickt. Sicher fühlte er sich mieser als sie. Er hatte gebrüllt vor Schmerz, als die Transformation nicht zurückgehen wollte. „Gelernt ist g e lernt. Ihr habt mir genügend Anlässe zum Üben gegeben.“
    Marcel schwieg. Sein schlechtes Gewissen kroch durch den Äther in ihr Ohr und we i ter in ihr Herz. „Es wird noch genug Gelegenheiten geben, dich wieder bei mir einzuschleimen.“
    „Lass dich mal wieder hier blicken. Jean jammert nach dir.“
    Jean jammerte immer nach ihr. Ihr ältester Bruder trauerte täglich, dass sie aus der Fa b rik ausgezogen war. „Hab dich lieb. Bis dann.“ Nina drückte ihn weg. Sie hatte noch eine Stunde. Dann musste sie lächeln und so tun, als wäre alles bestens.
     

     
    Das nasse Gras strich über seine nackten Zehen. Es gab nichts Besseres, als ba r fuß über taunassen Rasen zu gehen. Bis zum Abend war noch genug Zeit, um an seinem Faun zu arbeiten und sich vor Paul zu verstecken. In den Gartenschuppen kam er nie. Er fürch tete sich vor Vincents Geschöpfen. Vom Apfelbaum kletterte die Katze seiner Nach barin. Sie strich ihm um die Be i ne und biss in seinen Zeh.
    „Kommst du mit?“
    Mit erhobenem Schwanz stolzierte sie vor ihm her in den Backsteinschuppen, sprang auf die Werkbank und rollte sich auf Pauls ausgedientem T-Shirt zusam men. Dass es nach Fir nis roch, störte sie nicht. Der Schuppen war sein Tempel, sein Rüc k zug, sein Ort der Genesung. In ihm entstanden alle seine G e schöpfe. Stein, Holz, selten Metall. Ohne die Arbeit an seinen Ungeheuern hätte er längst den Verstand verloren. Der Faun war fast fertig. Von den Hufen bis zu den Hörnern gefiel er ihm ausnahmslos gut. Die Hände hielt er zu Fäusten verkrampft an die Seiten gepresst. Er war kein Freund von abstehe n den Extremitäten. Die Gefahr, dass sie beim Transport abbrachen, war zu groß. Sein Kopf war mit aufgerissenem Maul in den Nacken geworfen. Es stellte kein Problem für Vincent dar, seinen stummen , qualvollen Schrei zu h ö ren.
    Im Gegensatz zu vielen anderen Bildhauern, deren Werke er sich manchmal im Inte r net betrachtete, neigte er nicht dazu, die Grobheit seiner Skulpturen mit überfeinen Me i ßeln zu mildern. Sie bekamen nie den letzten Schliff. Wie er selbst mussten sie mit der Monstrosität leben. Er ging ein paar Schritte zurück und en t schied spontan, dass dieser Faun nicht verkauft werden würde. Und wenn er ihn mit einem Lastenzug in den U m zugsw a gen hieven musste.
    „Herr Fabius? Sind Sie hier irgendwo?“
    Die schrille Stimme der Postfrau ließ ihm die Nackenhaare hochstehen.
    „Was machen S ie denn an so einem schönen Tag in diesem alten Schuppen?“ Neugie rig steckte sie ihre Nase zur Tür herein. „Hach, das ist aber gruselig, was sie da stehen haben. Da bekommt man ja Albträume.“
    „Willkommen in meiner Welt“, hauchte er voll düsterer Versprechen.
    Sie zuckte mit dem Kopf zurück und sah ihn an wie ein Huhn, das begriff, dass ein Marder im Stall war. Als er nicht au f hörte , sie zu taxieren, räusperte sie sich unsicher und wühlte in ihrer Posttasche. „Na dann wollen wir mal sehen, was ich Schönes für Sie d a beihabe.“
    Sie zog einen dicken braunen Umschlag hervor, und als Vincent nicht daran dachte, ihn ihr aus der Hand zu
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