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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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schüchterner Ton ging ihm auf die Nerven. Paul lebte genauso in dieser Woh nung wie er. Nur dass Vincent sie b e zahlte. Aber das machte ihm nichts aus. Geld war nie seine Sorge gewesen und das war gut so, denn er brauchte Unmengen davon.
    „Du könntest in einen deiner Lieblingsclubs gehen, in die du mich nie mi t nimmst.“
    Vincent schwang sich mit dem Drehstuhl zu ihm und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Es war Zeit für eine Gra u samkeit, immerhin wollte er ihn heute los sein und ein wenig Rache war angebracht.
    „Es würde dir da nicht gefallen. Lauter Frauen, die dir an die Wäsche wollen.“
    Paul schnappte nach Luft und sein Blick wurde panisch. „Vincent! Um Himmels wil len!“ Er sank auf die Knie und wrang bittend die Hände. Paul hatte schon immer ein Talent fürs Theater. „Du hast es mir geschworen.“ Er schluckte, suchte nach Worten und klammerte sich an Vincents Bein fest. „Keine Frauen. Bitte keine Frauen.“
    Nein. Keine Frauen. Denn sonst geschah das, was Paul vor drei Jahren gezwungen ge wesen war, mitanzusehen. „Keine Angst. Ich werde ganz brav sein.“ Als ob er nachts in so einem verlockenden Ambiente in der Lage wäre, brav zu sein. Nachts war es am schlimmsten. Tausend Verlockungen bedrängten ihn, lockten und zerrten an seiner Selbstbeherrschung. Würde er mit Paul offen über seine Empfi n dungen reden, er würde noch heute die Koffer packen. Paul zitterte. Das sollte er nicht. Er mochte ihn und seine bedingungslose Loyalität war u n bezahlbar. Nicht, dass er sie sich nicht gern bezahlen ließ. „Ich amüsiere mich nur ein bisschen. Wenn’s eng wird, hau ich ab.“ Dass Paul di e ser Lüge Glauben schenkte, sprach von seiner Naivität. Und von seiner Freundschaft. Seit Jahren hatte sich Vincent in keinem Club sehen lassen. Nur hin und wieder ve r brachte er Nächte in einer Disco, um sich alle Wünsche aus der Seele zu tanzen, die sich in seinem sel t samen Leben nie erfüllen würden.
    Paul musterte ihn misstrauisch. „Was heißt eng?“
    „Das willst du nicht wissen.“
    Er legte sein Kinn auf Vincents Knie. „Rede darüber. Reden hilft.“
    Paul war ein Freund. Der beste, den er hatte und auch der einzige. „Du wü r dest dich fürchten.“
    „Ich könnte dir helfen.“
    „Nein, aber danke für das Angebot.“ Er zog Paul aus seiner knienden Lage und hielt für einen Moment seine Hände fest. Eng wurde es, wenn er das Tier in sich fühlen wür de. Wenn es ihn von innen zu zerreißen versuchte, bevor es seine Klauen nach der Frau ausstrecken würde, die er lieben wollte. Als Mensch.
    Paul seufzte, dann fiel sein kritischer Blick auf Vincents nur schnell übergeworfenes Hemd. „Zieh dich doch mal ordentlich an, Liebes.“
    Kopfschüttelnd knöpfte er die obersten Knöpfe zu und bog den Kragen z u recht. Er verabscheute solche Übergriffe , aber in diesem Leben würde er es nicht mehr schaffen, Paul davon abzuhalten. „Das ist natürlich auch eine M e thode, endlich deine Ruhe vor mir zu haben. Mich mit meinem eigenen Hemdkragen erdrosseln.“
    Paul lächelte traurig. „Sag so etwas nicht. Ich will doch nur einen schönen Abend ohne Unterbrechu n gen.“
    Natürlich war es nicht leicht, sein Heim mit jemandem zu teilen, der sich in etwas ve r wandelte, das Kla u en und Reißzähne besaß. Und Fell. Auch das war ihm nicht erspart geblieben. „Wenn dein Knut heute kommt, bin ich weit weg und kann ihm nichts anh a ben.“
    Paul nickte dankbar und versuchte, einen Blick auf das Display von Vincents Laptop zu werfen. Schnell schloss er den Deckel. Seine Nachforschungen gingen ihn nichts an. Paul glaubte immer noch den Schwachsinn mit dem Werwolf. Für ihn wäre es ohne Zweifel der Renner gewesen, Vincent in Vollmondnächten im Keller an die Roh r leitun gen zu fesseln, um ihn vor sich selbst zu schützen. Zu Pauls Leidwesen hatte sein Z u stand aber weder etwas mit Mondphasen noch mit Silber zu tun. Das hatte er längst aus probiert.
    Weil er es hasste, mit Paul über etwas zu diskutieren, das er selbst nicht verstand, klärte er ihn nicht weiter auf. Sollte er a n nehmen, was immer er wollte. Außerdem hatte er sich in den vergangenen drei Jahren kaum noch verwandelt. Nur, wenn er etwas essen muss te, doch das konnte er lange hinausz ö gern. Hungrig war er kaum zu ertragen, aber besser , als den sanften Paul ständig zu verschrecken und sich dessen Vorhaltungen über seine Es s gewohnheiten anzuhören, war es allemal.
    Selbst heute hatte er noch Albträume von
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