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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Paul, wie er zusammengekauert und schrei end vor Entsetzen in der Bese n kammer hockte. Und das nur, weil eine Schöne sein Blut zum Kochen gebracht hatte und er sich wehrlos dem ausse t zen musste, was er war: ein Biest.
    Warum er das Mädchen mit nach Hause genommen hatte , wusste er nicht mehr. No r malerweise riskierte er solche Leich t sinnigkeiten nur weit weg von jeglicher Zivilisa tion. Paul kam dazu, als sie es noch exotisch fand, Vincent aber schon anderen Proble men ausgesetzt war. Irgendwann fand sie es nicht mehr prickelnd und schrie äh n lich laut wie Paul.
    Das Mädchen von damals war ohnmächtig geworden und mit ein paar harmlosen Kratzern davongekommen. Aber Paul blieb der Segen eines minderdurchbluteten G e hirns verwehrt. Er schrie stundenlang wie am Spieß, was nicht zu Vincents Beruhigung beitrug.
    Erst gegen Morgen war er in der Lage gewesen, Paul aus seinem staubigen Fluchtort zu befreien. Noch am selben Vo r mittag fuhren sie gemeinsam zum Notar. Damals hatte Paul ihn bekniet, ihn in sein Geheimnis einzuweihen. Fakt war: Vincent hatte weder eine Ahnung, was er war, noch was mit ihm in diesen Momenten g e schah. Blieb er kalt wie ein Fisch, war alles gut. Aber wehe , etwas reizte ihn. So gesehen war die U m sicht, sich heute Abend woanders als zu Hause zu langweilen, unnötig. Knut war sicher ein netter Kerl, aber was sollte er mit ihm? Wenigstens in dieser Hinsicht war er zu Pauls Leidw e sen eher traditionell.
    Paul träumte aus dem Fenster. Die Vorfreude auf den Abend stand ihm im Gesicht und Vincent beneid e te ihn brennend. „Kochst du ihm was Schönes?“
    Mit einem tiefen Seufzen drehte er sich zu ihm. „Ob sie im Bioladen frischen Pulpo haben?“
    „Das kann man essen?“
    Paul zwinkerte. „Tim Mälzer schon.“
    Paul schwärmte ihm von Tintenfischarmen vor und auf was man achten mü s se, um zu wissen, dass das Vieh frisch war. Die Saugnäpfe müssten sich noch am Finger festsaugen können. Für Pauls Leidenschaft in der Küche hatte er nichts übrig. Er aß nichts, was vorher in einem Kochtopf war. Er brauchte den Her z schlag und den brechenden Blick. „Wenn etwas frisch sein soll, muss es noch atmen und we g rennen können.“
    Paul erstarrte mitten in seinem Vortrag. Er schluckte und sah Vincent mit diesem ängs t lich-misstrauischem Blick an, den er bekam, wenn ihre siebzehnjährige Nachbarin vor der Tür stand und um Zucker, Milch oder sonst etwas bat. Das geschah fast jeden Tag und es hatte nichts mit Paul zu tun oder d a mit, dass sie nie zum Einkaufen kam. Sie war ein hübsches Ding , aber zu ihrem Glück hatte sich Vincent tagsüber gut im Griff. Klingelte sie nach Ei n bruch der Dunkelheit, öffnete ihr ausnahmslos Paul die Tür.
    „Was schaust du schon wieder so, als ob ein Monster vor dir steht?“ Der Sarkasmus schmeckte gut auf seiner Zunge, und als er Pauls entgleisende Gesichtszüge sah, schnipp te er ihm eine Heftklammer um die Ohren. Paul ve r suchte erst gar nicht, sie zu fangen. Es gab Dinge, die konnte er nicht. Mit einer steilen Falte auf der Stirn sah er zu, wie die Klammer an ihm a b prallte und auf den Boden fiel.
    „Weil es das tut, Vincent. Und z war schon seit Jahren.“
    „Dann bist du wohl ein Held.“
    Jeder war ein Held in seiner Nähe. Die Nachbarin, die Postfrau, die Kassiererin im S u permarkt. Sie alle waren unbewusste Helden, die nicht ahnen konnte n, in we l cher Gefahr sie sich in seiner Nähe befanden.
    Paul schürzte die Lippen. „Lebt die Dogge von Herrn Wenzel noch? Oder stammt das blutige braune Fell, das ich jetzt gleich vom Boden kratzen werde, von ihr?“
    „Es stammt von ihr und sie war noch so frisch, dass sie gejault hat, als ich sie g e nossen habe. Ehrlich, frischer geht’s nicht.“
    Käseweiß stand Paul da und sortierte, ob er die Wahrheit gesagt oder sich wieder ei n mal einen grausamen Scherz erlaubt hatte . „Hat dir schon mal einer gesagt, dass du ein fieses Arschloch bist?“ Pauls Lippen bebten vor Emp ö rung.
    „Ja, du schon öfter.“
    In seinem Augenwinkel glitzerte eine Träne. Paul hatte recht. Er war ein Arschloch. Er legte die Arme um Pauls schmale Schultern und zog ihn an sich. „Nie würde ich mir mein Essen aus der Nachbarschaft b e sorgen. Und schon gar nicht, wenn ich seinen Namen und seinen Besitzer kenne. Auße r dem ist der Hund von Wenzel schwarz.“
    Paul befreite sich aus seiner Umarmung und schniefte. „Als ob die Farbe etwas ändern würde.“ Er spielte an einer Fluse seines Wollpullis
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