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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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Forschmann sprach kein
Wort. Er war fasziniert. Mit einem Blick erkannte der studierte Zoologe, dass
dieses Skelett der Fachwelt noch nicht bekannt war. Eine wissenschaftliche
Sensation!
    Forschmann bückte sich und
griff danach. Er wollte es vorsichtig anheben, aber der Schädel entglitt seiner
Hand und fiel mit dumpfem Laut zu Boden. Er war überrascht, dass es ihm
unmöglich war, ihn mit einer Hand aufzuheben — so schwer war er.
    »Donnerwetter, das Ding hat
aber Gewicht!«, stieß er überrascht hervor. Er wog den mächtigen Schädel in
seinen Händen, wendete ihn hin und her. Ein zufriedenes Grinsen huschte über
sein Gesicht, unbemerkt von Tim. Dann steckte er den Schädel unter seine Jacke
und forderte Tim auf: »Komm, hier gibt es nichts mehr zu sehen. Den Schädel
nehmen wir mit — als corpus delicti, als Beweisstück.«
     
    »Wir haben ihn!«, raunte
Forschmann seinem Freund, Professor Corvinus, mit einem Zwinkern zu, als sie
den Geheimgang entstiegen waren. »Wir haben den Schatz! Es stimmte alles.«
    »Wirklich?«, fragte der
Professor mit leuchtenden Augen.
    Der Schatz! Er hatte sich also
nicht getäuscht. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Noch konnte er das Glück
nicht fassen. Er musste sich vor Aufregung setzen.
    »Ist alles in Ordnung mit
Ihnen, Professor?«, fragte Gaby besorgt.
    Corvinus nickte. Müde von den
Strapazen, aber glücklich sagte er: »Ich mache euch einen Vorschlag: Wir
treffen uns alle in einer Stunde in der Gaststube. Und sagt auch Fritzi und
ihren Eltern Bescheid. Ich möchte euch gerne eine Geschichte erzählen.«

 
     
    Die Luft war zum Zerreißen
gespannt. Was wusste Professor
Corvinus, wovon sie noch nichts ahnten?
    Alle hatten sich versammelt:
Dr. Jan Forschmann, Friedl und Rosalie Fuchs mit ihrer Tochter Fritzi und die
vier TKKG-Freunde. Außerdem natürlich Professor Corvinus, der alle an den
runden Tisch gebeten hatte.
    Feierlich begann der Professor:
»Ich habe hier ein Tagebuch.« Corvinus blickte alle nacheinander durch seine
goldgeränderte Brille an. »Es gehörte Hias Fuchs. Der Bauer lebte hier vor
vielen, vielen Jahren. Seinen Namen werden die wenigsten kennen, wohl aber den
seines Vaters, Hans.«
    »Papa, Hans Fuchs ist doch
unser Vorfahre!«, entfuhr es Fritzi.
    Der Vater ermahnte seine
Tochter, still zu sein und dem Professor zuzuhören.
    »Noch heute erzählt man sich,
dass Hans Fuchs nach einer Begegnung mit zwei Tatzelwürmern an einem
Herzinfarkt verstarb.« Professor Corvinus legte seine Hand auf das Buch. »Diese
Aufzeichnungen stellen allerdings die Ereignisse des Jahres 1779 in einem
völlig anderen Licht dar.« Der Professor schob Karl die Aufzeichnungen zu.
»Willst du?«
    Das Tagebuch war nicht sehr
dick. Es war in dunklem Leder eingeschlagen und Karl hatte es längst
wiedererkannt. Es war das Buch, das sie vergeblich gesucht hatten. Er begann,
anfangs noch etwas holprig, die handschriftlichen Aufzeichnungen vorzulesen. Es
dauerte nicht lange, und in den Köpfen der Anwesenden entstand ein Film, dessen
Farben allmählich immer kräftiger wurden...
     
    Der Witwer Hans Fuchs hatte
zwei Söhne, Hias und Maximilian. Der ältere, Hias, war ein lebhafter Junge und
der Liebling seines Vaters. Schon ganz früh hatte Hias vom Schatz der drei
heidnischen Jungfrauen gehört. In jeder freien Minute suchte er danach. Eines
Tages — Hias mochte 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein — stieg er zur alten
Felsenklause hinauf. Er hatte gehört, dass der dort hausende Einsiedler das
Versteck des Schatzes kennen würde. Der Alte, ein graues Männlein mit langem
schlohweißen Haar und Bart, war ein sonderbarer Kauz. Die Menschen aus dem Dorf
gingen ihm am liebsten aus dem Weg. Niemand traute sich, ihn nach dem Schatz zu
fragen, denn so manchen hatte der Alte böse angefahren, wenn er zu neugierig
wurde. Hias wagte es trotzdem.
    Der Einsiedler fragte: »Du
möchtest den Schatz finden? Ich rate dir, lass es sein!« Dabei bohrten sich die
halb blinden Augen tief in Hias hinein.
    Doch der Junge gab sich nicht
zufrieden. Er fragte wieder und wieder — bis der Alte zornig nachgab: »Dann
sollst du es wissen!« Und er beschrieb die Stelle, wo der Schatz liegen sollte.
»Hab so viel Glück wie die andern!« Mit diesen Worten schloss er seine Rede und
lachte wie eine meckernde Gämse.
    Innerlich aufgewühlt war Hias
nach Hause gestürmt. Erst ein paar Tage später traute er sich, seinen Vater auf
die Sache anzusprechen. Ernst erwiderte der: »Bisher ist allen
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