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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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wollten Karl und Klößchen dem
Flüchtigen nacheilen. Doch dann entschieden sie sich anders, zumal einer der
Täter gefangen in seiner eigenen Falle saß und nicht mehr entkommen konnte. Und
seinem Komplizen war das Wiederkommen bestimmt vergangen. Vorsichtshalber
schloss Karl das Sakristeifenster von innen.
    In dieser Nacht würde
sicherlich nichts mehr passieren. Die beiden Jungen beschlossen, den Rest der
Nacht in ihre Betten zu verschwinden.
     
    Während Tim, Karl, Klößchen und
Gaby tief und fest schliefen, war ein anderer ruhelos, wühlte seit Stunden im
Sand, füllte Korb um Korb mit Erdreich, das er in kleiner Entfernung hinter
sich wieder aufschüttete. Zuweilen richtete der Grabende sich auf, ließ in tiefen
Atemzügen die Luft in die gepressten Lungen fließen und wischte sich mit dem
Handrücken den Schweiß von der Stirn. Wie ekelhaft es hier unten roch! Er
reckte den gebeugten Rücken.
    »Der Schatz der drei
heidnischen Jungfrauen! Wann werde ich ihn endlich finden?«, flüsterte er vor
sich hin.
    Der Schatzgräber schüttelte den
Kopf, als könne er dadurch unliebsame Gedanken verscheuchen. Er nahm einen
Hammer und klopfte die Wände ab, hörte aber keinen verdächtigen Klang. Er griff
wieder zur Schaufel und arbeitete sich weiter durch das Erdreich vor ihm, das
herabgekommen war, als die Decke des Ganges über eine Strecke von mehreren
Metern eingestürzt war. In den drei Nächten, die er nun hier arbeitete, hatte
er den Großteil der angeschütteten Erde Meter um Meter wegbewegt. Schritt um
Schritt arbeitete er sich vorwärts. Aber jetzt hatte er es fast geschafft: Ganz
oben an der Decke des Gangs war ein kleiner Spalt, durch den man sich gerade
noch hindurchwinden konnte. Keuchend schlängelte der Schatzsucher sich durch die
Öffnung und sah dann, dass der kleine Schuttberg nach rückwärts steil abfiel.
Darauf folgten einige Meter, wo der Gang frei von allem Schutt war, bis er von
einer Mauer abgeschlossen wurde.
    Was wohl hinter der Mauer lag?
Er zwängte sich durch den Spalt und ließ sich bis zur Mauer hinuntergleiten.
Beim Abklopfen glaubte er, am Klang der Schläge zu hören, dass die Wand einen
großen freien Raum abriegelte.
    Aus einer Tasche zog er einen
verknitterten Brief, dessen Seiten er für einige Minuten genau studierte. Danach
steckte er ihn wieder ein und griff erneut zu seinem Werkzeug. Erst musste er
sichergehen, dass sich das Gesuchte nicht unter dem Geröll der eingestürzten
Decke verbarg, und sich durch den Schutthaufen graben. Schneller und schneller
grub er, er scharrte sich förmlich in die Erde hinein, gierig nach dem Schatz.
Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht.
    Als er von Neuem die Schaufel
ins Erdreich stieß, traf sie auf etwas Hartes. Gierig wühlte er mit den Händen
den Gegenstand vorsichtig heraus. Als er ihn näher betrachtete, fuhr er mit
einem Ausruf des Schreckens zurück. Vor ihm lag... ein Skelett!
    War hier einst ein Mord
geschehen? Dann konnte auch der Schatz nicht weit sein. Er wühlte aufgeregt in
der Erde. Schnell war klar, dass es sich nicht um die sterblichen Überreste
eines Menschen handelte. Vor ihm lag die lang gestreckte Gestalt eines
schlangenförmigen Lebewesens — oder besser, was von ihm übrig war. Deutlich
konnte er im Licht der Lampe Schädel, Wirbelsäule und Rippen erkennen.

    »Donnerwetter!« Er pfiff durch
die Zähne. »Das Ding misst ja mindestens zwei Meter.«
    Der Mann bückte sich und griff
danach. In diesem Moment verletzte er sich an einem der scharfen Eckzähne des
Gebisses. Sofort lief Blut aus der Wunde. »Mist!«, kam es einsilbig. Eine Wunde
fehlte ihm gerade noch! Sein Fluchen wurde durch ein Geräusch gestört, das er
im Unterbewusstsein schon länger vernommen hatte. Jetzt aber rief es seine
Aufmerksamkeit wach.
    Hammerschläge erklangen ganz in
der Nähe, offenbar hinter der Mauer. Jemand schien sie mit Gewalt aufzubrechen!
    »Teufel noch mal!«, flüsterte
er. »Ist mir da jemand auf die Schliche gekommen?«
    Das Hämmern hatte aufgehört,
und er erkannte an dem Schürfen und Wuchten,
dass man ein Brecheisen angesetzt hatte. Schnell löschte er seine Lampe. Im
Dunkeln konnte er sich leichter verbergen.
    Gespannt verfolgte er die
Geräusche. Von der anderen Seite her wurde die Mauer wirklich aufgestemmt. Er
unterschied deutlich zwei männliche Stimmen und fühlte auch einen plötzlichen
Durchzug.
    Was war das nur? Er lauschte
angestrengt. Er spürte plötzlich, dass etwas lautlos auf ihn zukam.
    Alle
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